Bestwig. . Vom 3. bis 5. August feiert das Fort Fun Abenteuerland in Bestwig-Wasserfall sein 40-jähriges Bestehen. Am Jubiläumswochenende gastiert unter anderem eine Rodeo-Show. Tierschützer gehen auf die Barrikaden.

Was mag die Verantwort­lichen des Fort Fun Abenteuerlandes in Bestwig-Wasserfall geritten haben, eine Rodeo-Show an ihrem Jubiläums­wochenende vom 3. bis 5. August zu veranstalten? Diese Frage stellen sich seit Wochen gut organisierte Tierschutz-Aktivisten und gehen öffentlich auf die Barrikaden. Am Freitag hat das Management des sauerländischen Freizeitparks die Flucht nach vorne angetreten und zu einer Pressekonferenz mit Rodeo-Vorführung („damit Sie sich ein eigenes Bild machen können“) eingeladen.

Während in den Pressemappen neben den Tellern mit belegten Brötchen ein Flyer über American Rodeo („der harte Sport der Cowboys“) liegt, wandern unter dem Titel „Rodeo. Spaß am Quälen“ Hochglanzschriften des Vereins „animal 2000 - Menschen für Tierrechte“ über die Tische. Anstelle der Journalisten stellen zunächst Tierheilpraktikerin Elke Plugge aus Meschede und Katja Tiepelmann aus Bestwig von der Initiative „Rettet das Huhn“ die Fragen. Tenor: Man fügt Pferd und Bulle Leid zu. Wildwest-Methoden beim Rodeo.

Eine Sportveranstaltung

Es ist Fort-Fun-Parkleiter Gordon Kosa, Technikchef Andreas Sievering („der Gegenwind von Tierschützern hat uns nicht überrascht, die Flut an E-Mails schon“) und Marketingmanagerin Christine Schütte hoch anzurechnen, dass sie sich den Einwänden der unangemeldeten Gäste stellen. Sachlich, informativ statt konfrontativ. „Wir wollen mit den Besuchern ausgiebig unser 40-jähriges Bestehen feiern“, erklärt Christine Schütte, „und die Rodeo-Show als Sportveranstaltung passt zu unseren Ursprüngen als Westernstadt.“ Man werde gewährleisten, dass die Veranstaltung am Jubiläums-Wochenende Tierschutz-konform abläuft.

Darüber muss dann Dr. Martin Steiger, Amtstierarzt des Hochsauerlandkreises, wachen - und bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz die Vorführungen stoppen. Er stellt sich in der Pressekonferenz auch den Fragen der Anwesenden, man spürt die zwei Herzen, die in seiner Brust schlagen. „Ich bin nah bei den Tieren“, sagt der Mediziner in Richtung der Tierschützer im Saloon, „aber ich kann das nicht so emotional sehen wie Sie“. Eine Verwaltung unterliege rechtlichen Fragen. Und das bedeutet in diesem Fall: Der südhessische Rodeo-Betreiber Dieter Brand hat eine amtstierärztliche Genehmigung aus seinem Heimatkreis („und ich habe Fort Fun Gutachten vorgelegt, die belegen, dass die Tiere keine Druckschmerzen erleiden“). Diese können der Hochsauerlandkreis oder das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW als Fachaufsicht nicht unter Tierschutzgesichtspunkten „aus Prinzip verbieten“, so Lanuv-Sprecher Eberhard Jacobs gegenüber dieser Zeitung. Und: Man brauche Rechtssicherheit.

Bundesrat befasst sich mit dem Thema

In einigen Bundesländern gibt es bereits Rodeo-Verbote. Kürzlich hat der Bundesrat mitgeteilt, dass die Länder tierquälerische Rodeos gesetzlich verbieten wollen. Begründung: Flankengurte schnürten den Unterleib von Bullen und Pferde ein und verursachten so Schmerzen.

Jedenfalls wollen die Tierschützer nicht locker lassen. Am Fort-Fun-Jubiläumswochenende wollen sie vor dem Besuchereingang Flugblätter verteilen - die Demonstration sei bereits von Polizei und Ordnungsamt genehmigt, so Sabine Stöwer vom „Tierschutz Arche Sauerland e.V.“ gegenüber dieser Zeitung. Sie stellt klar: „Wir wollen Fort Fun nicht wirtschaftlich schaden und schon gar nicht zum Boykott des Jubiläums aufrufen - aber wir wollen deutlich machen, dass Rodeo kein nettes Rumhüpfen von Pferden und Bullen ist.“

HSK-Amtstierarzt Dr. Martin Steiger jedenfalls hat am Freitag die Rodeo-Vorführung für die Presse aufmerksam verfolgt. Er hatte keine Beanstandungen.