Fleckenberg. . Früh morgens hat Frank Buka noch die Zeitung ausgetragen, dann hat er gefrühstückt, die Tür hinter sich zugezogen und ist losgelaufen. „Zu Fuß bis nach England, das war mein Wunsch“, erzählt der 46-jährige Fleckenberger, der von sich selbst sagt: „Ich bin der zufriedenste Mensch der Welt.“

Das Handy hat er zu Hause gelassen. Leicht musste das Gepäck sein: Im Rucksack nur Unterwäsche und Socken zum Wechseln, eine Decke, ein Bettlaken (vor allem als Schutz gegen die Mücken), ein Regenponcho, eine kleine Reise-Kulturtasche und eine leere Konservendose. „Die war wirklich unverzichtbar für mich“, sagt Buka. „Darin habe ich zum Beispiel Kirschen gesammelt und aufbewahrt.“ Ernährt hat er sich nämlich nur von dem, was er am Wegesrand finden konnte. Dazu inspiriert hatte ihn das Buch „Hysterie des Körpers“ von Joey Kelly, der von Wilhelmshaven bis zur 2962 Meter hohen Zugspitze gelaufen ist.

Geld hatte Frank Buka nur für Notfälle dabei. Das Bus-Ticket von Köln bis Dover und zurück von London nach Hause hatte er bereits im Vorfeld gekauft. In 13 Tagen ist er insgesamt 910 Kilometer (ohne die kleineren Umwege) gelaufen: von Fleckenberg bis Köln, dann ging es mit dem Bus bis Dover, weiter zu Fuß von Dover bis Machynlleth in Wales, wieder zurück bis kurz vor Oxford, und von dort mit dem Bus über London nach Hause.

Längste Etappe am Stück: 170 Kilometer

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Buka ist 70 Kilometer pro Tag im Schnitt gelaufen. „Die längste Etappe, die ich an einem Stück zurückgelegt habe, war 170 Kilometer lang“, erklärt der 46-Jährige. „Dafür habe ich etwa 34 Stunden gebraucht.“

Während der 13 Tage hat es nicht einmal geregnet. An manchen Tagen war es über 33 Grad heiß. „Ich konnte hinterher nicht mehr klar denken, nur noch laufen“, so Buka. „Die Füßen schmerzten, vor allem der Vorderfuß. Ich bin ja die ganze Zeit über Asphalt gelaufen.“ Das Schlimmste aber war der Verkehr, erinnert er sich. „Zum Schluss hat mir der Kopf gedröhnt.“

Der Fleckenberger ist Ultraläufer, er ist trainiert und schon oft an seine Grenze gegangen. Der Fußmarsch bis Machynlleth in Wales war aber wieder eine ganz neue Grenzerfahrung für ihn.

Auf den Spuren von Led Zeppelin

Machynlleth hatte er ausgewählt, weil dort der Song „Stairway to Heaven“ entstanden ist. Am Lagerfeuer an dem Cottage von Robert Plant, dem Sänger der Band Led Zeppelin. Buka ist großer Led-Zeppelin-Fan.

Frank Buka ist Led Zeppelin-Fan.
Frank Buka ist Led Zeppelin-Fan. © WP

Auf den Spuren der Musikgeschichte wandeln, das war ein Grund für seine außergewöhnliche Reise. „Außerdem wollte ich mein Englisch verbessern, die Engländer kennen lernen – ich war vorher noch nie in England – und ich wollte wissen, wie es ist, ohne Geld zu leben“, erklärt Buka. „Ich habe überwiegend von dem gelebt, was die Leute weggeworfen haben.“ Wenn man Hunger hat, würde man sich darüber keine Gedanken mehr machen. „Ich habe in der Zeit ein ganz anderes Bild von Ernährung bekommen, vor allem vom Umgang mit Ernährung“, fügt er hinzu.

Geschlafen hat er im Freien – in Hauseingängen, unter einer Kastanie in einem Park, im Vorraum einer Bank und sogar einmal in einer Kirche. In Laufhemd und Laufhose gekleidet, ist er überall freundlich aufgenommen worden. „Die Engländer sind wirklich sehr hilfsbereit gewesen. Ich kann gar nicht genau sagen, welcher Tag meiner Reise der schönste war.“

Hintergrund:

- Frank Buka ist Ultraläufer. Ultraläufe sind alle Strecken, die über die Marathon-Distanz hinausgehen – nach oben gibt es keine Grenze.

- Buka ist zum Beispiel schon den Zugspitz-Ultra-Trail (101 Kilometer, 5400 Höhenmeter) oder die TorTour de Ruhr (160 Kilometer von Arnsberg nach Duisburg) gelaufen.

- Den Einstieg in den Extremsport hat Buka 2004 – nach einem gesundheitlichen Rückschlag – mit Fahrradfahren gefunden. 2007 hat er mit dem Laufen begonnen, seit 2010 ist er Ultraläufer.