Meschede/Kairo. . Pater Nikolaus Nonn von der Benediktiner-Abtei Königsmünster in Meschede war zu Besuch in Ägypten. Im Interview spricht er über die Lage der Christen in dem Land und erzählt, warum er keinen Urlaub dort machen würde.

Die Situation ist schwierig in Ägypten, von außen nur schwer zu durchschauen. Pater Nikolaus Nonn von der Benediktiner-Abtei Königsmünster in Meschede besucht das faszinierende Land zurzeit zum dritten Mal und während er 2010 bei seinem früheren Besuch auch abseits von Touristenpfaden wandelte und erlebte, dass in ein einem kleinen Dorf Christen und Muslime auch friedlich zusammenleben können, verzichtet er diesmal - auch angesichts der politischen Situation auf ein großes touristisches Programm. Am morgigen Sonntag reist der 57-Jährige nach drei Wochen in Ägypten wieder zurück nach Deutschland.

Wie schätzen Sie die Situation der Christen ein?

Pater Nikolaus Nonn: Die Christen - das sind ja vor allem koptische Christen, aber auch Katholiken und Protestanten - sind schon voll banger Sorge, in welche Richtung das Land unter Mursi steuern wird. Allerdings war es für sie auch unter Mubarak nicht einfach. Soviel ich weiß, ist schon seit Jahrzehnten kein Neubau einer christlichen Kirche mehr erlaubt worden. Die Genehmigung muss der Präsident erteilen. Ich habe aktuell von verängstigten koptischen Christen gehört, die von vereinzelten Muslimen bedrängt worden sind. „Sie verlangen: zum bevorstehenden Ramadan sollten koptische Frauen auch einen Schleier tragen.“ Ich habe von „Bartträgern“ gehört, die junge, koptische Mädchen, die ohne Kopftuch auf die Straße gehen, an den Haaren gezogen und durch die Straßen geschleift haben sollen... Aber man muss auch sehen: Fanatiker, gibt es auf beiden Seiten.

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Sie sind nun beruflich dort. Würden Sie dort auch Urlaub machen?

Bei den beiden vorigen Reisen, habe ich jeweils auch meinen Urlaub in Ägypten verbracht - angesichts der politischen Lage, mache ich das dieses Mal allerdings nicht. Ich werde mir wohl die Zitadelle mit der Alabastermoschee anschauen und auch einmal das koptische Viertel durchstreifen - aber das war’s dann auch auch schon für dieses Mal.

Was hat sich im Vergleich zu Ihren früheren Reisen verändert?

Verändert hat sich sicherlich, dass die Zahl der „verschleierten“ Frauen deutlich zugenommen hat. Mit „verschleiert“ meine ich zum einen das Tragen eines einfachen Kopftuches, über einen großen Schleier bis hin zur Burka, der Ganzkörper-Verhüllung also, bei der nur die Augenschlitze offen sind.

Trotz allem ist Ägypten ein faszinierendes Land?

Fasziniert bin ich vor allem von der reichen Geschichte des Landes: Als noch niemand an das heutige westliche Europa dachte - also fünf- bis sechstausend Jahren vor unserer Zeitrechnung - da hat Ägypten mit seinen Pharaonen - natürlich auf den Rücken der „armen Leute“ - bereits eine Hochkultur zur Blüte gebracht, wovon die großartigen Tempelanlagen in Oberägypten, aber auch die Pyramiden bis heute beredtes Zeugnis ablegen. Dass im Jahr 2002 in Zusammenarbeit mit der UNESCO eine neue Bibliothek in Alexandria entstanden ist - die Bibliothek von Alexandria war ja die bedeutendste Bibliothek der Antike - zeigt ein wenig, von dem Willen der Ägypter, an dieser alten kulturellen Tradition anzuknüpfen.

Wie glauben Sie, wird sich Ägypten weiter entwickeln?

Das kann man als Außenstehender momentan nur schwer beurteilen. Es kommt, so glaube ich, auf die nächsten Wochen und Monate an, wie der neue Präsident, das Militär und die oberstes Gerichtsbarkeit die Geschicke des Landes in die Hand nehmen wird.