Meschede. . Zwei Wagen stehen zum Start bereit. Es geht los, die Motoren heulen auf. Der eine überholt den anderen schließlich mit hoher Geschwindigkeit - und nutzt dafür den Bürgersteig der Le-Puy-Straße. Es sind lebensgefährliche Szenen, die sich nach Angaben von Anwohnern regelmäßig rund um den Mescheder Bahnhof abspielen. Die Polizei ist alarmiert.

„Wir sind dort im Einsatz, verdeckt und auch in Uniform“, sagt Rudolf Figgen, Leiter der Polizeiwache in Meschede. Sein Problem: Die Raser sind auch gut organisiert. „Rennleitung“ werden jene genannt, die sich auf einem Balkon über der Le-Puy-Straße niederlassen und die Strecke überblicken. Angeblich stoppen sie die Zeiten. Auf jeden Fall erspähen sie die Polizei.

Die Beamten müssen unterdessen „beweissicher“ arbeiten, wie es im Beamtenjargon heißt. Das bedeutet: Eine Einschätzung, dass jemand viel zu schnell war, reicht nicht. Es muss eine Messung vorliegen. „Wenn wir drei Fahrer erwischt haben, ist es natürlich erst einmal vorbei. Wir fallen auf, und es wird sich gegenseitig gewarnt“, weiß Figgen.

Trotzdem ist er überzeugt davon, dass die Polizei das Problem in den Griff bekommen wird: „Allein in der vergangenen Woche haben wir an zwei Tagen schon wieder vier Anzeigen geschrieben“, erklärt Figgen. Die Gruppe der potenziellen Raser sei zudem überschaubar. Man kann auch sagen: Sie ist inzwischen polizeibekannt. Aus dem Stadtgebiet und aus umliegenden Orten, zum Teil auch Nachbarkommunen, stammen die junge Leute mit den PS-starken Kisten.

Gegen 21 Uhr, berichten Anwohner, beginnt das Spektakel an vielen Tagen. Die „Rennfahrer“ versammeln sich auf dem Parkplatz von Kaufpark und Aldi. Zum Auftakt, so Augenzeugen, würden zuweilen „Aufwärmrunden“ auf dem Privatgelände gedreht - mitten im laufenden Betrieb: Der Kaufpark hat bis 22 Uhr geöffnet, zu der Zeit schieben Kunden noch ihre Einkaufswagen zum Auto. Nach Geschäftsschluss geht es richtig rund. Anwohner klagen über Lärm - und Dreck.

Hier wollen Polizei und Ordnungsamt der Stadt Meschede unmittelbar einschreiten: Wie unsere Zeitung berichtete, sollen Kaufpark und Aldi dazu bewegt werden, die Schranke zum Parkplatz nach Geschäftsschluss wieder dicht zu machen. „Wir werden Kontakt mit den Eigentümern aufnehmen“, sagte Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt Meschede. Früher war die Schranke nachts geschlossen. Doch sie wurde ein paar Mal kaputt gefahren. Seitdem steht sie offen.

Dass ein geschlossener Parkplatz immerhin den Lärmpegel für die Anwohner reduzieren würde, gilt als sicher. Ob er auch das Raser-Problem lösen würde, ist dagegen ungewiss: Die Le-Puy-Straße, die als eigentliche Rennstrecke gilt, wäre weiterhin als öffentlicher Raum zugänglich. „Von dort drehen die ihre Runden über die Antoniusbrücke und die Lagerstraße, manchmal sogar mitten durch die Fußgängerzone“, berichten Augenzeugen. Immer „High Speed“. Abgesehen von erschrockenen Passanten ist noch nichts Nennenswertes passiert - bisher.