Meschede. . Die Staatsanwaltschaft Arnsberg rollt den Fall eines toten Mädchens neu auf, das im April 2010 in ihrem Kinderzimmer in Meschede verbrannt war. Bisher hatten die Ermittler die Mutter im Visier: Sie sollte das Feuer fahrlässig verursacht haben, ihr wurde sogar der Prozess gemacht. Doch: Es saß die Falsche auf der Anklagebank.

Die Staatsanwaltschaft rollt den Fall eines toten Mädchens aus Meschede neu auf, das im April 2010 daheim im Rebell verbrannt war. Bisher hatten die Ermittler die Mutter im Visier: Sie sollte das Feuer fahrlässig verursacht haben, ihr wurde sogar der Prozess gemacht. Doch: Es saß die Falsche auf der Anklagebank. Ein Unbekannter hat das Kind getötet.

Es war eine schreckliche Entdeckung für die Feuerwehr in jener Nacht bei dem Wohnungsbrand: Im Kinderzimmer fanden die Einsatzkräfte plötzlich ein 14 Monate altes Mädchen. Es hatte eine schwere Rauchvergiftung. Ein Tag später starb es in der Kinderklinik. Die alleinziehende Mutter hatte ihre Tochter in jener Nacht, als das Feuer ausgebrochen war, allein zurückgelassen - um in einem Bordell in der Mescheder Ortschaft Berge zu arbeiten.

Neues Gutachten bringt die Wende

Wie oft bei Bränden, gestaltete sich die Spurensuche schwierig: Die Feuerwehr musste mit Gewalt eindringen, Löschwasser sprudelte durch die Räume. Trotzdem war für die Ermittler schnell klar: Ein technischer Defekt war nicht die Ursache. Ein Brandsachverständiger kam nach einem Jahr zu diesem Ergebnis: Funkenflug, beispielsweise durch die Glut einer Zigarette, müsse einen Schrank in Brand gesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft klagte die damals 23-jährige Mutter vor dem Schöffengericht an.

Zu einem Urteil kam es im Juni 2011 nicht: Das Verfahren wurde unterbrochen, nachdem sich die Beteiligten nicht auf Prozessende gegen eine Geldstrafe einigen konnten. Ein neues Gutachten der Staatsanwaltschaft brachte jetzt die Wende: Demnach ist der Brand vorsätzlich gelegt worden, erklärte Oberstaatsanwalt Werner Wolff gegenüber unserer Zeitung. Und: Die Mutter kann das Feuer nach dem aktuellen Stand zeitlich nicht verursacht haben.

Wusste der Brandstifter, dass nebenan ein Kind schläft?

Wer ist dieser Unbekannte, der in die Wohnung eingedrungen war und das Feuer gelegt hatte? Wusste der Täter, dass nebenan ein Kind schläft? Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, gegen Unbekannt, wegen schwerer Brandstiftung. Die Mutter hatte die Vorwürfe von Beginn an bestritten und ansonsten geschwiegen. Ihr früherer Lebensgefährte und Vater des Kindes, auch als ihr Zuhälter bekannt, hatte frühzeitig einen Bekannten mit einem Zweitschlüssel beschuldigt, das Feuer gelegt zu haben. „Es war Mord“, behauptete er schon vor Monaten im Gespräch mit unserer Zeitung. Bisher führte die Anschuldigung nicht weiter.