Neheim. . Anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 lädt die Veranstaltergemeinschaft zu einer Ausstellung von Chagall-Bildern in die ehemalige Neheimer Synagoge ein.
Die Veranstaltergemeinschaft zum Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 geht in diesem Jahr wieder einen neuen Weg, um Bürgern aus Arnsberg und Umgebung jüdische Kultur näherzubringen.
Nachdem in früheren Jahren zum Beispiel jüdische Musik, jüdischer Humor oder auch jüdisches Essen thematisiert worden waren, geht es in diesem Jahr um jüdische Malerei. Die Veranstaltergemeinschaft hat sich erfolgreich darum bemüht, Werke des renommierten Malers Marc Chagall in der früheren Neheimer Synagoge (Mendener Straße 35) auszustellen.
Bilder aus Zyklus „La Bible“
44 Original-Lithographien werden von der Osnabrücker Kunsthandlung Hülsmeier für die Austellung zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um den 43 Werke umfassenden, kompletten Chagall-Zyklus „La Bible“ (Bilder zur Bibel) aus dem Jahr 1956 sowie die Lithographie „Die Welt der Bibel“. Bei den Werken werden Könige und Propheten, die Schöpfungsgeschichte und die Frauen des Alten Testaments thematisiert.
Die Kunstwerke werden an Stellwänden in der ehemaligen Neheimer Synagoge präsentiert. Die Ausstellung wird von Bürgermeister Hans-Josef Vogel am Sonntag, 30. Oktober, um 11 Uhr eröffnet. Die Bilder sind dann bis 13. November zu folgenden Zeiten zu sehen: Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr; samstags 10 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr.
Rabbiner hält Vortrag
Zusätzlich wird Rabbiner Efraim Yehoud-Desel aus Münster am Sonntag, 6. November, um 17 Uhr im neuen evangelischen Gemeindehaus an der Burgstraße über das Thema referieren: „Das Judentum durch die Bilder Marc Chagalls erläutert“.
Der heute 64-jährige Rabbiner Efraim Yehoud-Desel hat als junger Mann Grafikdesign in Tel Aviv studiert. 1990 siedelte er nach Deutschland über. Die staatliche Anerkennung als Lehrer für jüdische Religion erwarb er in Nürnberg. Als Rabbiner, Religionslehrer und gelernter Grafikdesigner verfügt Efraim Yehoud-Desel über den beruflichen Hintergrund, um religiös motivierte Künstler wie Marc Chagall interpretieren zu können.
Marc Chagall (*1887, † 1985),l der in einer orthodoxen jüdischen Arbeiterfamilie aufwuchs, befasste sich 1930 erstmals mit dem Gedanken über Illustrationen zur Bibel. Die Nationalsozialisten gruppierten seine Werke als „Entartete Kunst“ ein.
Der gebürtige Weißrusse Chagall nimmt die französische Staatsbürgerschaft an und flieht im Zweiten Weltkrieg in die USA. 1949 kehrte er nach Frankreich zurück. Von Chagall gibt es viele Kunstwerke, die seine jüdische Herkunft verdeutlichen.
Kranzniederlegungen auf jüdischen Friedhöfen
Bei der Reichspogromnacht am 9. November 1938 eskalierte nationalsozialistische Hetze gegen Juden. Viele jüdische Bürger wurden ermordet oder schwer verletzt. Tausende Geschäfte und Wohnungen, viele Synagogen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Auch im heutigen Stadtgebiet Arnsberg gab es massive Gewaltakte gegen Juden.
Am 9. November 2016 gedenkt die Stadt Arnsberg mit Kranzniederlegungen an die Opfer. 14.30 Uhr: Gedenkstätte in Oeventrop, 15 Uhr: jüdischer Friedhof am Kuhweg, 15.45 Uhr: jüdischer Friedhof an Straße „Alt-Hüsten“, 16.30 Uhr: jüdischer Friedhof an der Möhnepforte.