Meschede. . Vor 69 Jahren wurde Meschede bei einem Luftangriff zerstört. 300 Häuser wurden zerstört, viele Menschen starben. Feuerwehr-Historiker Winfried Schwens fand im Archiv ein ungewöhnliches Papier: Eine makabre „Einladung“ für ein Fest im Luftschutzbunker.

Zum 69. Mal jährt sich der schlimmste Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg auf Meschede. Am 19. Februar 1945 wurden binnen weniger Minuten 200 Sprengbomben, 20 000 Brandbomben und 150 Phosphorkanister abgeworfen. Ziel der Alliierten dabei waren vor allem die Honsel-Werke. Durch den Luftangriff gegen 14.30 Uhr wurden 300 Gebäude vernichtet, besonders betroffen waren der Altstadtkern und die Häuser an der Nördelt. 45 (andere Quellen sagen 48) Mescheder starben, dazu ausländische Zwangsarbeiter – deren Zahl aber nicht erfasst wurde.

Winfried Schwens führt heute das Feuerwehr-Archiv des Löschzugs Meschede. Zur Unterstützung bei den Löscharbeiten nach Bombenangriffen (insgesamt gab es fünf auf Meschede) rückten Feuerwehrleute sogar aus Geseke an. Schwens weiß aus Berichten von Feuerwehrmännern: „Es brannte tagelang“ – mitunter so hell, dass selbst im Dunkeln noch die Zeitung gelesen werden konnte.

Verzweiflung geht in Defätismus über

Im Archiv hat er jetzt ein dünnes Stück Durchschlagpapier entdeckt: Eine makabere „Einladung“ angesichts der Bombenangriffe zu einem „Kellerfest“ im Luftschutzbunker. Angesichts der immer wiederkehrenden Angriffe flüchtete man sich aus Verzweiflung auch in Zynismus und in Defätismus, den das Nazi-Regime wiederum rigoros bekämpfte.

Diese „Einladung“ zeigt überdeutlich, wie krass dieser Zynismus ausfallen konnte. Der oder die Unbekannten hatten für ihr „Fest“ im Bunker („Eintritt frei“) ein ganz makaberes Programm ersonnen: „1. Einleitung: Sirenengeheul. 2. Einzug der Hausgemeinschaft in die Festräume. 3. Begrüßungsansprache des Luftschutzwartes. 4. gemeinsames Lied: „Alle Vögel sind schon da“. 5. Marsch: „Mit Bomben und Granaten“. 6: Zwei Lieder „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ und „Im tiefen Keller sitz ich hier“ (gesungen von der Hausfeuerwehr). 7. Vortrag über das Thema „Was kommt dort von der Höh’?“. 8. großes Feuerwerk im Freien. 9. Lied der Damen: „Guten Abend, gute Nacht“. 10. Ende der Veranstaltung: Entwarnung.“

Nicht erwischen lassen

Das so genannte Festkomitee schreibt am Ende noch: „Vom eigenmächtigen Auffangen eventuell her­abfallender Feuerwerkskörper bitten wir höflichst abzusehen.“ Feuerwehr-Historiker Winfried Schwens ist sicher: „Wer bei dem Verteilen dieser Einladung erwischt worden wäre, der hätte ein ernstes Problem bekommen.“