Siegen. . Wise Guys, Basta, Maybebop haben der A-cappella-Szene in Deutschland ihre Stempel aufgedrückt – und alle waren in den letzten Wochen in Siegen. Viele haben etwas von ihrem Glanz eingebüßt, vielleicht durch zu häufige Bühnenpräsenz, vielleicht, weil sich der Nachwuchs noch nicht ganz durchsetzen konnte.
Bastas beste Zeit ist seit längerem vorbei, nochmals bestätigt durch einen Auftritt, der viele Fans eher ernüchterte als begeisterte. Aber es gibt sie, die Sterne am Vokalhimmel: Maybebop standen zum dritten Mal auf der Apollo-Bühne. Besser denn je!
Zunächst ein Schnelldurchgang typischer Konzertinhalte: Volkslieder, Nachdenkliches von Liedermachern, Rap. Alles karikiert, liebevoll aber deutlich, bis hin zur CD-Reklame. Und natürlich ein Zugabenblock mit Songs der neuesten CD „Weniger ist mehr“. Alles im Maybebop-Stil, in den zwölf Jahren ihres Bestehens perfektioniert.
Hochlustig, feindosiert, skurril
Hörbar harmonischer Ensemblegesang mit sparsamem, weichem Bassteppich von Sebastian Schröder. Sie verzichten auf die nervenden Percussion-Orgien anderer Gruppen, die im Grunde nur Hintergrund für Sologesang sind. Dass sie das könnten, versteht sich von selbst. Bei einigen Titeln nutzen auch sie die Möglichkeiten technischer Mischpulte, Halleffekte und Stimmverzerrer, aber fein dosiert.
Dazwischen hochlustige, skurrile Moderationen, die die Bemühungen mancher Berufskomiker alt aussehen lassen. So die Bekenntnisse des Basses, er sei „Schrittgummiträger“. Genaueres erspare man dem Berichterstatter. Aber das wird zum Running Gag des Abends. Außerdem bietet Maybebop Gesangstalenten die Möglichkeit mitzumachen. Das kann in die Hose gehen. Doch Florian aus dem Saal traut sich. Er will „Kleiner grauer Falter“ singen. Oliver Gies, musikalischer Kopf der Gruppe: „Das ist mein Solo“, kann sich ins Publikum setzen. Und Florian lässt Oliver für vier Minuten vergessen. Riesiger Beifall.
Ein Markenzeichen von Maybebop-Arrangements: Hörgewohnheiten durchbrechen. So wird aus Dauerhit „Happy“ ein cooler Swing im Stil von Manhattan Transfer: Zum Niederknien! Goethes „Erlkönig“ in Falco-Manier präsentiert bringt jeden Schüler sofort zum Auswendiglernen.
Reggae als Risikospiel
Und dann spielen sie Risiko: Begriffe aus dem Publikum als Reggae gesungen: Wärmegewitter, Winnetou, Siegplatte, Stimmbandentzündung, Schrittgummi. Ob das geht? Und wie, mit der Kreativität eines Oliver Gies und Mitsängern der Klasse von Maybebop.
Standing Ovations, Pfiffe der Begeisterung. Als letzte Zugabe kommt ein Medley von 27 Titeln in knapp vier Minuten, darunter „Atemlos“ und „Ein Hoch auf uns“. Das Publikum ist sich einig: Ein Hoch auf Sebastian Schröder, Oliver Gies, Lukas Teske und Jan Bürger von Maybebop und auf die Wilnsdorfer Sänger, die das alles organisiert haben.