Mit blauenRückstrahler an den Leitpfosten versuchen die Jäger, das Wild davon abzuhalten, die Straße zu überqueren, wenn ein Auto kommt. Christoph Bernholz, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, ist skeptisch.
340 Zusammenstöße in 2013
Wildunfälle sind in unseren waldreichen Gegenden eine echte Gefahr für Tier und Mensch. Bereits 340 Mal krachte es laut Auskunft der Kreispolizei in Meschede, Bestwig, Schmallenberg und Eslohe im laufenden Jahr. In Eslohe wurden dabei auch drei Menschen schwer verletzt. Vor allem die dunklen Tage, in denen Wildwechsel und Berufsverkehr zusammenfallen, sind gefährlich.
Um Hasen, Rehe, Füchse und Wildschweine sicher über die Straße zu bringen, haben Jagdpächter schon vieles versucht: CD’s in den Bäumen, Duftzäune oder rote Reflektorbänder. Jetzt also blaue Rückstrahler. „Wer die installieren möchte, muss allerdings vorher beim zuständigen Straßenbaulastträger einen Antrag stellen“, erläutert Oscar Santos, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau. Er ist zuständig für Landes- und Bundesstraßen, die übrigen Ansprechpartner sind je nach dem, um welche Straße es sich handelt, Städte, Gemeinden und der Kreis.
„Der Vorteil der Strahler gegenüber den bisher verwendeten Reflektorbändern ist, dass sie selbst dann nicht abfallen, wenn wir die Leitpfosten reinigen“, sagt Santos.
Ob die Strahler aber tatsächlich etwas nutzen, müsse die Zeit zeigen. Zurzeit läuft ein groß angelegter Versuch im Kreis Gütersloh.
Christoph Bernholz, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, ist da skeptisch. Für ihn sind die Strahler vor allem die Idee eines findigen Geschäftsmannes: „Ich fürchte, dass sich das Wild nach einiger Zeit daran gewöhnt.“ Bisher gebe es kein eindeutiges Ergebnis, das für oder gegen die Reflektoren spreche.
Bernholz weiß: „Grundsätzlich sind Wildunfälle ein großes Problem, an deren Verhinderung auch die Versicherungsindustrie stark interessiert ist.“ Doch der beste Ansatzpunkt ist für Christoph Bernholz der Mensch: „Wir Jäger wissen, an welchen Stellen das Wild gern Straßen kreuzt, zum Beispiel an Übergangsbereichen zwischen Wald und Feld.“ Da müsse man vorsichtig fahren. „Die meisten Autofahrer achten allerdings zu wenig auf ihre Umgebung.“
Aufmerksam werden können sie jetzt also auch bei blauen Reflektoren – und beim klassischen Warnschild „Wild kreuzt“. Denn das wird nur aufgestellt, wenn es dort schon zu einem Wildunfall gekommen ist.
Die Zahl der Wildunfälle:
2013: Bestwig: 45, Schmallenberg: 159 (inklusive zwei Unfällen mit Fahrzeugen, die nicht mehr fahrbereit waren), Eslohe: 51 (inklusive zwei Unfällen mit drei schwer Verletzten), Meschede: 85, gesamt: 340
2012: Bestwig: 45, Schmallenberg: 176 (inkl. zwei Unfällen mit zwei leicht Verletzten), Eslohe: 56, Meschede: 92, gesamt: 369