Schmallenberg. .

Der Angeklagte den seine Kunden nur als „Ali“ kannten, wirkt vor dem Mescheder Amtsgericht konzentriert, aber auch ein wenig nervös. Häufig macht der Ex-Dealer sich Notizen, schüttelt bei den Aussagen der Zeugen hin und wieder den Kopf. Ali ist mittlerweile runter von den Drogen und wird in der Nähe von Hannover therapiert. Man glaubt kaum, dass dieser Mann noch vor weniger als einem Jahr mit nacktem Oberkörper durch Meschede lief, um mutmaßlich geklaute Kleidung an Passanten zu verkaufen. „Völlig zugedröhnt“, sei er gewesen, will eine Zeugin beobachtet haben.

Drogenhandel für eigene Sucht

Doch das war nicht der Hauptgrund, warum der 41-Jährige vor Gericht erscheinen musste. Im Kern ging es um den Handel und Besitz harter Drogen wie Heroin oder Amphetaminen. Etwa 300 Mal soll er Drogen verkauft haben, um so seine eigene Sucht zu finanzieren.

Hauptzeuge im Prozess war ein 26-jähriger Schmallenberger, der für mehrere Monate regelmäßiger Kunde des Angeklagten war. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass der Mann sich nicht mehr besonders gut daran erinnern kann, über welchen Zeitraum er bei Ali seine Drogen gekauft hat. Erst nach zähen Minuten des Ringens um Zeiten und Orte ergab sich ein einigermaßen klares Bild.

Drogen direkt in Schmallenberg

Der Zeuge hatte Ali wohl im April 2010 kennen gelernt. Damals war der 26-Jährige in der Fachklinik Holthauser Mühle, um von seiner Heroinsucht los zu kommen. Der 41-Jährige Ali kannte einen Zimmernachbarn des Zeugen. Der 26-Jährige, der zuvor seine Drogen im weit entfernten Meinerzhagen gekauft hatte, kannte nun eine Quelle direkt vor Ort in Schmallenberg. Ab Mai 2010 war er regelmäßiger und guter Kunde des Angeklagten. Fast jeden Tag rief er Ali an, um sich mit ihm zu treffen.

Der 26-Jährige kaufte dann für 10 bis 60 Euro Heroin von Ali, teilweise mehrmals am Tag. Je nachdem, wann der 26-Jährige an neues Geld kam. In dieser Zeit gab er fast seinen gesamten Lohn an Ali weiter. Im Dezember endeten die regelmäßigen Besuche des Zeugen bei seinem Dealer. Der 26-Jährige machte eine ambulante Therapie, kam von den Drogen los. Von Ali hörte er erst wieder, als dieser Ende 2011 mit mehreren Freunden bei ihn auftauchte, um Geld einzufordern. Da er sich schuldenfrei fühlte, erstattete er Anzeige bei der Polizei.

Auch ein weiterer Zeuge scheute den Gang zur Polizei nicht, allerdings hatte er nur einmal Drogen bei Ali gekauft und für die fünf Gramm Heroin mit seiner Playstation bezahlt.

Zu einem Urteil kommt es aber erst am zweiten Prozesstag Ende Juli. Dann soll ein Gutachter einschätzen, wie schuldfähig der damals drogensüchtige Ali war.