Bestwig. . Sie lässt keine Party aus. Janina Rath ist sogar schon im Saal, wenn die Fete noch gar nicht begonnen hat. Allerdings nicht um zu feiern, sondern um Geld zu verdienen. Ein bisschen auch aus Leidenschaft. Die 22-Jährige arbeitet bei einem Sicherheitsdienst – und das Wort Türsteherin kann sie so gar nicht leiden.

Mit der Auswahl ihrer Abendgarderobe ist Janina Rath an den Samstagabenden schnell fertig: Schwarze Hose, schwarze Schuhe, schwarzes Polo-Shirt. Statt einer Handtasche liegt ein Koffer mit Funkgeräten auf dem Beifahrersitz. Seit drei Jahren arbeitet die 22-Jährige für den Bestwiger Sicherheitsdienst LH-Security-Service. Inzwischen ist sie sogar Einsatzleiterin. „Janina gehört zu meinen fähigsten Mitarbeiterinnen“, sagt ihr Chef Ludger Hilgenhaus und klopft ihr auf die Schultern - deren Breite so gar nicht ins Klischee passt.

Überhaupt passt bei Janina Rath so vieles nicht ins Klischee. Die 22-Jährige hat erst in Meschede ihr Abitur gemacht. Dann war sie auf der Höheren Handelsschule. Jetzt studiert sie im zweiten Semester Wirtschaft an der Mescheder Fachhochschule. Vier weitere Semester hat sie noch vor sich. „Ich stehe also nicht an der Tür, weil ich nichts anderes kann“, stellt die Bestwigerin klar. Ihr mache der Job einfach Spaß. „Für mich ist das ein guter Ausgleich, auch wenn das für manche vielleicht etwas komisch klingt“, sagt sie. Und schließlich müsse das Geld für die Wohnung und das eigene Auto ja irgendwo herkommen.

Prägender Abend

Leicht verdient ist dieses Geld allerdings nicht immer. So wie an jenem Abend, als es vor einem Event-Club zu einer Massenschlägerei kam. Janina Rath wollte mit ihren Kollegen schlichten, als sie plötzlich eine Faust am Kopf traf. „Ich bin umgefallen wie eine Kerze“, erzählt sie und lächelt dabei. Den Schlag habe sie aber aus Versehen abbekommen, fügt sie hinzu. Und: „Ich habe mehr oder weniger nur im Weg gestanden.“ Trotzdem: Dieser Abend hat sie geprägt. „Seitdem kann ich irgendwie nichts mehr hinter mir haben.“

Angst? Nein, die habe sie nicht, versichert die 22-Jährige. Sehr wohl aber Respekt.

Wenn Janina Rath „an der Tür“ arbeitet und ein Auge auf die Gäste hat, gehören die Hände hinter den Rücken. Alles andere wirkt provozierend.
Wenn Janina Rath „an der Tür“ arbeitet und ein Auge auf die Gäste hat, gehören die Hände hinter den Rücken. Alles andere wirkt provozierend. © WP Meschede

Streife laufen im Veranstaltungssaal, Taschenkontrollen, die Bewachung der Bühne und das Räumen der Halle am Ende der Party - all das gehört zu ihren Aufgaben an einem Samstagabend. Janina Rath diskutiert nicht. Sie ignoriert lieber, wenn ihr mal wieder jemand doof kommt. Im Laufe der Zeit hat sie sich ein dickes Fell zugelegt: Die Zahl der neuen Schimpfwörter, die sie in den vergangenen Jahren gelernt hat, liegt wohl im oberen zweistelligen Bereich. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen“, sagt die Bestwigerin. Aber so etwas müsse man wegstecken können in diesem Job - der durchaus auch jede Menge positive Seiten hat.

Klare Ansage

Der Großteil der Partygäste ist nämlich sehr nett. „Mir ist schon oft gesagt worden, dass sich die Leute sicherer fühlen - nur weil wir einfach da sind“, berichtet die Bestwigerin. So etwas hört sie natürlich ganz besonders gern.

Streng und konsequent sei die 22-Jährige, sagt ihr Chef. Dabei aber immer freundlich. Und das sei genau die richtige Mischung.

Verschränkte Arme und grimmige Blicke sind tabu. Da gibt es eine ganz klare Ansage. „Natürlich kann ich auch schon mal lauter werden, wenn es sein muss“, betont Janina Rath. In der Regel sehe man sie aber mit einem Lächeln bei der Arbeit. Nicht nur, weil ihr der Job Spaß macht. Sondern vor allem auch deshalb, weil man mit einer freundlichen Ausstrahlung viel weiter komme, weiß sie. „Wir wollen ja nicht provozieren.“ In erster Linie komme es in ihrem Job auf die Psychologie an. „Und nicht auf die Muckis“, sagt Janina Rath.

Einsatzende am frühen Morgen

Oft ist der Einsatz der 22-Jährigen erst dann beendet, wenn auch der letzte hartnäckige Gast die Halle verlassen hat - natürlich ohne ein Glas in der Hand. Meistens ist es dann früh am Morgen. Und wenn die Partygäste am Sonntagmittag mit den Nachwehen des Samstagabends zu kämpfen haben, sitzt Janina Rath schon wieder topfit am Schreibtisch und schreibt ihren Einsatzbericht. Die Funkgeräte liegen wieder in der Ladestation - für das nächste Wochenende.