Arnsberg. . Draußen strahlt die Sonne und drinnen strahlt Heinz Vollmer-Lentmann mit ihr um die Wette. Der 54-Jährige sieht mit Freude, wie der Stromzähler sich fleißig dreht. Denn der zeigt keinen Stromverbrauch an, sondern zählt Strom aus der Kraft der Sonne, der von ihm ins Netz eingespeist wird.

Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt der Architekt und Landwirt aus Müschede auf die Stromerzeugung durch Photovoltaik, fügt Jahr für Jahr neue Anlagen hinzu. Die Erkenntnis, dass das mit der Atomkraft nicht richtig sein könne, sei ihm schon als junger Soldat gekommen, als er am Zaun des Atomkraftwerks Kalkar 100.000 Demonstranten auf sich zukommen sah, erzählt der Müscheder.

Er zog Konsequenzen und widmete sich in den 90-er Jahren zunächst der Windenergie, baute mit Partnern drei Anlagen. Windräder waren ihm dann aber zu groß und zu schwierig, er sattelte um auf Sonnenenergie. „Es war der ideale Zeitpunkt, kurz darauf kam das Erneuerbare-Energie-Gesetz, das die Einspeisung ins Netz regelte,“ erinnert er sich.

Der Müscheder hatte den Familienbauernhof am Krakeloh, der zu den vier großen alten Müscheder Höfen gehört und sich historisch über 1000 Jahre nachweisen lässt, in mehr als zwei Dutzend Wohnungen umgebaut und stattete die Dächer von Haupt- und Nebengebäuden mit Solarmodulen aus - insgesamt auf einer Fläche von über 600 Quadratmetern und mit einer Leistung von 90 kWp. „Das würde reichen, um den Strombedarf aller Wohnungen zu decken.“

Schritt für Schritt ausgebaut

Ebenso bedächtig wie konsequent verfolgte der Müscheder in den nächsten Jahren sein Schritt-für-Schritt-Konzept, baute Photovoltaik-Anlagen auch auf seinen anderen Immobilien zwischen Sundern und Werl, auf den Häusern von Verwandten und Freunden und errichtete schließlich mit Geschäftspartnern den Energiepark in Hüsten, die derzeit größte Photovoltaikanlage der Stadt auf den Dächern der einstigen Hustadt-Leuchtenfabrik, die jetzt ein Dutzend neue Unternehmen beherbergt.

Heinz Vollmer-Lentmann aus Müschede
Heinz Vollmer-Lentmann aus Müschede © WR

Heinz Vollmer-Lentmann hat sich nicht davon schrecken lassen, dass der Solaratlas für Deutschland dem Sauerland mit die ungünstigsten Voraussetzungen für Sonnenenergienutzung bescheinigt. „Viele Wolken hier,“ weiß er. Vor allem am Rhein, in Teilen Sachsens und in Süddeutschland scheine die Sonne weit intensiver. Deshalb hat er seine ersten Anlagen auch alle nach Süden oder Südosten ausgerichtet und den Idealwinkel von 15 Grad Dachneigung angestrebt. Mit der neuesten Generation von Solarmodulen sei heute aber auch in Arnsberg praktisch jedes Dach im Wohn- wie auch im Gewerbebereich nutzbar, erklärt er, außer steilen Norddächern und natürlich Dächern, die beschattet werden.

Bis heute ärgert sich der Architekt, dass er den großen Car-Port am Krakeloh selbst mit einem Norddach geplant hat und so viel Fläche für die Sonnenenergie verschenkt. Die bisher als unrentabel eingestufte Dachlandschaft seines eigenen Wohnhauses aus den 70-er Jahren will er dagegen demnächst mit der neuesten Technologie bestücken. Technologie, die nicht nur immer effizienter wird, sondern auch immer preiswerter. Rund 450.000 Euro habe er damals für die Photovoltaikanlagen am Krakeloh investiert, heute bekäme er diese trotz stark gestiegener Aluminiumpreise und Arbeitskosten für weniger als die Hälfte.

Vielleicht sogar Strom exportieren

Heinz Vollmer-Lentmann ist überzeugt, dass sich die Technologie so rasant weiterentwickelt wie im letzten Jahrzehnt und dass vielleicht schon 2020 das Speicherproblem - tags Strom erzeugen und nachts verbrauchen- gelöst ist. „Wenn dann alle mitmachen, könnten wir Strom sogar exportieren.“

Bis dahin, dass ist ihm klar, ist aber noch Überzeugungsarbeit notwendig. So kennt der Müscheder nicht wenige noch recht frische Neubaugebiete, in denen höchstens eine handvoll Hausbesitzer etwas mit Solarenergie gemacht haben. Das enttäuscht. Denn er ist überzeugt: „Das kann jeder!“ Die Investitionen bei einem Einfamilienhaus seien nicht größer als für ein halbes neues Auto, betont er immer wieder. Geld, dass man derzeit nach elf bis dreizehn Jahren, im günstigsten Fall sogar schon nach acht Jahren wieder raus habe. Danach sei Sonnenenergie kostenlos. Zudem sei dies eine Investition, die vom Staat mit günstigen Krediten unterstützt und nach seiner Erfahrung von den heimischen Banken gerne finanziert werde.

Auch die praktischen Erfahrungen des Müscheders mit seinen Photovoltaikanlagen sind durchweg positiv. Einen Gewährleistungsfall habe es gegeben und einen kleinen Sturmschaden. Die Reinigung überlasse er dem Schnee und Regen. Von Vandalismus und Diebstahl sei er glücklicherweise verschont geblieben. Man dürfe aber nicht leichtsinnig sein. Er habe alle Anlagen speziell gesichert, die nicht unzugänglich auf hohen Dächern oder im direkten Wohnbereich liegen. Auch ein täglicher Blick auf die Steuerungsgeräte und die grünen Lämpchen solle sein. Denn wenn mal etwas nicht laufe, koste das sofort Geld. Und rechnen solle es sich schon.

So funktioniert eine Photovoltaik-Anlage:
Hier gibt’s eine Grafik der Agentur für Erneuerbare Energie:
http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/technische_Skizze_-_Photovoltaik_02.jpg

Technische Skizze Energie Photovoltaik
Technische Skizze Energie Photovoltaik © WR