Siegen. . Auf eine Shisha-Bar in der Koblenzer Straße ist am Donnerstagabend ein Brandanschlag verübt worden. Gegen 23 Uhr werfen Unbekannte einen Molotow-Cocktail in den Laden. Die Flammen schlagen bis an die Zimmerdecke.

Erst am 27. Oktober hatte es einen Anschlagsversuch auf eine Shisha-Bar im nahen Mudersbach gegeben. Die Betreiber kennen sich.

„Das war es für mich. Ich mache nichts mehr in der Gastronomie“, sagt der 21-jährige Betreiber am Tag danach. Er wirkt müde, steht fröstelnd in einem dünnen Pullover auf der Straße vor seiner Bar und zieht an einer Zigarette.

Die Colo Lounge – eigentlich bis 1 Uhr geöffnet – schließt am Donnerstag früher. „Es war nicht viel los“, sagt der Geschäftsführer. Mit zwei weiteren Männern sitzt er in der Bar, als er „ein Klirren“, hört. „Als wäre ein Glas heruntergefallen.“ Einer habe noch jemanden mit einer schwarzen Kapuze gesehen. Der Brandsatz detoniert. Die Flammen breiten sich schnell aus. Die Männer versuchen, den Brand mit einem Feuerlöscher unter Kontrolle zu bringen. Vergeblich. Sie laufen durch eine Hintertür ins Freie, bleiben unverletzt.

Babys in Sicherheit gebracht

Die Feuerwehr trifft kurze Zeit später an der Eintracht ein, beginnt mit den Löscharbeiten und evakuiert das Haus. In den Stockwerken über der Shisha-Bar – vor Jahren hatten die Sportfreunde dort im Gasthof Fischer ihre Vereinskneipe – sind Wohnungen und Fremdenzimmer. „Plötzlich trommelte jemand wie wild an die Tür“, erzählt ein Anwohner. „Vor der Tür standen bestimmt fünf Polizisten, dann mussten wir raus.“ Er habe schnell seine Frau geweckt, sie und Hund Jack geschnappt. Mehr als 20 Menschen, darunter auch Babys, versammeln sich in einem Rettungsbus, der nahe der Siegerlandhalle parkt. Sie können später wieder zurück in ihre Wohnungen. Verletzt wird zum Glück niemand.

Mordkommission ermittelt 

Die Shisha-Bar hingegen ist zerstört. Das Innere komplett verrußt, Fliesen gesprungen, Fenster zerbrochen. Beamer, ein neuer Fernseher, die Kaffeemaschine, die Loungesessel, nichts hat die große Hitze überstanden. Die Polizei beziffert den Sachschaden auf mehrere zehntausend Euro. Der 21-Jährige hatte die Bar erst vor drei Monaten eröffnet, den Laden von einem Bekannten übernommen.

Nach dem Brandanschlag am späten Donnerstagabend beschlagnahmte die Polizei den Tatort.
Nach dem Brandanschlag am späten Donnerstagabend beschlagnahmte die Polizei den Tatort. © Jens Plaum

Wer hinter dem Anschlag – die Mordkommission Hagen ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts und schwerer Brandstiftung – steckt, ist auch am Freitag völlig unklar. Zumindest äußert sich die Polizei nicht weiter zu den Hintergründen. Am Freitagmorgen untersuchen Experten der Spurensicherung den Tatort.

Auch der Betreiber sagt, er habe keine Ahnung, wer „einen Mordanschlag“ auf ihn verübt haben könnte: „Ich habe keinen Stress und keine Probleme mit Leuten und ich verstehe das auch nicht.“ Später erzählt er, dass er vor einem Jahr von zwei Maskierten überfallen wurde. Die Ermittlungen seien eingestellt worden.

Attacke auch in Mudersbach

Am 27. Oktober haben Unbekannte eine Flasche mit Lunte in eine Shisha-Bar im rheinland-pfälzischen Mudersbach geworfen. Der Ort ist nur wenige Kilometer von Siegen entfernt. Die Flüssigkeit entzündete sich nicht. Diese werde jetzt untersucht, teilt die Kriminalpolizei aus Betzdorf auf Anfrage dieser Zeitung mit. Auch, ob es einen Zusammenhang mit dem Brandanschlag in Siegen gibt, so Franz Orthen, Leiter der Betzdorfer Kriminalinspektion. Der Verdacht liegt allerdings nahe, denn der Vorgänger des 21-Jährigen – der ehemalige Betreiber der Shisha-Bar in Siegen – und der Betreiber der Bar in Mudersbach waren Geschäftspartner.

Die Polizei bittet um Hinweise unter 0271/7099-0.

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