Meschede. . Sie wollten nur nach Hause: fünf junge Sauerländer auf der Rückfahrt von einem Konzert in Köln. Mitten in der Nacht passiert es dann – ihr Wagen rast aus immer noch ungeklärten Gründen auf der Gegenfahrbahn in einen Holzlaster. Alle sterben. Der Unfall macht bundesweit Schlagzeilen.

Als Thomas Sölken und Ralf Kraas von der Freiwilligen Feuerwehr Oeventrop von diesem Unfall aus dem Jahr 1999 erzählen, herrscht gespenstische Stille in der Stadthalle. „Die fünfte Person wurde komplett unter dem Fahrersitz zusammengequetscht, nur der Kopf ragte raus.“ Ruhe. Keiner der rund 500 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Meschede sowie der beiden Gymnasien sagt etwas. Die Feuerwehrleute erzählen weiter von ihrer Trauer, Angst und Wut.

Die Kampagne „Crash Kurs NRW“ versucht mit radikalen Mitteln die Aufmerksamkeit der Fahranfänger zu wecken. „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler mit den extremen Erlebnisberichten aufrütteln und bewusst Emotionen wecken“, sagt Josef Jakobi, Leiter der Direktion Verkehr in Meschede, zu den Zielen der Kampagne. Und ergänzt: „Das bleibt länger hängen und macht Eindruck.“

Die Kampagne hat dabei bewusst die Zielgruppe der Fahranfänger im Blick. „Im HSK sind 8,2 Prozent aller Autofahrer zwischen 18 und 25 Jahren alt. Diese kleine Gruppe ist aber an 24 Prozent aller Unfälle mit Verletzten beteiligt“, erklärt Jakobi.

Viele fahren noch immer ohne Gurt

Die Ursachen für einen Verkehrsunfall sind dabei meistens ähnlich: „Wir sprechen von G.A.G.A“, sagt Jakobi. Die Abkürzung steht für: Geschwindigkeit, Alkohol, Gurt und Ablenkung. Tatsächlich gebe es immer noch Fahrer, die nicht angeschnallt seien. „Ich kenne Unfälle, bei denen die Verunglückten mit einem Gurt überlebt hätten“, so Jakobi.

Ob von Schülern in der Stadthalle noch mal jemand ohne Gurt fährt, lässt sich nicht sagen. In jedem Fall werden viele die erzählten Geschichten wohl nicht so schnell vergessen.

Nachdem Thomas Sölken und Ralf Kraas von dem Unfall im Jahr 1999 berichtet hatten, folgt Heinz Rohleder. Er hatte den Holzlaster gesteuert, in den die fünf jungen Menschen mit ihrem Wagen hin­eingerast sind. Eine der Toten war sogar eine Mitschülerin seines Sohnes: „Ich fühlte nur Trauer.“ Schuld traf den mittlerweile 67-Jährigen keine. Trotzdem spüren scheinbar alle Anwesenden das schwere Schicksal des Lkw-Fahrers.

Und es wird noch stiller, als Gerd Kriegesmann die Bühne betritt. Der Lehrer aus Brilon hat bei dem Unfall seinen Sohn Tobias verloren: „Ich musste damals meiner Frau und meiner Tochter von dem Unglück berichten.“