Meschede. .

Der Bürgerbus ist ein Erfolgsmodell, eine tolle Idee. Aber ein wirklicher Bürgerbus ist er nicht. Das sagen Jan Wefelnberg und Heinz Arenhövel. Sie kritisieren: Wer im Rollstuhl sitzt, kann nicht mitfahren.

Jan Wefelnberg ist Vorsitzender der Behinderten-Interessen-Vertretung Meschede und Heinz Arenhövel der Behindertenbeauftragte des Kreises. Die beiden haben schon durch ihr Ehrenamt die Belange Behinderter im Blick.

Ein Blick, der vielen noch fehlt, kritisieren sie. „Wir haben deshalb auch Kontakt aufgenommen zu Michael Breier vom Bürgerbusverein“, berichtet Heinz Arenhövel. „Immerhin wird der Bus mit 32.000 Euro vom Land gefördert, hinzu kommen 5000 Euro als Ausfallbürgschaft, die die Stadt übernehmen würde“, erläutert er. „Angesichts der Förderung müsste jeder mitfahren können. Bis jetzt aber ist es ein Bürgerbus mit Ausschluss!“

Wie die Beförderung der Rollstuhlfahrer technisch nun genau funktionieren müsste, das wollen Wefelnberg und Arenhövel nicht vorgeben. „Aber es gibt Möglichkeiten“, sagt Heinz Arenhövel. Das Marcel-Callo-Haus, das Elisabeth-Altenheim oder die Kardinal-von Galen-Schule in Eslohe hätten solche Busse.

Nach anfänglichen Vorbehalten laufe jetzt die Zusammenarbeit zwischen der BIV und dem Bürgerbus-Verein. Arenhövel ist optimistisch, dass - wenn der Bus abgeschrieben ist - im nächsten Fahrzeug auch wirklich jeder mitfahren kann. Und dass dann die BIV schon in der Planungsphase mit ins Boot geholt wird. Wie jetzt schon bei vielen Projekten, die die Stadt vorantreibt.

„Da ist die Zusammenarbeit schon richtig gut“, betonen beide. Die Mitarbeiter des städtischen Fachbereichs Planung und Bauordnung würden fast automatisch schon die Behindertenvertreter einbeziehen. „Und wir konnten schon viele Probleme vorab klären.“ Eine Stufe, wo keine sein müsste, eine Tür, die sich vom Rollstuhl nicht öffnen lässt, fehlende Behindertenparkplätze. „Barrierefreiheit kommt drei Gruppen zugute kommen“, betont Jan Wefelnberg, „älteren Menschen, Personen mit kleinen Kinder und Behinderten.“ Praktisch profitiere also jeder irgendwann im Laufe seines Lebens davon.

Und eigentlich sind die meisten Kriterien fürs barrierefreie Bauen in öffentlichen Einrichtungen vorgeschrieben. Trotzdem passierten noch viele Fehler. „Es ist wichtig, dass man bei jeder Baumaßnahme und bei jeder Initiative Barrierefreiheit gleich mitdenkt, dann wird es nicht viel teurer“, sind beide überzeugt. Zuletzt hat die BIV auch beim Umbau der St.-Georgs-Schützenhalle noch mal mitgeschaut, ehrenamtlich und nur beratend, versteht sich. Dafür hat sie in ihren Reihen mit der Architektin Vera Mönnig, die selbst im Rollstuhl sitzt, auch eine ausgewiesene Fachfrau.

„Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, auf die wir hinweisen können“, sagt Heinz Arenhövel. So gibt es in der neuen Cafeteria des Krankenhauses Tische, an die man nicht mit einem Rollstuhl fahren kann. Oder, schon schwer wiegender: Die neuen Behinderten-Toiletten waren vom Rollstuhl aus nicht zu öffnen. Da mussten automatische Türöffner eingebaut werden.

Dabei, so betonen Wefelnberg und Arenhövel, gehe es ihnen in allen Fällen wirklich nur um das Machbare.