Arnsberg. . Angehörige sorgen sich um dementiell erkrankte Familienmitglieder, wenn sie im Krankehaus wegen anderer Leiden behandelt werden müssen. Unsere Zeitung sprach mit dem Klinikum Arnsberg.
- Angehörige sorgen sich um demente Familienangehörige, wenn sie im Krankenhaus wegen anderer Leiden behandelt werden müssen
- Unsere Zeitung sprach mit dem Klinikum Arnsberg über dessen „demenzsensibles Versorgungskonzept“
- Der Pflegedirektor, ein Mitgled der Pflegedienstleitung und ein Oberarzt des Klinikums standen Rede und Antwort
Auf die zunehmende Versorgung dementiell veränderter Patienten auf allen Krankenstationen hat sich das Klinikum Arnsberg eingestellt. Es wurde ein „demenzsensibles Versorgungskonzept“ erarbeitet, das in einer Pilotphase bereits in der unfall- und neurochirurgischen Station im Arnsberger Marienhospital von Oktober 2013 bis Frühjahr 2016 umgesetzt und nun mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen auf alle anderen Stationen der drei Klinikumsstandorte übertragen werden soll. Zum Versorgungskonzept gehört die kontnuierliche Schulung von Ärzten und Pflegepersonal, aber auch die Anschaffung von speziellem Inventar (z. B. Alarm-Armbänder bei Weglauftendenzen dementiell veränderter Patienten).
Beim „demenzsensiblen Versorgungskonzept“ geht es zunächst darum, Demenz oder Demenzgefährdung beim Patienten zu erkennen. Dies fängt beim Demenz-Screening (systematisches Testverfahren) für alle Klinikumspatienten über 75 Jahre an. Sollte es Auffälligkeiten geben, wird das Case-Management des Klinikums eingeschaltet, das nähere Tests durchführt.
Sammlung von Informationen
„So können wir Patienten-Informationen, die wir bereits von Hausärzten, Angehörigen und ggf. von ambulanten Pflegediensten oder Pflegeheimen erhalten haben, mit unseren eigenen aktuellen Erkenntnissen ergänzen“, berichtet Rudolf Gremmer, Oberarzt auf der Neurochirurgie. Je fundierter die Erkennt- nisse über Demenz bzw. Demenzgefährdung sind, desto besser können Behandlung und Pflege abgestimmt werden. „Dies reicht von der Wahl des Narkosemittels bei Operationen bis zur spezifischen Patientenbeobachtung durch Ärzte und Pflegekräfte“, berichtet Gremmer weiter.
Gleichwohl sorgen sich Angehörige um demente Familienmitglieder, wenn diese zum Beispiel wegen wegen eines Oberschenkelhalsbruchs oder einer Gallen-OP in Klinikum kommen. Sie fragen: „Wie gehen Ärzte und Pfleger mit Dementen um, die krankheitsbedingte Beschwerden nicht richtig artikulieren können? Hat das Klinikums-Personal genügend Zeit, dementen Patienten mal längere Zeit das Essen zu reichen, bevor es unangetastet wieder zurückgeht?“
Fachübergreifende Zusammenarbeit
Pflegedirektor Jörg Beschorner und Alina Eickhoff (Pflegedienstleitung / Personaldisposition) verweisen darauf, dass die grundsätzliche Ausstattung mit Pflegepersonal wie in allen Krankenhäusern externen Restriktionen unterliegt, eine fachlich qualifizierte Ausstattung der Stationen aber gewährleistet ist. Zusätzlich werden die Fachkräfte unterstützt durch ehrenamtliche Kräfte und Auszubildende, die die examinierten Pflegekräfte entlasten und Patienten bei der Nahrungsaufnahme begleiten können, sofern keine Schluckstörungen oder andere medizinischen Gründe dagegen sprechen.
Auf ärztlicher Seite erinnerte Gremmer an die Bedeutung der fachübergreifenden Zusammenarbeit, beispielweise mit den Experten der Klinik für Geriatrie, und an die Kooperation mit anderen Fachabteilungen des Klinikums.
Fast 20 Prozent aller Patienten des Klinikums Arnsberg sind über 80 Jahre alt
Das Klinikum Arnsberg kann nicht sagen, wie viel demente Patienten jährlich allgemeinstationär behandelt werden. Man kann allerdings eine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit folgender Grundlage bilden: Das Klinikum Arnsberg versorgt jährlich rund 30 000 Patienten stationär, von denen knapp 20 % über 80 Jahre alt sind.
Laut einer Berliner Altersstudie von 1996 ergibt sich folgender Anteil von Demenzkranken in Deutschland: 13,3 % bei den 80- bis 84-Jährigen, 23,9 % bei den 85- bis 89-Jährigen und 23,9 % bei den über 90-Jährigen.