Oberhausen. Wie können Eltern mit ihren Kindern über den Tod sprechen? Experten geben wertvolle Tipps für den Umgang mit einem sensiblen Thema.

Mit ihrem Buch „Knietzsche und der Tod“ erklärt Autorin Anja von Kampen Kindern humorvoll „die normalste Sache der Welt“. Der Protagonist, der kleine Philosoph Knietzsche, lernt in den bunt gestalteten Kapiteln die verschiedensten Fakten zum Tod. Rund um den kleinen Philosophen gibt es bereits kurze Filme, die den Tod auf Augenhöhe mit den Kindern aus der Perspektive eines Kindes erklären. Nun kommt er auch nach Oberhausen: Um jedem Kind kostenfreien Zugang zu umfassendem Wissen über den letzten Teil des Lebens zu ermöglichen, wurde die „Knietzschifizierung“ ins Leben gerufen. Sie kümmert sich um kostenfreien Zugang zu Info-Materialien für Kinder. Ab kommender Woche werden die Bücher auch in Oberhausener Schulbibliotheken erhältlich sein.

Kinder nehmen das neue Angebot überraschend offen an

Die Initiative wurde am Mittwoch in Grundschulen und im Trauerzentrum Brauckmann vorgestellt. Anders als man bei diesem Thema erwarten würde, sorgte sie besonders bei den Kindern für Freude. Schon ab nächster Woche soll in allen Schulbibliotheken Oberhausens ein Knietzsche zu Hause sein. Dafür verantwortlich sind die Bestatter Heiner und Peter Brauckmann. Autorin Anja von Kampen nennt sie gerne die „Möglichmacher“, denn die Brüder finanzieren die Bücher für das Projekt in Oberhausen. „Kinder nehmen das Thema ernst. Es ist erstaunlich, welche positiven Reaktionen und nahezu philosophischen Fragen die Vorstellung des Buchs ausgelöst hat“, sagt Peter Brauckmann.

Bei der Projektvorstellung in Oberhausen, organisiert unter anderem von der schulbibliothekarischen Arbeitsstelle, gaben die Autorin Anja von Kampen und Trauerbegleiterin Nicole Peters-Bokelmann Eltern wertvolle Tipps zum Thema Trauerbegleitung bei Kindern.

Autorin Anja von Kampen mit ihrem Buch Knietsche und der Tod. Foto: Christoph Wojtyczka / Funke Foto Services
Autorin Anja von Kampen mit ihrem Buch Knietsche und der Tod. Foto: Christoph Wojtyczka / Funke Foto Services © Oberhausen | Christoph Wojtyczka

Expertentipps: Kindgerecht zum Thema Tod

Todesfall in der Familie, was jetzt?

Das Wichtigste ist es laut Anja von Kampen, dass die Eltern das Gespräch suchen, „mit ihren Kindern über ihre Gefühle sprechen und Fragen stellen“. Dabei sei es auch kein Problem, wenn einem die Worte fehlen, das sei ganz normal: „Nur weil man Mutter ist, muss es nicht sein, dass man seinem Kind super eloquent die Ängste nehmen kann.“ Dafür empfiehlt die Autorin, sich Hilfe zu suchen, neben den Knietzsche-Filmen und -Büchern gibt es noch anderes Material, was man nutzen kann, um sich inspirieren zu lassen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Tod zu thematisieren?

Wie geht man mit dem Thema Tod um? Trauerbegleiterin Nicole Peters-Bokelmann setzt auf Prävention.
Wie geht man mit dem Thema Tod um? Trauerbegleiterin Nicole Peters-Bokelmann setzt auf Prävention. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Trauerbegleiterin Nicole Peters-Bokelmann, die die Veranstaltungen in Oberhausen begleitete, setzt bei dem Thema Tod besonders auf die Prävention: „Viele Eltern und Bezugspersonen starten mit dem Thema, wenn schon etwas passiert ist. Das macht es einem immer schwerer, wir machen es uns leichter, wenn wir damit schon früher anfangen, das erfordert aber auch Mut.“ Von Kampen empfiehlt, schon ganz kleine Kinder mithilfe von Naturbeobachtungen wie herunterfallende Blätter an den Tod heranzuführen.

Was, wenn sich das Kind verschließt?

Anja von Kampen sagt: „Es gibt kein Kind, das den Tod nicht verstehen will.“ Dazu wirft Nicole Peters-Bokelmann jedoch ein, dass es „immer gute Gründe“ gibt, wenn ein Kind die Nachricht nicht aufnehmen kann oder verdrängt. „Auch da bedarf es, dem Kind mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.“ Ein Auslöser dafür, dass ein Kind sich vor dem Thema verschließt, kann die Traurigkeit der Eltern sein. Denn Kinder merken, wenn ihre Eltern bei einem Thema traurig werden und wollen sie vor diesem Gefühl beschützen. „Da muss man dann als Vater oder Mutter sagen, das sind doch meine Gefühle, die müssen raus und das ist auch in Ordnung. Denn es ist auch in Ordnung, wenn wir weinen, man darf sich nicht als Überinstitution sehen, sondern man ist genauso wie das Kind.“ Der Knackpunkt dabei, Kindern den Tod verständlich zu machen, sei es, den Tod als das zu sehen, was er ist: „Die normalste Sache der Welt.“