Hilchenbach. .
Hans-Peter Hasenstab kandidiert nicht wieder als Bürgermeister. Zehn Zeilen lang ist die Pressemitteilung aus dem Rathaus, die Hasenstab am Dienstagmorgen nach einem Gespräch mit den Fraktionsspitzen von UWG, Grünen und FDP verbreiten ließ: Er stehe nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung, zu „Gründen, Motiven und Perspektiven“ werde er sich am 25. März im Rat äußern.
Seine Unterstützer bei den Wahlen von 2004 und 2009 habe er frühzeitig einbezogen, damit sie „bereits jetzt“ einen neuen Kandidaten suchen könnten. Er biete seine Unterstützung an „bei der Auswahl eines gemeinsamen, idealerweise parteilosen, unabhängigen und kompetenten Bewerbers um das Bürgermeisteramt, um den Hilchenbacherinnen und Hilchenbachern am 13. September eine gute Wahl zu ermöglichen.“
Dass der 20. Oktober 2015 Hasenstabs letzter Arbeitstag im Rathaus sein würde, dürfte allenfalls die überrascht haben, die noch die Ansage des Bürgermeisters vom 12. Juni 2013 im Kopf hatten: Nein, er werde sich nicht gemeinsam mit dem Rat vorzeitig im Mai 2014 zur Wahl stellen, und ja, er werde auch 2015 wieder antreten, „wenn ich gesund und fit bleibe“. Bereits im vorigen Sommer ließ Hasenstab dann allerdings erstmals durchblicken, dass sich seine Freude am Nothaushalt und an einer gegen den Bürgermeister gerichteten Ratsmehrheit in Grenzen hält. In den letzten Wochen machten UWG, Grüne und FDP Druck. Nachdem die SPD mit Sven Wengenroth ihren Kandidaten gekürt hatte, wollten die drei Fraktionen wissen, woran sie mit Hasenstab sind: 2004 hatten sie den Magistratsbeamten aus dem hessischen Rodgau per Zeitungsanzeige nach Hilchenbach gelockt.
Bürger sollen wählen können
„Schleunigst“ würden die drei Fraktionen nun miteinander beraten, sagt Heinz-Jürgen Völkel (UWG), der sich von Hasenstabs Mitteilung „überrascht“ fühlt: „Wir wollen auf keinen Fall, dass nur ein Kandidat auf dem Wahlzettel steht.“ „Das muss eine Person sein, die parteiunabhängig ist, damit sie von allen getragen werden kann“, sagt Dr. Peter Neuhaus (Grüne). Mit Hasenstab hätten die Grünen eine „gute Zeit“ gehabt, wenngleich sie sich von ihm mehr Respekt gegenüber der Kommunalpolitik gewünscht hätten. Ernst Heinrich Hofmann (FDP) lässt durchblicken, dass er sich eine Neuauflage des Bündnisses von 2004 vorstellen kann: „Es war nicht ganz einfach, aber es hat funktioniert.“
Lebendig werden in diesen Tagen auch wieder Erinnerungen, dass aus dem Dreier-Bund von 2004 ein Quartett hätte werden können — als Unabhängige hätten UWG, Grüne und FDP gemeinsam mit der CDU Renate Gehrmann unterstützt, die postwendend auf CDU-Ticket gegen Hans-Peter Hasenstab unterlag. Zu solchen Blütenträumen gibt es aber elf Jahre später wenig Anlass: Erst am letzten Wochenende haben SPD und CDU ihren bierseligen Zug durch die Gemeinde zu vorgerückter Stunde auf Facebook dokumentiert: „Agenda Hilchenbach 2020 steht.“
Kommentar: Unsentimental
Was ihn aus dem Rathaus treibt, wird Hans-Peter Hasenstab in drei Wochen verraten. Vielleicht wird er die gegen ihn gerichtete Politik der im vorigen Mai entstandenen neuen Ratsmehrheit als Grund benennen. Das wäre nachvollziehbar, aber nicht ehrlich. Denn um die Politik im Allgemeinen und den Rat im Besonderen hat dieser Bürgermeister sich auch in seinen guten Zeiten wenig geschert. Gerade seine Unterstützer-Fraktionen von 2004 können davon ein Lied singen.
Hans-Peter Hasenstab hat sich nie als sonderlich sentimental erwiesen. Nicht, was Bräuche und Institutionen in der Stadt angeht. Und jetzt wohl auch nicht mit Blick auf sich selbst und das Amt, mit dem andere wohl respektvoller umgehen würden: Er hat offensichtlich einfach keine Lust mehr. An seinen Verdiensten um Hilchenbach ändert das aber nichts. Bilanz gezogen wird später.