Wilgersdorf. . Das Thema Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Gottesdienst wird die Gemeinden im Siegerland noch eine Weile beschäftigen.

Spannungen aushalten – das Thema Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wird die Gemeinden des Kirchenkreises Siegen noch einige Zeit beschäftigen. Nach dem Bericht von Pfarrerin Annegret Mayr von der Landessynode im November gelang es Superintendent Peter Thomas Stuberg zwar, die sich ankündigende Diskussion auf der gestrigen Kreissynode vor dem Ausufern zu bewahren. Aber deutlich wurde: Mit einer Stimme spricht die evangelische Kirche im Siegerland in dieser Frage nicht.

Die westfälische Landeskirche ist zu einer vergleichsweise klugen, in jedem Fall behutsamen Lösung gekommen: Die Segnung homosexueller Paare wurde als Amtshandlung des jeweiligen Pfarrers beschlossen, der dies aber aus Gewissensgründen ablehnen kann. In diesem Fall übernimmt die Superintendentur.

Um Streit vorzubeugen, sollen andere Meinungen anerkannt werden, der Kirchenkreis hatte in der Vergangenheit zu Diskussionsrunden zum Thema eingeladen. Kein Gezerre um das richtige Bibelverständnis, sondern die Botschaft der Liebe Gottes zu allen Geschöpfen stehe im Vordergund, so Mayr. Unerheblich dabei die Diskussion angeboren-erworben – es gehe um Menschen, die ein gemeinsames Leben unter Gottes Zuspruch führen wollen.

Seit Jahrhunderten habe sich die Kirche schuldig an Diskriminierung auf Basis eines leichtfertigen Bibelverständnisses gemacht, an Juden, Frauen, heute Homosexuellen. Hier gelte es sich weiterzuentwickeln, aktuelle Lebensrealitäten anzuerkennen.

Gegner der Segnung fühlten sich in eine Ecke gestellt mit Antisemiten: „Gott liebt die Sünder, aber er verurteilt die Sünde.“

Presbyterium übergangen?

Außerdem werde das Presbyterium als kirchliches Leitungsgremium bei der Entscheidung des Pfarrers zugunsten einer Segnung im gottesdienstlichen Rahmen übergangen. Zudem fürchte man, gerade in pietistisch geprägten Gemeinden, den Zuspruch eher konservativerer Gemeindeglieder zu verlieren.

Das Presbyterium werde auch nicht bei einer zweifelhaften Taufe gefragt, beschied Stuberg. Die Verantwortlichkeit liege beim Pfarrer, natürlich sei es sinnvoll, sich mit dem Presbyterium zu beraten. „Wir bieten die Segnung an“, so Martin Eckey, Kirchengemeinde Olpe, „man muss ja nicht gerade nach Trupbach gehen.“ Die dortige Gemeinde lehnt die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare strikt ab.

Kirchenspaltung bezweifelt

Der Superintendent bezweifelte überdies, ob das Thema wirklich so hoch gehängt werden müsse, dass gleich eine Kirchenspaltung herbeigeredet werde. „Die Spannung, die sich aus verschiedenen Bibelverständnissen ergibt, haben wir bereits in der Vergangenheit mehrmals ausgehalten.“ So wie man sich in die Lebenswelt Jugendlicher hineinversetzen wolle, könne man auch die Lebenswirklichkeit Homosexueller nicht ignorieren, sondern Teilhabe am Gemeindeleben ermöglichen.

Stichwort Jugendarbeit: Das Konzept des Kirchenkreises zur hauptamtlich begleiteten Jugendarbeit wird laut Synodalbeschluss fortgeschrieben. Das Modell wurde 2008 installiert, weil die bisherige Jugendarbeit zu scheitern drohte.

Das Ergebnis der kürzlichen umfangreichen Visitation: Das Modell ist ein Erfolg, wie Pfarrer Rolf Fersterra mitteilte. Dennoch würden Vorgaben der Konstruktion nicht überall umgesetzt bzw. werde der Arbeitsbereich vernachlässigt, so Fersterra. Hier gelte es konzeptionell nachzuschärfen. „Wir dürfen Jugendliche nicht okkupieren, sondern sollten ihnen Entwicklungsräume bieten“, so Stuberg. Es gelte, eine authentische, glaubwürdige Sprache zu finden und den Glauben für den Alltag Jugendlicher zu übersetzen.

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