Arnsberg. .

Die Geothermie-Bohrung in Hüsten droht zum millionenteuren Rohrkrepierer zu werden. Noch immer haben die Stadtwerke Arnsberg kein Rohr in das 2835 Meter tiefe Loch hinein bekommen, um damit warmes Wasser an die Oberfläche zu holen.

Offenbar behindern Diskussionen um einen nicht eindeutig formulierten Vertrag die weiteren Arbeiten. Derweil hat Stadtwerke-Chef Midderhoff das Projekt zur Geheimsache erklärt. Nichtmals der Aufsichtsrat weiß wirklich, was Stand der Dinge ist.

Auch Schweigen kann beredsam sein. Wer von offizieller Seite derzeit etwas zum Stand des Arnsberger Geothermie-Projektes erfahren will, steht vor verschlossenen Türen. „Keine Auskünfte“ wolle er erteilen, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Arnsberg, Ulrich Midderhoff. Selbst Hinweise darauf, dass die Stadtwerke als öffentlich-rechtliches Unternehmen zu Auskünften verpflichtet sind, helfen bei Midderhoff nicht weiter. Und Andreas Tönies, Geschäftsführer der Bohrfirma Daldrup, der noch im November gern für Interviews bereit stand, beruft sich jetzt auf „vertraglich vereinbarte Verschwiegenheitspflichten“.

Rohr brach im Loch ab

Das deutet auf noch größere Schwierigkeiten hin, als bislang bekannt waren. Und die waren ohnehin groß genug. Das ehrgeizige Pilotprojekt „Geothermiebohrung“ ist bislang gekennzeichnet durch Pannen und Pech.

Auch interessant

2005 war in Hüsten mit der Bohrung nach Erdwärme begonnen worden. Das warme Wasser, so war das Konzept, sollte die Heizkosten des Erlebnisbades NASS senken helfen. Doch erst stieß man auf Sole statt warmen Wassers, und als endlich der Bohrer ein 2835 Meter tiefes Loch geschaffen hatte, da brach das Rohr ab, das die warme Quelle anzapfen sollte. Seitdem ruht das vermutlich teuerste Loch Nordrhein-Westfalens, denn auch bei einem vergleichbaren Projekt in Aachen war man daran gescheitert, ein Förderrohr im Boden zu versenken.

Im Dezember keimte neue Hoffnung auf: Nach Informationen der WAZ Mediengruppe gab der Aufsichtsrat der Stadtwerke in seiner Vorweihnachts-Sitzung grünes Licht für einen neuen Versuch mit einem Rohr aus neuem Material. Doch: An der Baustelle tut sich immer noch nichts. „Ich weiß auch nicht, was los ist“, lauten übereinstimmend ratlose Äußerungen mehrerer Aufsichtsratsmitglieder. „Midderhoff hat ein Kommunikationsproblem“, ärgern sich Mitglieder aus dem Gremium.

Vermutet wird, dass die Stadtwerke-Geschäftsführung mit Daldrup nicht klar kommt, wer das Risiko des Versuches trägt: Was passiert, wenn wieder das Rohr abbricht oder nicht weit genug versenkt werden kann?

Wer zahlt die Verluste?

Offen ist wohl auch noch die Frage, wer für den Einnahmeausfall der Stadtwerke aufkommt. Eigentlich sollte schon seit Jahren Energie aus dem Erdinnern von den Stadtwerken ans NASS verkauft werden. Stattdessen muss auf dem Markt Erdgas teuer eingekauft werden. Kein gutes Geschäft.Und Geld ist offenbar auch schon in großem Maße an die Bohrfirma geflossen: Von insgesamt mal anvisierten 3,35 Millionen Euro dürfte schon ein erheblicher Teil an Daldrup überwiesen sein. Wie viel, will Midderhoff nicht sagen. Auch das ist Geheimsache.