Nichtinghausen. .

Ihr Laden ist ihr Leben. Das kann man bei Annette Middel wohl ganz ohne Übertreibung so sagen. Der Familie Middel gehört das kleine Lebensmittelgeschäft im 40-Seelen-Ort Nichtinghausen - eines jener Geschäfte, die vielerorts vor dem Aus stehen, weil sie sich nicht mehr rentieren. Doch auf den 100 Quadratmetern von Annette Middel läuft so einiges anders.

Die 55-Jährige liebt ihren kleinen Laden. Morgens um sieben schließt sie ihn auf, abends um sieben wieder ab. In den zwölf Stunden dazwischen ist sie Geschäftsführerin, Kassiererin, Fleischereifachverkäuferin, Ladendetektivin und Einkaufsberaterin in einem.

60 Mal am Tag klingelt die Türglocke

Angestellte? „Die brauch ich nicht“, sagt Annette Middel bestimmt und schiebt ein Glas Apfelmus wieder an seinen Platz im Regal. Ach, so: Das Putzen erledigt die Nichtinghauserin übrigens auch selbst. Reinigungskraft ist sie obendrein also auch noch.

Seit 1978 führt die 55-Jährige den Laden voller Elan. Zuvor war es ihre Tante. Davor ihre Großmutter. „Wir sind schon immer ein reines Familienunternehmen gewesen“, sagt Annette Middel. Und die Größe dieses Unternehmens hat sich 1999 sogar verfünffacht. Aus den 20 Qua­dratmetern Verkaufsfläche mit der Adresse Nichtinghausen 2, sind nach einem Umbau stolze 100 Quadratmeter geworden. Aus einem Tante-Emma-Laden wurde ein Supermarkt – ein Supermarkt, dessen Türglocke im Schnitt rund 60 Mal am Tag klingelt. Dann kommt Annette Middel die Treppe ihrer Wohnung hinunter, die genau über dem Verkaufsraum liegt.

Nur Brötchen gibt es nicht

Die meisten ihrer Kunden kennt sie persönlich. Dazu zählen natürlich nicht nur die Nichtinghauser. Allein durch sie könnte auch dieser Supermarkt nicht überleben. Annette Middels Kunden kommen aus Reiste, Herhagen, Erflinghausen, Kirch­rarbach und all den anderen kleinen Dörfern, die nur wenige Kilometer entfernt liegen. Und auch vom Campingplatz am Hennesee profitiert der kleine Supermarkt in Nichtinghausen - ebenso wie von der vielbefahrenen Bundesstraße 55, an der das Geschäft liegt.

Sogar Kunden aus dem Kreis Olpe

Selbst Kunden aus dem Kreis Olpe sind nicht selten. Denn bei Middels im Laden gibt es auch Papier und Seidendärme für die Hausschlachtung. „Das kriegen Sie sonst ja nirgendwo mehr“, sagt die 55-Jährige.

„Apothekenpreise“ verlangt Annette Middel übrigens nicht. „Dann käme ja keiner“, sagt sie und stellt klar: „Wir haben hier Preise wie im großen Supermarkt auch.“

Wolle, Schreibwaren, Kerzen, Strumpfhosen, selbst Dekoration für die Wohnung bietet sie auf ihren 100 Quadratmetern an. Auch eine kleine Fleisch- und Wursttheke gibt es. „Nur Brötchen haben wir nicht im Sortiment“, schränkt Annette Middel ein. Die gebe es schließlich nebenan in der Tankstelle oder wenige Kilometer weiter in der Bäckerei, sagt die 55-Jährige, bevor sie erst einmal aus der Tür verschwunden ist, um einer Kundin ein Sechser-Paket Wasserflaschen ans Auto zu schleppen. „So was gehört natürlich zum Service“, ruft sie noch zurück.

Dazu gehören auch Außer-Haus-Lieferungen. Die übernimmt Annette Middels Mann nach seinem Feierabend - immer donnerstags, auf Wunsch aber gern auch an einem anderen Tag. „Wenn der losfährt, ist der Kombi pickepacke voll“. Acht bis neun Senioren beliefern Middels in der Woche - ohne Zusatzkosten versteht sich. „Schließlich ist der Kunde König“. Und der lässt das Middelsche Telefon manchmal sogar sonntags klingeln. „Wenn irgendeiner dringend etwas braucht, weil er es am Samstag vergessen hat, da sagst du doch nicht nein“, erklärt die 55-Jährige.

Noch ein Weilchen weitermachen

Ans Aufhören hat die Nichtinghauserin übrigens noch keinen Gedanken verschwendet. Ich wollte das schon noch ein Weilchen machen“, sagt Annette Middel, lacht und ist schon wieder verschwunden - den nächsten Kunden bedienen.