Herdringen.. Dem Kochgeschirr-Hersteller Berndes droht die Insolvenz. Die Unternehmensgruppe, die am Herdringer Firmensitz rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, ist in Liquiditätsschwierigkeiten geraten.
Eine Insolvenz der Berndes-Gruppe ist nach Unternehmensangaben wahrscheinlich nicht mehr zu vermeiden, nachdem die Firmeneigentümerin, die Dortmunder Investorengesellschaft CFC, nicht im erhofften Zeitraum die Gewinnzone erreicht hatte. CFC hatte 2006 das Unternehmen mehrheitlich erworben und musste 2010 (nach eigenen Angaben) noch einen Verlust von 6,1 Mio. Euro (EBITDA) bei Berndes verbuchen. Im Jahr 2011 konnte durch neue Produkt- und Vermarktungsstrategien der Ertrag zwar um 4,4 Mio. Euro verbessert werden, doch letztlich blieb noch ein Verlust von 1,7 Mio. Euro. „Wegen Sortimentsumstellung und Lieferengpässen dauert Berndes’ Weg zur Profitabilität länger als wir erwartet hatten“, berichtete Berndes-Geschäftsführer Marcus Linnepe, der auch CFC-Mitgesellschafter ist.
Die Ertragssteigerung wertet Linnepe als Beleg für die richtige Geschäftsstrategie, die Linnepe auch fortsetzen wollte, doch hier bahnte sich dann ein Liquiditätsengpass an. Um diesem zu begegnen, wollte CFC seine Elektroniksparte verkaufen, doch der erzielbare Verkaufserlös blieb weit hinter den Erwartungen zurück, so dass letztlich die Elektroniksparte doch nicht verkauft wurde. Linnepes gleichzeitiges Bemühen, andere Investoren für Berndes zu gewinnen, scheiterte. „Wir führten sehr zielführende Gespräche mit einem potenziellen Partner, doch vor wenigen Tagen scheiterte jedoch die bereits mündlich gegebene Finanzierungszusage dieses Partners, da die letztinstanzlichen Gremien der Lösung nicht zustimmten. Diese Entscheidung hat uns komplett überrascht“, heißt es in einem Brief an die Aktionäre und die Berndes-Mitarbeiter, den CFC am 28. Juni auf der Internet-Seite http://www.cfc.eu.com/55-0-Corporate+News.html veröffentlichte.
Von dieser Mitteilung wurde am Freitag Betriebsratsvorsitzender Willi Spiegel überrascht, als die Westfalenpost ihn darauf ansprach. Er kannte die Mitteilung nicht. Auf Rückfrage der Westfalenpost sah Linnepe diese Mitteilung aber nicht als Überraschungscoup an, weil er die Belegschaft regelmäßig über die geschäftliche Situation informiere.
Marcus Linnepe schließt zwar nicht aus, dass die Heinrich Berndes Haushaltstechnik GmbH & Co KG in den nächsten Tagen Insolvenz anmeldet, doch selbst wenn dies passieren würde, müsse dies nicht das Aus für Berndes bedeuten. Linnepe meint: „Wir führen mit Investoren konstruktive Gespräche über betriebliche Fortführungskonzepte aus der Insolvenz heraus. Für Berndes sehe ich gute Chancen, im Rahmen einer Fortführung aus der Insolvenz die erreichten Fortschritte zu nutzen, um langfristig am Markt erfolgreich zu sein. Der drohende Insolvenzantrag ist nicht die Folge einer unzureichenden Marktpositionierung, sondern von Verzögerungen und nicht realisierbaren Finanzierungsbemühungen.“ Marcus Linnepe ist davon überzeugt, dass die Geschäfte fortgeführt werden und die Produktion weiterläuft. Alle Fachhandelspartner würden somit weiterhin zuverlässig beliefert werden.