Meschede. Die Weichen bleiben auf eingleisige Tunnelsanierung gestellt. Die Bahn spricht jetzt doch über Tunnelsanierung - mit dem Ergebnis könne man zufrieden sein, so jedenfalls lautete das Fazit von Landrat Dr. Karl Schneider und Meschedes Bürgermeister Uli Hess nach ihren Gesprächen mit den Bahnmanagern Reiner Latsch und Heinrich Segbers über deren Pläne zur Sanierung der Oberen Ruhrtalbahn.

Bei sachlicher Betrachtung und Bewertung dieses Treffens kann man diese Einschätzung aber höchstens als bedingt zutreffend bezeichnen. Wie erinnerlich, hatte die DB Netz unmittelbar nach Erhalt der Protestresolutionen des Kreistages und anderer Gremien in einem Antwortschreiben an den Kreis das Festhalten an ihren Plänen mitgeteilt. Ein Gesprächsangebot wurde nicht unterbreitet. Erst nach Eingang weiterer Protestnoten der Städte und Gemeinden, und nicht zuletzt auch wegen der „Stimmen aus der Region“, schien es der DB-Konzernführung dann doch offensichtlich angeraten, hochrangige Vertreter zu Gesprächen mit dem Kreis zu entsenden. Was hier angesichts des vorhergegangen Verhaltens der DB Netz tatsächlich schon als Erfolg gewertet werden muss, ist für den Verfasser allerdings eine Selbstverständlichkeit. Von einem bundeseigenen Unternehmen hätte man das von Anfang an erwarten dürfen.

Das kurzfristig zugesagte Treffen und die Zusicherung der beiden DB-Verantwortlichen, in der Region Informationen über den Stand der Untersuchung zu gewährleisten, dienten vermutlich wohl auch dem Zweck, die auf die Bahn auflaufende Protestwelle zu brechen. Mit dem Hinweis, dass erst nach geologischer Begutachtung zur Sanierung der Tunnel im Herbst 2013 das weitere Vorgehen erörtert werden könne, verbindet sich auf Seiten der Bahn möglicherweise die Hoffnung, dass bis dahin die schäumende Protestwelle im Sande verlaufen wird.

Nachricht stellt nicht zufrieden

Mit Blick auf die geologischen Gutachten möchte man nicht annehmen, dass diese darauf ausgerichtet sind, mit deren Ergebnissen die Pläne der eingleisigen Tunnelsanierung zu untermauern, zumal sie dem Bekunden nach im eigenen Hause – bei der DB Netz – erstellt werden. Denn wie heißt es doch so schön in einem Liedvers der Kölner Kultband „Paveier“: „Wä de Musik bestellt, dä bestemp wat se spillt.“

In der eigentlichen Sache, der Art der Tunnelsanierung, ist die Bahn keinen Deut von ihren Plänen abgerückt. Jedenfalls kann man dem Bericht keine anders lautende Nachricht entnehmen. Das heißt: Die Weichen bleiben auf eingleisige Tunnelsanierung und Teilrückbau der Strecke gestellt! Und diese Nachricht kann ja nun wahrlich nicht zufrieden stellen.

Für die Zukunft gilt es darum, mit den Bemühungen um den zweigleisigen Ausbau dieser traditionsreichen Bahnstrecke nicht nachzulassen und die Forderungen auch weiter mit Entschiedenheit vorzutragen: Neben Erhalt der Zweigleisigkeit muss bei der konstruktiven Vorgabe der Fahrwegmaße für die Tunnel unbedingt eine spätere Elektrifizierung der Strecke in die Planungen einfließen. Dabei sollten die Lichtraumprofile so bemessen werden, dass Begegnungsverkehr möglich ist und Platz für die Installation einer Oberleitung bleibt. Damit könnte dann die bereits in den 1990er Jahren angedachte Elektrifizierung der Strecke realisiert werden. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ (Höhner). Werden diese Vorgaben nicht berücksichtigt, ist der Zug für eine (spätere) Elektrifizierung definitiv abge-fahren. Und das darf nicht sein!

Irritiert hat den Verfasser, dass Landrat und Bürgermeister unisono nach dem Treffen mit den Bahnverantwortlichen betont haben, sich auch weiterhin für den Erhalt der Leistungsfähigkeit, nicht aber expressis verbis für den Erhalt der Zweigleisigkeit der Strecke einzusetzen. Das verwundert dann doch ein wenig, könnte diese Formulierung doch als falsches Signal gedeutet werden. Da hätte man sich eigentlich – der deutlichen Forderung in der Protestresolution folgend – ein klares Bekenntnis zur Zweigleisigkeit gewünscht. So lässt das den Leser schon ein wenig nachdenklich zurück.

Erfreulich dagegen war jüngst die Meldung, dass die SPD im HSK erneut einen Antrag auf Erhalt der Zweigleisigkeit der Bahnstrecke mit guten Argumenten auf den Weg gebracht hat. Damit hält sie die Protestwelle am Laufen.

Hans-Georg Hengsbach

Olsberg-Gevelinghausen