Meschede. . Wenn heute oben offiziell der Henne-Deckel geöffnet wird, dann treibt sich unten am und im Wasser niemand mehr herum. Wasseramsel und Fledermäuse haben bereits ihre neuen Quartiere bezogen. Gestern waren die Fische an der Reihe. Für die Dauer der Bauarbeiten ist die Henne jetzt zur fischfreien Zone gemacht worden.

Wenn heute oben offiziell der Henne-Deckel geöffnet wird, dann treibt sich unten am und im Wasser niemand mehr herum. Wasseramsel und Fledermäuse haben bereits ihre neuen Quartiere bezogen. Gestern waren die Fische an der Reihe. Für die Dauer der Bauarbeiten ist die Henne jetzt zur fischfreien Zone gemacht worden.

Peter Wiese, Vorsitzender des Fischereivereins Meschede, war erstaunt, wie viel Leben selbst in der bislang dunklen, bisher überbauten Zone herrscht. 126 Bachforellen, 142 Mühlkoppen, 3 Äschen und – eine Überraschung für die Experten – 3 höchst seltene Bachneunaugen gingen den Anglern gestern Morgen in ihre Kescher. Von der Einmündung in die Ruhr bis zur Neufraunhofer Brücke wurde die Henne komplett abgefischt: Kein Fisch soll bei den Bauarbeiten zu Schaden kommen.

Kein Fisch soll durch die Bauarbeiten zu Schaden kommen. Die Henne wurde deshalb vorübergehend zur fischfreien Zone.
Kein Fisch soll durch die Bauarbeiten zu Schaden kommen. Die Henne wurde deshalb vorübergehend zur fischfreien Zone. © WP

„Bisher ist die Henne hier ja nur eine Ablaufrinne“, meint Peter Wiese. Nicht nur städtebaulich soll deshalb das Unternehmen Henne-Öffnung für Meschede ein Gewinn werden. Fischwirtschaftsmeister Lars Brackwehr vom Ruhrverband ist sicher, dies gelingt auch ökologisch: „Der Fischbestand in der Henne wird steigen.“ Denn Fische brauchen das Licht. Bisher wirkte die Henne-Überbauung wie ein Tunnel, in den sich Fische nicht von der Ruhr her hineinwagten. Hinzu kommen künftig so genannte Störsteine und Schwellen, die als Verstecke im Fluss eingebaut werden.

Künftig werden deshalb wohl auch wieder verstärkt Fische die Henne hinauf wandern und heimisch werden. Dass am Ende womöglich selbst Lachse hier anzutreffen wären (Wiese: „Das wäre unser Traum“), bleibt aber echte Zukunftsmusik: Dafür müsste die Ruhr auf ihrem langen Verlauf komplett hindernisfrei sein, es gibt aber noch etliche Wehren ohne eigene Fischtreppe.

Gestern um 9 Uhr musste die Abfischung beendet sein. Da begann pünktlich der Bagger mit seinen Abrissarbeiten. Drei weitere Abfischungen werden in den nächsten Wochen folgen, wenn im Bereich des Kreishauses die Arbeiten am Henne-Park beginnen. Sechs Helfer vom Fischereiverein unterstützten die Profis vom Ruhrverband. Die Fische wurden – unbedenklich für die Tiere – elektrisch betäubt, dann per Kescher eingefangen und sofort in eine Wanne mit Wasser gelegt.

Ausgesetzt wurden die 274 Fische wieder an der Ruhr bei Heinrichsthal. Dort kann es der Fluss gut vertragen: „Da hat der Kormoran mächtig aufgeräumt“, sagt Peter Wiese. Heimlich mitgenommen für die eigene Küche hat gestern niemand einen Fisch. Das ist gegen die Anglerehre. Schließlich ist der Verein ein reiner Fliegenfischerclub, der nicht mit Wurm und Made, sondern mit künstlicher Fliege angelt.