Meschede. .
Dieses Werk kann sich sehen lassen. Wie Meschede zu dem wurde, was es heute ist, das ist im zweiten Band der „Mescheder Geschichte“ nachzulesen – und an zig Fotos auch bildlich nachzuvollziehen. „Von den Straßen, Plätzen, Häusern und Bewohnern Meschedes. 1890 bis heute“ lautet der Untertitel. Der erste Band der neuen Stadtgeschichte, 2007 erschienen, hatte sich den Anfängen Meschedes bis zum Mittelalter gewidmet. Er war wissenschaftlicher gehalten. Der Folgeband jetzt ist populärer, da der Leser alle Schauplätze kennt. Über 100 Mescheder wurden für das Buch interviewt.
Fünf Jahre lang schrieben die Stadtheimatpflegerin Dr. Ottilie Knepper-Babilon, die Geschichtslehrerin Hanneli Kaiser-Löffler und Stadtarchivarin Ursula Jung an diesem Werk. Unterstützt wurden sie von Doris Meschede, Dr. Erika Richter und Gunter Kotthoff. Die Jubiläumsstiftung der Sparkasse machte die Herausgabe möglich. Herausgeber ist der Heimatbund Meschede. „Mit Stolz und gutem Gewissen“ präsentierte gestern dessen Vorsitzender Rolf Hennecke dieses Geschichtswerk.
„Ein Bilderbuch ganz eigener Art“, nannte es Dr. Erika Richter in ihrer Rede. Warum dieses ausgerechnet 1890 beginnt? Damals wurden in Meschede erstmals Schilder für Ortsfremde angebracht. „Veränderung ist der zentrale Begriff in der Geschichte Meschedes“, stellte Richter fest. Sie machte es an vielen Beispielen erlebbar, etwa an der Jahnstraße, die nach Turnvater Jahn benannt wurde und an der 1950 ein Sportplatz angelegt wurde, den es längst nicht mehr gibt. Namen bleiben. Wie von der Walkenmühle, die 1956 aufgegeben wurde und von der nur noch ein Gemälde existiert – und eben der Wegesname.
Den Wandel bewusst zu machen, nahmen sich die Autorinnen zum Ziel. Erika Richter zeigte ihn am Beispiel des Bahnhofs, 1872 gebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1955 neu gebaut, 2008 abgerissen – mit einem Schnellimbiss neu bebaut, „geradezu auftrumpfend modern“, sagte Richter. Wer mochte, konnte da Ironie heraushören...
Vor dem Zweiten Weltkrieg sei Meschede eine heimelige, verwinkelte Stadt gewesen. Nach den Zerstörungen stellte sich auch hier die Frage, wie der Wiederaufbau aussehen sollte. Andere Städte wie Münster wollten ihren alten Zauber wiederherstellen. In Meschede, so das Urteil von Dr. Erika Richter, war „das ganz anders“: Hier wollten die Stadtväter „eine Stadt, die möglichst offen, die modern war“. Die „Verkehrsgerechtigkeit“ wurde zum Leitbild – „und alles, was eckig, winklig und heimelig war, das war weg.“ Diese heimeligen Winkel Meschedes sind jetzt im Bild noch einmal zu sehen. Ein Buch, nicht nur für Nostalgiker.
Ob ein dritter Band erscheint, ist offen. Der Baulärm von der Henne-Öffnung, der während der Vorstellung gestern nach oben drang, legt dies eigentlich nahe. Denn Meschede verändert sich weiter.