Oberhausen. Seit gut einem Jahr setzt Topgolf im Oberhausener Betrieb am Centro Roboter-Kellner ein. Die Erfahrungen mit den Helfern sind durchaus gemischt.

Sie tuckern durch China-Restaurants. Sie fahren im Spezialitäten-Imbiss. Immer mehr Gastronomen setzen in ihren Betrieben sogenannte Roboter-Kellner ein. Programmierte Apparate, die ein oder mehrere Tabletts mit Getränken und Speisen bis zum Tisch fahren. Auch bei Topgolf neben dem Centro Oberhausen sind sie im Einsatz. Aber ist die Technik schon weit genug? Oder ist das elektronische Personal wie aus einem Science-Fiction-Film mehr Gag als Lösung der Personalkrise?

Topgolf-Chef Patrick Davis hat bereits im August 2022 drei solcher Geräte angeschafft. Staubfänger sind die elektronischen Helfer auf der Freizeit-Anlage nicht gerade. Er sagt: „Unsere Servier-Roboter absolvieren im Jahr rund 4000 Kilometer. Eine Million Getränke sind auf diese Weise bereits ausgeliefert worden.“

Aus der Entfernung sieht der etwa ein Meter hohe, rundlich geformte Apparat zunächst kaum nach Kellner aus, sondern eher wie ein Regalturm. Zwei, drei Tabletts lassen sich im Inneren des Geräts wie bei der Geschirr-Rückgabe in der Kantine befüllen. Direkt am Apparat gibt es kein Knopf-Inferno, sondern: ein putziges Katzengesicht.

Servier-Kellner: Roboter muss den Weg zum Gast erst lernen

Bella, wie die mechanische Servierhilfe vom Topgolf-Personal nur genannt wird, kann nämlich sprechen. Das große Auswahldisplay im Kopf des Roboters schaltet zwischendurch auf Katzen-Mimik um. Mit Kulleraugen und Schnurrhaaren. „Vor allem Kinder werden darauf natürlich aufmerksam“, sagt Davis. „Viele Familien schießen gemeinsame Fotos. Oder fragen gezielt, ob sie vom Servier-Roboter bedient werden können.“

Damit dies auch klappt, muss die Maschine vorher ordentlich pauken. Die Strecke bis zum Gast klappt nur, wenn der Roboter weiß, wie er sich bewegen soll. „Den kompletten Lageplan hat unsere IT vorher eingespeist.“ Topgolf setzt die Roboter auf einem Teil ihrer 102 nummerierte Spielbuchten ein, die „Bays“ heißen. Die Barkeeper beladen die Helferin mit Cocktails, Bier und Softdrinks. Geben dann die Bay-Nummer ein. Und ab geht die Reise.

Zunächst fällt auf: Ein Geschwindigkeitswunder ist der Servier-Roboter nicht. Gemächlich rollt Bella über die Gänge. Kein Wunder: Schließlich soll der aufgeladene Kaffee nicht überschwappen. Und wartenden Besucherinnen und Besuchern soll auch nicht vors Knie gestoßen werden.

Servier-Kellner: „Vorsicht“ bis „Danke schön“ - Katze kann sprechen

Dafür werden Hindernisse erstaunlich souverän umsteuert. Wenn Fußgänger in die Quere kommen, macht sich die „rollende Katze“ sogar eigenständig bemerkbar. Es schallt hastig: „Vorsicht!“ Aber höflich ist sie schon dabei.

Auch die automatische Glastür zum Außenbereich schafft Bella ohne Probleme. Am Zielort benötigt der Roboter dann aber schon die Mithilfe der Gäste. „Bitte entnehmen Sie ihre Bestellung!“ Dafür gibt es ein „Danke schön“, gefolgt vom „Auf Wiedersehen!“

Patrick Davis: „Roboterunfälle hatten wir bis jetzt noch keine. Die Gäste gehen sehr respektvoll damit um, machen Platz und entnehmen unterwegs keine Getränke.“ Für ihn sind die Servier-Roboter kein Gag, sondern ein sinnvolles Werkzeug im Servicebetrieb. Ersatz für normales Personal sei Bella aber auch nicht.

Denn der Roboter besitzt auch Schwächen. Wenn es auf den Gängen voller wird und sich Menschen mitunter an der Bar drängen, bekommt das System Probleme - und kommt kaum voran. „Darum setzen wir die Servier-Roboter nicht zu den Hauptzeiten am Wochenende ein.“

Und: Auch wenn der Roboter kein Gehalt bezieht, müssen Wirte trotzdem tief in die Tasche greifen. Eine Servierhilfe kostet in der Anschaffung meist rund 16.000 Euro.

Servier-Kellner: Rollender Roboter benötigt jeden Tag frischen Saft

Etwas Pflege muss sein. Einmal am Tag lädt der Akku. Der Support des chinesischen Herstellers Pudu Robotics repariert defekte Maschinen. Kleinere Wehwehchen, wie verdreckte Räder, übernimmt Topgolf selbst.

Auch wenn bei Topgolf selbst die Golfbälle mit Computerchip gefüllt sind, sei die persönliche Ansprache weiterhin wichtig. Bella ist bei Topgolf darum eine reine Lieferantin. „Die Bestellungen nimmt unser Personal immer persönlich auf, beantwortet Fragen und gibt Empfehlungen.“ Wer darauf keinen Wert legt, kann auch per Handy durch QR-Codes auf den Tischen bestellen.

>>> Topgolf Oberhausen beschäftigt 280 Mitarbeitende im Service

Drei Roboter-Kellner sind in der Freizeitanlage Topgolf am Brammenring im Einsatz. Das menschliche Personal ist allerdings klar in der Überzahl.

Rund 280 Service-Mitarbeitende beschäftigt Topgolf Oberhausen derzeit. Davon 60 Prozent in Vollzeit. 30 Prozent in Teilzeit und zehn Prozent als Aushilfen.