Meschede. . Jugendliche werden wieder seltener mit akuten Alkoholvergiftungen in Krankenhäusern im Hochsauerlandkreis behandelt. Das zeigten Zahlen des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen. Doch sie sind nur seit 2011 leicht rückläufig.
In den vergangenen zehn Jahren hatten sich die stationären Fälle fast verdoppelt. Besorgniserregend ist dabei die Zahl der behandelten Mädchen und jungen Frauen, die sich zwischenzeitlich sogar verdreifacht hatte. Das Projekt „Lokale Alkoholpolitik“ in Meschede hat sich dem Problem angenommen.
Der HSK nimmt an dem durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe initiiertem Projekt teil, um dem „Komatrinken“ und „Flatrate-Saufen“ der Jugendlichen entgegenzuwirken. „Derzeit werten wir Fragebögen aus, die wir an Schlüsselinstitutionen wie an die Kommunen, Kliniken, Polizei, Vereine und Schulen geschickt haben“, erklärt Bianca Burmann von der Suchtprävention des Gesundheitsamtes des HSK. „Sie konnten uns ihre Eindrücke schildern. Mit den Ergebnissen können wir überprüfen, ob weitere Maßnahmen zur Suchtprävention veranlasst werden müssen.“
Immer und überall verfügbar
Die am häufigsten betroffenen Jugendlichen sind nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes zwischen 15 und 19 Jahren alt. Doch auch schon Zehnjährige werden in der Statistik berücksichtigt. „Der Umgang mit Alkohol wird nicht für alle Jugendlichen zu einem gefährlichen Problem“, weiß Burmann. Doch 110 Jugendliche im HSK wurden 2012 mit einer akuten Alkoholintoxikation stationär behandelt. Im schlimmsten Fall kann ein solcher Krankenhausaufenthalt mit dem Tod enden. „Über diese Folgen sind sich viele Jugendliche nicht bewusst. Es gehört leider heute dazu sich maßlos zu betrinken“, bedauert Burmann.
Zwar habe es maßlosen Alkoholkonsum immer schon gegeben, doch das Problem habe sich auf den frühen Beginn des erstmaligen Alkoholkonsums verschoben und zwar bei vielen Jugendlichen in der Form des „Komasaufens“. Auch sei heute Alkohol immer und überall verfügbar ist. „Zum Beispiel kann man an vielen Tankstellen zu jeder Zeit Alkohol bekommen. So trinken viele in den Abend- und Nachtstunden einfach weiter,“ sagt Burmann. Auch hochprozentiger Alkohol sei für Minderjährige immer noch leicht zu beschaffen.
Trinkverhalten an den Eltern orientiert
Das Projekt „Lokale Alkoholpolitik“ untersucht auftretende Probleme wie Gewalt, Sachbeschädigung und Ruhestörung nach massivem Alkoholkonsum - und wie es dazu kommt. Gruppenzwang und der Wunsch, cool zu sein und die Lust zu experimentieren seien da zu berücksichtigen, aber auch das Rollenverhalten der Eltern. „Jugendliche orientieren sich stark an ihren Eltern. Daran, in welchen Situationen getrunken wird: Alkohol nur in Gesellschaft oder als Problemlösung“, erklärt Burmann.
Auch bei der steigenden Zahl junger Frauen mit Alkoholvergiftungen stelle sich die Frage, wie weit der vorgelebte Konsum der Mütter Einfluss auf das Trinkverhalten habe. „Viele Mädchen wollen sich behaupten. ‘Was die Jungs können, das können wir auch’, denken sich viele. Oft wachen diese Mädchen im Krankenhaus auf“, so Burmann. Grundsätzlich ist es von der jeweiligen Konstitution abhängig, wie viel Alkohol ein Mensch verträgt. Lebensgefährlich ist in der Regel ein Blutalkoholspiegel von drei Promille. Bei Menschen, die nicht an Alkohol gewöhnt sind, können jedoch schon ab zwei Promille Kreislauf und Spontanatmung versagen.