Arnsberg.

Mit der Vernehmung der Angeklagten begann am Dienstag vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Arnsberg der Prozess um den Doppel-Banküberfall auf die Sparkassen-Filiale in der Clemens-August-Straße am 2. und 12. Dezember. Beide Arnsberger Täter gestehen ihre Tat.

Sichtlich nervös betreten die Bankräuber Johann L. und sein Kumpane Frank G. (Namen geändert) den Gerichtssaal, werden der Handschellen entledigt und nehmen Platz neben ihren Anwälten. L. ist präsent, überspielt die Anspannung und zwinkert seiner Lebensgefährtin in der ersten Zuschauerreihe mehrfach zu. G. wirkt in sich gekehrter - zumindest bis der leitende Richter Willi-Kurt Erdmann ihn zu seinem Lebenslauf befragt. Dann nämlich erzählt er ausschweifend eine Geschichte von erzkatholischer Erziehung, Schulabbruch, wechselhaften beruflichen Tätigkeiten und einer langen und vielfältigen Drogenkarriere. Auf die kann auch der Mittäter zurückblicken. Der Drogenkonsum und daraus resultierende finanzielle Engpässe kommen immer wieder zur Sprache.

Bei einer gemeinsamen Freundin haben sich G. und L. erst rund ein Jahr vor der Tat kennengelernt. L. saß zwischen 2001 und 2004 bereits einmal im Knast wegen eines Banküberfalls. Auch damals war Erdmann sein Richter gewesen. Nach der Haftentlassung folgte bei ihm eine Zeit der beruflichen und auch familiären Stabilisierung, ehe im Jahr 2010 nach einem Burn-Out, gesteigertem Drogen- und Medikamentenkonsum und der Trennung von der Frau der große Zusammenbruch kam.

Kurz wohnten die beiden nun vor Gericht stehenden Bankräuber bei der gemeinsamen Freundin, zogen dann aber auf die Straße und lebten zusammen in den Wochen vor den beiden Banküberfällen nach eigenen Angaben in einem Pkw. Beide belasteten Schulden in Höhe eines hohen vierstelligen Betrags in einem Dortmunder Dealer-Café. Dessen Betreiber K. habe großen Druck ausgeübt. Es entstand die Idee des Banküberfalls. „Ich wusste, dass da in Arnsberg das Geld so offen rum liegt“, so G.. Kurz vorher eingeweiht worden war nach Aussagen von L. auch ein in Bad Lippspringe lebender Freund (Herr Z.). Bei ihm verbrachten die Bankräuber die Nacht vor der ersten Tat, fuhren mit einem geliehenen Pkw nach Alt-Arnsberg und bereiteten den Überfall vor. Eine defekte Schreckschusspistole war vorhanden, Sturmhauben wurden besorgt und ein Beil noch auf dem Weg gekauft.

„Wir haben den ganzen Tag über Drogen konsumiert“, erzählt G. Dann seien beide lange vor der Sparkasse hin und her gelaufen, ehe sie den Überfall gestartet hätten. G. blieb mit dem Beil an der Tür, L. forderte mit der Pistole die Herausgabe des Geldes. Über Oeventrop und Freienohl flüchteten beide mit dem Auto dann in Richtung Paderborn. Bei Herrn Z. „versteckten“ sie offenbar den Großteil ihrer über 40.000 Euro hohen Beute. Geld, das sie aber nie wiedersahen. Mit rund 12.000 Euro machten beide sich auf den Weg nach Dortmund, um ihre Schulden beim Dealer K. zu begleichen und es sich gut gehen zu lassen. „Diese Tage waren dann wie im Rausch“, erzählt G. Schnell war das Geld aufgebraucht - und Herr Z. wusste nicht, wo die bei ihm gelagerte Beute abgeblieben war. Bis heute ist das Geld nicht aufgetaucht.

Der zweifelhafte Freund Z. soll am Freitag in Arnsberg in den Zeugenstand des Landgerichts gerufen werden. Wiederum, so behaupteten die Täter vor Gericht, habe der Dealer K. sie zu einem Bankraub animiert. Sie wählten 15 Tage später die selbe Bank und das gleiche Tatmuster.