Schmallenberg. . Zwischen Hunau- und Rothaargebirge, im Hochsauerland, erwartet Schmallenberg seine Gäste. Ursprünglichkeit und Vielfalt, Berge bis 831 m mit ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern und stille, grüne Täler mit klaren Gebirgsbächen prägen das Bild dieser Landschaft.
Gepflegte Städtchen, Dörfer und Weiler, 83 einzelne Ortsteile mit schiefergedeckten Fachwerkhäusern fügen sich harmonisch in die mit 303 qkm landesweit größte Gemeinde ein. Vor mehr als 200 Jahren zog es schon Sommerfrischler hierher. Heute stehen Kureinrichtungen im Heilbad Bad Fredeburg, in den staatlich anerkannten Luftkurorten Schmallenberg und Nordenau sowie dem heilklimatischen Kurort Grafschaft zur Verfügung.
Erweiterung der Befestigungsanlagen
Neun „Bundesgolddörfer“ im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ erzählen so einiges vom Reiz der Orte. Schmallenberg sichert sich seit Jahren einen Löwenanteil der Übernachtungszahlen und hat in der Gastronomie einen schon sprichwörtlichen Ruf! Die Keimzelle der Stadt stand einst im weiten Bogen der Lenne, eine Burg der Kölner Erzbischöfe und des Klosters Grafschaft.
Als 1244 eine Befestigung der Stadt beschlossen wurde, lag die Burg bereits verwaist; Anfang des 14. Jh. wurden die Befestigungsanlagen sogar noch erweitert. 1350 wies die Stadt für 450 Jahre eine Häuserzahl auf, die sie so schnell nicht wieder erreichen sollte: 150!
Preußischer Klassizismus
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Als Mitglied der Hanse erschloss sich Schmallenberg deren Handelsverbindungen; im Spätmittelalter entwickelte sich der Ort zu einem Ackerbürgerstädtchen. Wie überall wüteten Brände in der Stadt, 1822 vernichtete ein Großfeuer 132 Gebäude. Danach zeigte sich in der Altstadt Schmallenbergs ein eindrucksvoller Wiederaufbau im Stil des preußischen Klassizismus: zwei parallel verlaufende Straßen (West- und Oststraße) werden mit fünf Querstraßen leiterartig verbunden.
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Bei den durchweg zweigeschossigen Gebäuden sind die symmetrischen Straßenfronten mit der Betonung einer Mittelachse typisch. Die einheitliche Bebauung wird durch Material, Farbgebung und Architekturdetails wie Naturschiefer, weiß lackierten Kranzgesimsen und Fenstern betont. Noch einmal wird Schmallenberg am Ende des II. Weltkrieges schwer heimgesucht. Heute lohnt das Stadtbild sicher einen Aufenthalt: Frisches, mit Blumen geschmücktes schwarzweißes Fachwerk herrscht vor.
Sehenswertes beim Stadtrundgang durch Schmallenberg
P Großparkplatz an der Stadthalle
1. Flachgiebelhaus, Weststraße 12: Baudenkmal, fünfachsiges Haus in Jugendstilform.
2. Bürgerhaus „Schenk“, Weststr. 11: Baudenkmal, klassizistisches Kernhaus mit Zierfachwerk unter Jugendstileinfluss, heute Geschäft mit Hausbrunnen und Hausofen.
3. Ackerbürgerhaus, Weststr. 38/40: Baudenkmal, Sonderbautyp: Doppelhaus, Denkmal des Monats in 2000.
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4. Kath. Pfarrkirche St. Alexander mit Kirchplatz: romanische Hallenkirche westfälischen Typs mit neoromanischem Anbau von 1905/06 von dem Aachener Dombaumeister Buchkremer. Sehenswert: spätgotische Pieta (15. Jh.), ein spätgot. Sakramentshäuschen und der Hochaltar im Stil des Grafschafter Barocks (1740) von den beiden Vettern J.L. Falter und J. A. Destadt aus Schmallenberg. 2000/2 Anbau eines neuen Turms (Meditationsraum).
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5. Pfarrhaus, Kirchplatz 5: Pastorat, klassizistisches Schmallenberger Bürgerhaus.
6. Bürgerhaus, Südstraße 3: Baudenkmal, nach dem Stadtbrand von 1822 entstanden, zweigeschossig mit fünf Fensterachsen, besondere Fassadengestaltung, gradläufige Freitreppe mit Sitzbänken in einem jugendstilhaften Gitter; Denkmal des Monats in 2001.
