Walpersdorf. . Die Köhler überholen Schützen und Hauberg auf dem Weg in deutsche Unesco-Liste. Bewerbung vor zwei Jahren eingereicht. Mit Erfolg.
„Das ist schon etwas Besonderes für unsere Region.“ Findet Reinhold Wagener und sagt das in allzu großer Bescheidenheit. Immerhin birgt Walpersdorf nun einen Teil des Unesco-Kulturerbes. Zwar „nur“ des „immateriellen Kulturerbes“, einer neuen, nationalen Liste, die soeben mit den ersten 27 Eintragungen angelegt worden ist und nicht in derselben Liga wie Kölner Dom und Wattenmeer im „Welterbe“ spielen.
Aber dennoch da, wohin es zwar nun der rheinische Karneval und die schwäbische Fastnacht, nicht jedoch das Schützenwesen geschafft hat. „Davon wussten wir gar nichts“, erinnert sich Reinhold Wagener an den Beginn des Bewerbungsverfahrens vor zwei Jahren, das von der Kultusministerkonferenz entschieden worden ist.
Die Familie Wagener ist die letzte Köhlerfamilie in Nordrhein-Westfalen. Reinhold und Christiane Wagener bauen ihre Meiler in einem Seitental der Sieg, Cousin Bruno in der Nähe des Wanderparkplatzes an der Landstraße zur Siegquelle.
Reinhold Wagener gehört dem Präsidium des Europäischen Köhlervereins an, der seinen Sitz im Erzgebirge hat. Kein Zufall, denn dort gibt es noch viele Köhler, die das auf die Eisenzeit zurückgehende Verfahren der Herstellung von Holzkohle ausüben: „Vor der Wende haben die damit ihre Devisen gemacht“, berichtet Reinhold Wagener, der das Handwerk bei seinem Vater Paul Wagener gelernt hat, dem letzten hauptberuflichen Köhler des Meilerdorfs.
Stolz auf den Nachwuchs
Gesellen und Meister haben die Köhler hier nicht. „Wir hatten hier ja nie eine Zunft.“ Für Reinhold Wagener ist der Meiler nur Nebenerwerb gewesen. Bis er in Rente ging, war er Leiter der Instandhaltung bei BGH Edelstahl — irgendwie aber auch wieder nicht ganz fern von seinen Wurzeln: Holzkohle aus den Meilern hat die Schmiedefeuer über Jahrhunderte angeheizt, bevor Steinkohle und Gas ihr als Energieträger den Rang abliefen. Gebaut werden die Meiler natürlich mit Holz aus dem Hauberg. „Diese Kultur ist die nachhaltigste, die Menschen überhaupt entwickelt haben“, betont Wagener. Auch diese Form der Niederwaldbewirtschaftung ist als Kandidat für das immaterielle Kulturerbe im Gespräch; möglicherweise stellt der Arbeitskreis der Siegerländer Hauberge den Antrag im nächsten Jahr — vielleicht sind die Köhler dann schon eine Klasse höher, auf der Weltliste. Dorthin unterwegs sind auch schon ihre österreichischen Kollegen, die bereits vor drei Jahren in die Kulturerbe-Liste ihres Landes aufgenommen wurden.
Ein bis zwei Mal im Jahr baut Reinhold Wagener noch einen Meiler auf. „Öfter nicht, dafür ist das zu anstrengend.“ Immerhin muss er für die acht bis zehn Tage, in denen das Holz verkohlt, in die kleine Köhlerhütte ziehen, um das Feuer zu bewachen. Sorge, dass diese Kunst der Holzkohlenherstellung früher oder später verloren geht, macht sich Wagener nicht. Am Niederrhein gibt es noch eine Schauköhlerei, wo alle zwei Jahre ein Meiler aufgebaut wird. „Die sind von uns infiziert worden.“
Viel wichtiger noch ist aber das, was im eigenen Ort gelingt. „Es haben sich ein paar junge Leute gefunden, die begeistert dabei sind“, berichtet Wagener. Ganz offensichtlich sind die Nachwuchskräfte aus den Reihen des Heimatvereins auch gelehrige Schüler. Sie haben inzwischen einmal ganz allein Holzkohle gebrannt, ohne dass der Senior dabei war. Reinhold Wagener hat sich über das Ergebnis gefreut: „Das haben sie gut gemacht, die Jungs.“
Weitere Fakten:
- Fünf Kilometer lang ist der Köhlerpfad, der auf dem Wanderparkplatz beim Meiler von Bruno Wagener an der L 719 beginnt. Er führt ins Siegtal und von dort zur Köhlerhütte von Reinhold Wagener. Schautafeln informieren über die Geschichte der Köhlerfamilie, die Köhlerei selbst, den Hauberg und die Holzkohle.
- Wanderplan und mehr auf der Seite des Heimatvereins:
www.unser-walpersdorf.de
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