Siegen. . Das ehemalige Kreiswehrersatzamt an der Tiergartenstraße ist als zusätzliche Flüchtlingsunterkunft vorgesehen. Die Stadt Siegen ist zuversichtlich, dass es klappt.

Bis zu 80 Menschen sollen dort nach momentaner Planung eine Bleibe finden. Die Verwaltung geht nach aktuellem Stand der Verhandlungen davon aus, dass eine zeitnahe Nutzung möglich ist: „Es gibt im Moment keine Hinderungsgründe mehr“, sagte André Schmidt, Leiter des Fachbereichs „Kinder, Jugend und Familien, Bildung, Soziales, Wohnen“, gestern beim Pressegespräch im Siegener Rathaus.

Der Bund stellt die Immobilie mietfrei zur Verfügung. Die Stadt muss die Kosten für die Herrichtung tragen, geht dabei aber von „überschaubarem Aufwand“ aus. Die Suche nach geeigneten Objekten für die Unterbringung von Flüchtlingen läuft angesichts steigender Zahlen seit 2013 verstärkt. Ein Ergebnis war die Inbetriebnahme der Übergangseinrichtung am Dreesch mit 25 Plätzen. Nicht nur diese ist allerdings inzwischen überbelegt.

Die Bereitstellung weiteren Wohnraums sei „drängendstes Problem“, betont Bürgermeister Steffen Mues. Der Bedarf steigt: Im Jahr 2014 wurden der Stadt mit 219 Flüchtlingen und Asylbewerbern fast drei Mal so viele zugewiesen wie im Jahr 2012 (71). 2015 geht die Kurve weiter nach oben: Bisher gab es – Stand gestern Morgen – 87 Zuweisungen; zehn allein am Montag.

Um der Unterbringungsverpflichtung auch kurzfristig nachkommen zu können, hat die Stadt vorübergehend das Kreissportheim am Glück-Auf-Sportplatz angemietet. Dort sind zwölf Menschen aufgenommen worden. Die Überlegungen, Turn- oder Sporthallen für diesen Zweck zu nutzen, sind damit laut einer Verwaltungsvorlage einstweilen zurückgestellt.

Integration in den Stadtteilen

Auf dem freien Wohnungsmarkt hat die Stadt zudem aktuell 13 Objekte unterschiedlicher Größe für insgesamt 63 Menschen angemietet. Ab dem 1. März stehen in einem Gebäude auf einem Firmengelände in der Fludersbach Kapazitäten für 18 Personen zur Verfügung.

Um mittel- bis langfristig den Bedarf decken zu können, appelliert die Stadt weiterhin an private und institutionelle Wohnungseigentümer. „Wir wissen, dass es freie Wohnungen gibt“, sagt Bürgermeister Mues. In jedem Fall gehe es – auch bei kurzfristigen Anmietungen – „nicht nur um eine Unterkunft für einige Monate, sondern auch um die Möglichkeit, sich wohlzufühlen.“ Die Unterbringung in Wohnungen sei „die beste Form von Integration, die man sich vorstellen kann“, sagt Mues. Flüchtlinge und Siegener kämen auf diese Art einfacher miteinander in Kontakt, als dies bei großen Unterkünften oft der Fall sei.

Sukzessiver Einzug

Eine dezentrale Unterbringung, bei der „bestimmte Belegungsgrade“ in den Stadtteilen nicht überschritten werden sollen – wie André Schmidt erklärt – soll einer Ghettoisierung zusätzlich vorbeugen. Das Kreiswehrersatzamt etwa sei „ein Riesengebäude, das wir nicht komplett belegen können und wollen“. Die Nutzung solle zudem sukzessive vorangehen. Zum Start werden Räume für rund 20 Menschen hergerichtet.

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