7. Historisches Ensemble „Alter Friedhof “, Unterm Werth: Parkanlage mit historischen Gebäuden – „Balzer-Schmalen“, heute Stadtarchiv.
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8. Renaissance- Kapelle „Auf dem Werth“ von 1682, ein Saalbau mit kleinem Barockaltar; Grabstätte des legendären „Floigenkaspars“ (= fliegender Kaspar, d. i. ein Bildhauer namens Kaspar Hamm-Jostgans, der Mitte des 19. Jh. in Schmallenberg lebte und einen spektakulären Flugversuch aus dem Dachboden seines Hauses machte).
9. Antiquitätengeschäft Klute, Oststr. 55.
Empfehlungen rund um Schmallenberg
- Bad Fredeburg: Dietrich III. von Bilstein gewährte 1330 dem Ort die ersten städtischen Rechte. Erhalten ist die Ostturmwand der alten „Frede-Burg“ (1325). 1367 erhält Fredeburg die endgültigen Stadtrechte.
- Berghausen: Romanische Wehrkirche St. Cyriakus, von den Bewohnern um 1200 errichtet, mit einer Basilika ähnlichem Aufbau, zeigt erstmals die Eigentümlichkeit der westfälischen Hallenkirche. Fresken (frühes 13. Jh.) mit hohem kunstgeschichtlichen Rang: Themen des Alten und Neuen Testamentes, einzigartiges Kunstdenkmal in Europa.
- Bödefeld: Kreuzberg mit Kapelle (1729), Pfarrkirche von 1722 mit der „schwarzen Hand von Bödefeld“ im ersten rechten Pfeiler am Mittelgang.
- Fleckenberg: St. Agatha-Kapelle mit Freskenmalerei (1666) und Barockaltar aus der Grafschafter Schule.
- Kloster Grafschaft: 1072 von dem Kölner Erzbischof Anno II. gegründet; heutiges Aussehen stammt von dem Neubau des Michael Spanner (1727). In der sog. „Grafschafter Schule“ bildeten früher die Benediktiner Mönche viele Talente aus, einem typischen Sauerländer Barock. Sehenswert: der Wilzenberg (658 m) mit der Sage der „wilden Gräfin Kuniza“, Aussichtsturm (Eiffelturm des Sauerlandes), Kapelle (von 1622, 1755 erweitert) und einer frühgeschichtlichen Wallburg.
- Nordenau: Burgruine auf dem Rappelstein, ehem. Burg Nordernau, sicherte seit etwa 1120 die „Heidenstraße“; 1513 bereits verfallen.
- Oberkirchen: 300-jährige Barockkirche Pfarrkirche St. Gertrud wurde 1666 geweiht. Vorgängerin war eine romanische, später nach Westen erweiterte Kirche; sehenswert: Hochaltar und Kanzel, Taufstein von 1632, Orgelgehäuse von 1705 (Johann Heinrich Kleine, Eckenhagen).
- „Schwarze Fabrik“ – Kunstschmieden Schütte, Lennestraße 8, OT Oberkirchen (Denkmal d. M. 2002): Anlage von 1876, in der Holzkohle hergestellt und bearbeitet wurde. Zu dem Ensemble gehören das Kontor-, Wohn- und Fabrikgebäude sowie der auf einem quadratischen Sockel errichtete runde Kamin aus der Firmengründerzeit.
- Lennemühle Gilsbach, Alte Poststr. 15, OT Oberkirchen, eine hervorragend erhaltene, voll funktionsfähige Kornmühle mit einem Wasserantrieb von 1807. Nach der Führung und Besichtigung der Mühleneinrichtung im unteren Stockwerk lädt die behagliche Gastronomie des „Mühlencafés“ auf den ehemaligen Kornboden ein.
- Wormbach: In vor- wie christlichen Zeit sind Tote bis nach Wormbach über sog. Totenwege gebracht worden, die von Soest oder aus dem Südsauerland hierher führten und an der Kirche und dem Friedhof endeten. Kirche und Friedhof liegen auf einer heidnischen Kultstätte. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul mit Grundmauern von 850 bzw. 1000 ist eine spätromanische Hallenkirche (1250), der Turm von 1730. Im Innern wieder die typische westfälische Hallenkirche mit Malereien der zwölf Tierkreiszeichen im Gewölbe, sowie Fresken hinter dem barocken Hochaltar von J.W. Zinn („Grafschaft er Barock“), der erdfarben ausgemalten Kanzel (P. Sasse, Attendorn), einer Barockorgel mit 1338 Pfeifen (Varenholt, Bielefeld), darunter 3 Pfeifen, die schon 1450 geschaffen wurden.