Meschede. .

Jo Menke verkauft viel Tabak. Wer an einem Nachmittag in seinem Geschäft steht, der kann beobachten, wie dutzende Tabakschachteln über den Ladentisch gehen, einige Kunden kaufen sogar für fast 100 Euro ein. Ein immer noch ordentliches Geschäft - trotz Rauchverbots. Doch neben normalen Tabakprodukten wie Zigaretten oder Zigarren hat Menke auch Exotisches im Angebot - Schnupftabak. Das feine, pulverige Genussmittel ist, neben Kautabak, seit dem neuen Nichtraucherschutzgesetz der einzige Tabak, der in nordrhein-westfälischen Kneipen noch konsumiert werden darf.

Drei Sorten für drei Kunden

Bei den Kunden ist das „rauchfreie“ Kraut aber trotzdem nicht besonders beliebt. „In Verkäufen pro Woche kann ich gar nicht ausdrücken, wie viel ich davon verkaufe“, sagt Menke und lacht. Es wären eher zwei oder drei Packungen im Monat. Kein großes Geschäft, wenn man bedenkt, dass eine Packung Schnupftabak nur etwa zwei Euro kostet. „Und mit so einer Packung kann man sicher ein paar Dutzend Mal schnupfen“, schätzt Menke. Die Auswahl, die Menke anbietet ist dementsprechend. „Drei Sorten für drei Kunden.“ Einer sei Mitte 40, die beiden anderen schon im Rentenalter.

Ähnlich groß ist die Schnupftabak-Kundschaft im Tabakladen von Constanze Köster. Im Prinzip hätte sie nur zwei feste Kunden. Beide sind Rentner. Zwei bis drei Päckchen verkauft sie in der Woche. Früher hätten mehr Leute zum Schnupftabak gegriffen. Vor allem Männer, die das Schnupfen von der Arbeit im Bergwerk gewohnt waren. „Dort war es wegen der Explosionsgefahr verboten zu rauchen. Deshalb haben viele eben angefangen den Tabak zu schnupfen.“ Doch auch wenn Constanze Köster nicht besonders viel Schnupftabak verkauft, steht auf ihrem Ladentisch ein kleines Türmchen mit einer stattlichen Auswahl an verschiedenen Schnupftabaksorten. Schnupftabak mit Erdbeergeschmack, Cola, Kaffee oder Aprikose.

Schnupftabak mit Cola-Geschmack

An eine große Zukunft für Schnupftabak glaubt sie trotz des neuen Rauchverbots nicht: „Klar, um Geld zu sparen steigt man vielleicht von normalen Zigaretten auf Selbstgedrehte oder aufs Stopfen um.“ Aber Schnupftabak. Das sei dann doch etwas ganz anderes.

Immer noch aktuell ist Schnupftabak beim Tabakgeschäft Gerstgarbe. „Von 40 bis X“, reiche die Kundschaft. Nur die ganz Jungen würden selten zum Schnupftabak greifen, sagt Dorothea Gerstgarbe. „Die rauchen lieber Wasserpfeife, weil sie das aus dem Urlaub kennen.“ Sogar Kautabak findet man im Sortiment des Tabakladens. Die öligen, etwa einen Zentimeter dicken, Tabakbröckchen kennen die meisten aber wohl am ehesten aus alten Western. Er wird zwar nur vereinzelt gekauft, dann aber auch von Jüngeren. „Manche Raucher brauchen den Kautabak als Zigarettenersatz um einen Langstreckenflug zu überstehen“, erklärt Gerstgarbe. Ob Schnupf - und Kautabak dank Rauchverbot bald auch dabei helfen den nikotinfreien Kneipenbesuch zu überstehen? Dorothea Gerstgarbe ist sich nicht sicher: „Warten wir mal ab bis der Herbst kommt. Dann wird es kalt und die Leute können in der Kneipe nicht mal eben zum Rauchen rausgehen.“