Wennemen. .

„Pott Arthur“ ragt schwarz verschiefert bis heute über zwei Stockwerke an der Wennemer Bahnlinie in die Höhe. Das Haus erlebte eine wechselvolle Geschichte. Am Anfang des vergangenen Jahrhunderts stand es noch im Dorf Hellern, das im Hennesee versank, zeitweilig sogar „bis zum Bauch“ in den Fluten.

Zu Beginn stand ein Eintrag auf der Facebook-Seite: „Du bist Mescheder, wenn....“ „...wenn du dieses Haus noch kennst“, hatte Michael Hermes, gebürtiger Wennemer, gepostet und gleich auch noch eine Geschichte dazu parat: „Meine Mutter (Jahrgang 1948) erzählte, das Haus habe vorher im Hennesee gestanden und sei auf Erbsen nach Wennemen gerollt worden. Das hätten ihre Eltern etwa 1958 erzählt.“ Warum das Haus aber Pott oder Port Arthur genannt wird, konnte sie ihm nicht sagen.

Ein Blick in die Geschichte mit Hilfe der Mescheder Stadtheimatpflegerin Dr. Ottilie Knepper-Babilon und der Leiterin des Stadtarchivs, Ursula Jung, bringt Erhellendes zutage.

Noch um 1900 stand das große verschieferte Haus im Dorf Hellern, das später im Hennesee verschwand. Das belegt ein gemaltes Bild dieser Zeit.

Eine Fotografie, wahrscheinlich aus dem Jahr 1904, zeigt es sogar in den Fluten, was laut Ottilie Knepper-Babilon auch erklärt, warum nie darüber berichtet wurde, dass das Haus neu aufgebaut wurde. „Man dachte, es sei damals mit dem Dorf versunken.“

Tatsächlich zeigt das Bild aber wahrscheinlich nur den ersten Stau-Versuch, mit dem geklärt werden sollte, ob die Staumauer hielt. Anton Bange schreibt dazu in seiner Chronik der Stadt Meschede, dass zwar die Mauer gehalten habe, der anliegende Hüppelsberg sich aber als durchlässig erwiesen habe. „Es wurde deshalb im Spätsommer das Wasser wieder abgelassen.“

Wahrscheinlich kurz drauf ließen der Zimmermeister Fritz Schmidt und Maurermeister Joseph Jürgens das Haus in Hellern abbrechen. Das belegt eine Feuerversicherungs-Police, die im Stadtarchiv liegt. Dort steht auch, dass das Haus zuvor „20 Jahre an einer anderen Stelle gestanden“ habe, abgebrochen und wiederaufgebaut worden sei.

Die nummerierten Balken fuhren mit der Bahn - und nicht über Erbsen - nach Wennemen und wurden dort neu errichtet. Auch wenn die Erbsen-Geschichte noch so schön ist, Ottilie Knepper-Babilon verweist sie direkt ins Reich der Kinder-Sagen. „Damals - wie heute - wäre das kaum möglich gewesen und um 1900 waren die Straßen ja auch noch nicht mal geteert.“

Bis heute allerdings scheint das Haus, das einmal schon halb in den Fluten des Hennesees stand, Wasser magisch anzuziehen. Das berichtet einer der beiden heutigen Eigentümer Manfred Nickchen: „Jedes Mal, wenn die Ruhr Hochwasser hat, steht im Keller das Wasser einen halben Meter hoch.“

Und der Name Pott Arthur? Dazu erklärt die Stadtheimatpflegerin: „Die Wennemer Else und Eda Wegener, direkte Nachbarn, erinnerten sich, dass am Tag des Richtfestes in Wennemen Port Arthur gefallen sei.“ Eine Nachricht, die auch die Arbeiter in Wennemen erreicht habe und lange für Gesprächsstoff gesorgt habe. Und die Verkürzung von Pot oder Pott zu Port sei im ja Sauerland durchaus üblich.

HINTERGRUND

Die Belagerung von Port Arthur dauerte vom 1. August 1904 bis zum 2. Januar 1905 und war das längste und eines der verlustreichsten Gefechte des Russisch-Japanischen Krieges.

Port Arthur, an der Südspitze der chinesischen Halbinsel Liaodong, war der einzige eisfreie Tiefwasserhafen Russlands im Fernen Osten und dadurch von strategischer Bedeutung für militärische Aktionen der russischen Pazifikflotte im Gelben Meer.

Die Belagerung gilt aus militärhistorischer Sicht als Wendepunkt der Kriegsführung, da erstmals Maschinengewehre und schwere Belagerungsgeschütze in großen Stückzahlen eingesetzt wurden.

Die Angriffe der Japaner auf die stark befestigten russischen Schützengräben und Bunkerstellungen führte zu einem langwierigen und verlustreichen Grabenkrieg.

Am 2. Januar 1905 kapitulierte die russische Garnison. Der Verlust des Hafens gilt als vorentscheidend für die Niederlage Russlands.