Meschede. . Fracking, das Bohren nach Gas in tiefen Gesteinsschichten, erregt seit April im Sauerland die Gemüter. Nun liegen der Landesregierung in Düsseldorf und dem Bundesumweltamt neue Gutachten vor, die vor den Gefahren warnen. Unsere Zeitung sprach mit Gaby Hesse, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen Gasbohrung im HSK (BIGG).
Fracking, das Bohren nach Gas in tiefen Gesteinsschichten, erregt seit April im Sauerland die Gemüter. Nun liegen der Landesregierung in Düsseldorf und dem Bundesumweltamt neue Gutachten vor, die vor den Gefahren warnen. Für die Landesregierung ein Grund, darüber nachzudenken, Gasvorkommen in NRW kontrolliert und wissenschaftlich zu erkunden, bevor weitere Probebohrungen unternommen werden dürfen. Der so genannte dritte Weg. Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, ist dafür, eine obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfung einzuführen. Unsere Zeitung sprach mit Gaby Hesse, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen Gasbohrung im HSK (BIGG).
Freut Sie das Gutachten der Experten?
Ja natürlich! Es gibt genau die Bedenken wider, die wir als Laien immer wieder vorgebracht haben. Das Gutachten sagt nun auch: Es gibt zu viele Gefahren und Unsicherheiten für Menschen, Tiere und Grundwasser, um Gasbohrung ohne sorgfältige Forschung zuzulassen. Gasbohrungen sind zwar in Sandböden erforscht, aber noch nicht in unseren heimischen Schieferböden.
Was halten Sie von dem für NRW angekündigten „dritten Weg“?
Das muss man abwarten, denn dazu fehlen mir noch genauere Informationen. Wenn es wirklich darum geht, Gasbohrung in kleinem Rahmen mit einer Bohrung, natürlich ohne Fracking und Chemieeinsatz, zu erforschen, finde ich es sehr wichtig, dass die Bevölkerung ordentlich über alles informiert wird. Wo wird gebohrt, wie sind die Sicherungsvorkehrungen, sind die Forscher unabhängig? Bisher lief alles zu Fracking ohne Information der Öffentlichkeit. Im Münsterland ist man beispielsweise erst aufmerksam geworden, als plötzlich Bohrtürme aufgestellt wurden. Grundsätzlich aber bin ich gegen jegliche Bohrungen, da die Gefahren rund um diese Technik, überirdisch, Chemietransporte, Flächenverbrauch, etc. in dem aktuellen Gutachten gar nicht betrachtet werden, wie aus dem neuen Gutachten des Bundes- Umweltministerium ersichtlich ist.
Wie fühlen Sie sich von der Politik hier im Kreis unterstützt?
Das läuft sehr gut. Alle Räte haben unser Ansinnen mit Petitionen unterstützt. Auch Peter Liese versucht im Europaparlament Fracking zumindest einzudämmen, hat dort aber mit einem polnischen Vorsitzenden im Umweltausschuss schwer zu kämpfen. In Polen wird Fracking massiv betrieben. Im Moment versuchen wir, einen Termin mit der NRW-Ministerpräsidentin Kraft zu bekommen und sammeln Unterschriften, um eine Bundespetition einreichen zu können: Denn letztlich geht es uns ja um das Bergrecht, die Grundlage fürs Fracking ist, zu ändern.
Dann geht der Bürgerinitiative noch nicht die Luft aus?
Ganz im Gegenteil. Seit April sind wir aktiv und haben mittlerweile 10 500 Unterschriften gesammelt. Auf vielen Info-Veranstaltungen haben wir übers Fracking informiert und uns auch schon deutschlandweit mit anderen Bürgerinitiativen vernetzt. Mit unseren Unterstützern versuchen wir jetzt über eine Bundespetition zu erreichen, dass der Bundestag das Thema sofort und öffentlich behandelt. Dafür brauchen wir 50 000 Online-Unterstützer. Wenn dieser Antrag eingereicht ist, dann werden wir noch einmal sehr viel Unterstützung brauchen.