Arnsberg. .

Eigentlich ein Traum für Jugendliche. Der Raum im ehemaligen Bruchhausener Gemeindehaus lässt für eine zünftige Lan- und Computerspiel-Party keine Wünsche offen. Hier an den zehn Arbeitsplätzen wird aber nicht gezockt, sondern gelernt. „Mitgemacht“ beim Computertreff Bruchhausen - und von den Senioren jede Menge Neues rund um den PC erfahren.

Die Bude ist an diesem Donnerstagmorgen rappelvoll. Tastaturen klimpern, vor den Bildschirmen wird diskutiert und gegrübelt. Die Aufgabenstellung heute: Wir basteln uns einen digitalen Adventskalender - mit musikalischer Untermalung und ineinander gleitenden Bildern. „Das ist schon eine schwierige Aufgabe“, sagt der 71-jährige Gerd Beck. Alles auf Basis von Power Point.

Unerforschtes Land

Kenne ich auch, doch der Blick in die Tiefen des Programms ist auch für mich eine Expedition ins unerforschte Land der Hyperlinks. „Power Point macht man nicht mal eben so“, erklärt Hubert Jochheim. Er ist einer der ehrenamtlichen Gruppenleiter des Treffs. Die Arbeitsaufgaben bereitet er gründlich vor, druckt Anweisungen aus und spielt das benötigte digitale Material auf einen Stick, damit alle Teilnehmer das Handwerkszeug parat haben.

Foto: Ted Jones
Foto: Ted Jones © WP Ted Jones

Zehn Gruppen sind nahezu jeden Morgen im Raum und lernen alles über den PC und seine Anwendungen. Jede Arbeitsgruppe nimmt neun Teilnehmer auf. Der Anleiter hat das Netzwerk in seinen Händen und kann auf einem zentralen PC-Bildschirm alle Schritte vormachen.

Keine Altersgrenze nach oben

Ich bin der Jüngste im Kreis. „Bei uns sind Senioren 55 plus. Nach oben gibt es aber keine Grenze“, erklärt Alfons Hahne. Ihn nennen alle nur den Chef. Er führt auch die Knirpse des benachbarten Kindergartens in die Computerwelt ein. Die sind fast 80 Jahre jünger als Sophia Lüttke (83) - das älteste aktive Mitglied im Computertreff.

Alles wird, wenn möglich, auf Deutsch übersetzt. Nein, hier reden wir nicht von den sogenannten „Digital nativs“, den digitalen Eingeborenen. „Alle fangen bei Null an“, sagt Anleiter Hans-Georg Stoer (Gruppe Internet/Netzwerk). Und sein Kollege Werner Prange (Grundlagen/Anfänger) erzählt von der anfänglichen Suche nach dem An- und Aus-Knopf. „Hier lernen wir, die Maus zu zähmen“, berichtet Alfons Hahne. Später geht es an Dinge, die alle Teilnehmer auch privat gut gebrauchen können: Serienbriefe, Excel-Tabellen, Bildpräsentationen und Videobearbeitung.

Netzwerk-Gemeinschaft

Foto: Ted Jones
Foto: Ted Jones © WP Ted Jones

Mit der Maus komme ich gut klar. Klar doch, im Job arbeitet man am Computer und beherrscht seine Programme. Mehr aber auch nicht. „Die meisten kennen doch nur das, was sie für ihren Beruf brauchen“, enttarnt mich Gruppenleiter Dieter Weisgerber (Grundlagen Word). Die Mitglieder der Donnerstagsgruppe machen mir Mut. „Was wir hier gelernt haben, ist echt spitze“, sagt Rosi Gabriel (64), „und wir sind eine tolle Gemeinschaft“.

In die große Netzwerk-Gemeinschaft der „Social Networks“ trauen sich die Senioren aber noch nicht. „Wir sprechen über die Dinge wie Facebook und die Gefahren“, sagt Trainer Friedel Voß (Grundkurs Office 2007), „davor warnen wir“. Und doch schlägt bei diesem Thema meine große Stunde. Sollte es doch eine Kleinigkeit geben, die ich den digitalen Silberlocken noch vormachen kann? Ich zeige den staunenden Senioren mein Facebook-Profil.