Neheim..


Bei Konsumgütern und Einrichtungsgegenständen gibt es im Laufe von fünf Jahrzehnten so viele Trends und Modererscheinungen, dass ein Überblick schwer fällt. Um so mehr freut es den Neheimer Rolf Krüger, der seit 50 Jahren als Diplom-Designer tätig ist, dass seine bereits in den 1990er Jahren entstandenen Ideen für die Form- und Farbgebung von Trinkgläsern, Karaffen, Vasen, Zierflaschen und Glasschalen nun vom Landesmuseum Schleswig-Holstein für würdig erachtet wurden, Teil der Dauerausstellung „Kunst + Design im 20. Jahrhundert“ im Schloss Gottorf in Schleswig zu werden.

Design-Preise für Produkte

Designer Rolf Krüger zeigt in der linken Hand ein Foto der Geometria-Gläser, die bald im Museum in Schleswig zu sehen sind. In der rechten Hand hält er Geometria-Vorformen. Auf dem PC-Bildschirm: Gläser der „Charleston“-Serie.
Designer Rolf Krüger zeigt in der linken Hand ein Foto der Geometria-Gläser, die bald im Museum in Schleswig zu sehen sind. In der rechten Hand hält er Geometria-Vorformen. Auf dem PC-Bildschirm: Gläser der „Charleston“-Serie. © Ted Jones/WP | Ted Jones/WP

Bei den Exponaten handelt es sich um Produkte, die Rolf Krüger für den Glashersteller Schott entwarf. Schon damals - vor 25 Jahren - erhielten die heutigen Museumsstücke Design-Preise. Krügers blau-grüne, mundgeblasene Gläser aus der Serie „Geometria“ zeichnete das Design-Zentrum NRW im Jahr 1990 mit dem Preis „Design-Innovation“ aus. 1991 wurden zwei Zierflaschen aus der Serie „Charleston“ und 1992 zwei speziell geformte Glasschalen aus der Serie „Una“ jeweils mit dem „Design-Plus-Preis“ des Rats für Formgebung prämiert.




„Besonders die blau-grüne Produktreihe Geometria erwies sich damals als Trendsetter in der Glasbranche“, schmunzelt Krüger und erinnert sich daran, dass später Konkurrenzbetriebe von Schott mit blau-grünen Produkten und strenger Formgebung im Bauhaus-Stil auf den Markt kamen. Doch der Plagiatsnachweis ist schwer erbringbar, denn Formen und Farben werden bei Kopien leicht variiert. Die Tatsache, dass Krügers Trendsetter-Gläser ausgerechnet in Schleswig ausgestellt werden, hängt damit zusammen, das Rolf Krüger in Husum geboren und aufgewachsen ist und bis heute Kontakte zur norddeutschen Kunstszene pflegt. Bei einem Ausstellungsbesuch in Schleswig kam Krüger mit Museumsvertretern ins Gespräch. Der 76-jährige, in Moosfelde wohnende Designer erklärte sich bereit, dem Museum elf Exponate aus den Serien Geometria, Charleston und Una zu schenken. Sie wurden bereits vom Museum katalogisiert und werden kurz vor Weihnachten Teil der Design-Ausstellung werden.

HINTERGRUND

Rolf Krügers Ehefrau Elke blickt auf eine Leuchte
Rolf Krügers Ehefrau Elke blickt auf eine Leuchte © Ted Jones/WP | Ted Jones/WP

In seiner 50-jährigen Tätigkeit als Designer hat sich Rolf Krüger insbesondere mit Leuchten und Gläsern befasst. Nach seinem Studium zum Diplom-Designer war er von 1964 bis 1969 Produktgestalter im Leuchtenwerk STAFF in Lemgo, wo er unter anderem die Wand- und Deckenleuchte „Auster“ entwarf. Diese in den 1960er Jahren sehr moderne, großflächige Wand- und Deckenleuchte mit aneinandergereihten, mondförmigen und mit Glühlampen bestückten Öffnungen zierte damals auch das Schloss von Königin Margrethe im Kopenhagener Schloss.




1969 wechselte Krüger zum Neheimer Leuchtenhersteller Heinz Neuhaus, wo er auch die unten abgebildete Leuchte entwarf. 1983 startete Krüger seine freiberufliche Tätigkeit. Nun ging es neben dem Leuchtendesign auch um Konsumgüter aller Art. Ab 1986 war er über zehn Jahre fester Bestandteil der Schott-Produktentwicklung in Zwiesel, wo er Gläser entwarf. Im Laufe von 50 Jahren erhielt Rolf Krüger mehr als 30 Designauszeichnungen.

Rolf Krüger unterscheidet klar zwischen Design und Kunst. Während das Design letztlich der Verkaufsförderung eines Produkts dient, ist das künstlerische Schaffen nicht einem bestimmten Zweck unterstellt. Insofern genießt es der 76-Jährige, heute öfters künstlerisch als Maler oder Verfremder digitaler Fotos von abstrakten Motiven tätig zu sein.