Meschede. . Technischer Defekt oder Brandstiftung? Ist das Feuer gelöscht, ermittelt Polizist Heinz Büngeler die Ursache.

Es brennt. Wer zuerst am Tatort ist rettet, was zu retten ist. Am Ende bietet sich oft ein Schlachtfeld aus Schutt, Wasser und Asche. Aus diesem jetzt herauszufinden, wie der Brand entstanden ist, ist Sache des Brandermittlers.

Kriminalhauptkommissar Heinz Büngeler ist für den Bereich Meschede, Sundern, Eslohe und Arnsberg zuständig. Sein Kollege Manfred Stuhldreier für den Altkreis Brilon, Schmallenberg und Bestwig. Gemeinsam beackern sie ein Gebiet, das so groß ist wie das Saarland. Ca. 350 Mal ermitteln die Beamten nach Bränden.

Eine große Hilfe ist dabei die Feuerwehr. „Wir erscheinen ja meist erst am Tatort, wenn das Feuer schon gelöscht ist, von den Feuerwehrleuten erhalten wir wertvolle Hinweise und mittlerweile auch aktuelle Fotos“ , erklärt Heinz Büngeler. Diese können zum Beispiel zeigen, wo der Brand ausgebrochen ist, wo die Flammen lodern. Brennt als Erstes das Dach weg, kann nicht der technische Defekt im Keller die Ursache für das Feuer gewesen sein.

Auch mit Hubschraubern und Brandmittelspürhunden suchen die Beamten nach dem Brandherd. „Aus der Luft kann man gerade bei großflächigen Bränden manches besser einordnen. Und Hunde erschnuppern Brandbeschleuniger noch Wochen später“, erläutert Büngeler.

Für ihn ist die Brandursachenermittlung „ein Gemisch aus Wissenschaft, Kunst und Intuition“. Wenn man wisse, dass sich ein Feuer wie ein Trichter ausbreite, könne man so schon oft auf die Stelle schließen, an der das Feuer ausgebrochen sei.

Der Brandermittler zeigt Stellen auf Fotos, an denen der Putz in Folge der Hitzeeinwirkung abgeplatzt ist, Metall sich Lava-Braun verfärbt oder Narben sich ins Holz eingefräst haben - Zeichen großer Hitze. Ab 800 Grad verbrennt sogar Ruß. „Dort wo sich die größte Hitze entwickeln konnte, liegt auch meist der Brandherd.“

Und dann geht es natürlich auch darum, herauszufinden, ob der Brand vorsätzlich oder fahrlässig gelegt wurde oder ein technischer Defekt die Ursache war.

„Vorsätzlich wäre es, wenn ein Zimmerbrand mit Brandbeschleuniger gelegt worden wäre“, erläutert Büngeler. „Da hatten wir mal in Arnsberg eine Serie, weil Einbrecher versucht haben, so Spuren zu verwischen.“ Letztlich erfolglos - das Muster war zu leicht zu durchschauen.

Auf einen technischen Defekt weisen zum Beispiel Schmelzperlen an den Verbindungsdrähten hin oder verschmorte Kabelummantelungen.

Vor einigen fahrlässigen Brandstiftungen warnt der Kriminalist ausdrücklich: „Körnerkissen in der Mikrowelle, defekte Lichterketten, Dunstabzugshauben, in denen sich leicht entzündliches Fett sammelt, vergessene Plastikdeckel auf dem Ceranfeld oder das Anstellen des falschen Herdknopfes. Auch die Kippe, die im Torf des Balkonkastens entzündet, fällt darunter.

Adventskranz im Juli

Oftmals verschweigen die Bewohner die wahre Ursache - und dann kommt die Intuition des Beamten hinzu: „Bei einem Wohnhausbrand hieß es mal, er sei durch einen technischen Defekt ausgelöst worden, weil der Brand in der Nähe des Fernsehers entstanden war. „Die Spuren wiesen aber auf das Regal darunter“, erinnert sich Büngeler, „und als ich die Asche durchgesiebt hatte, traten Reste eines Adventskranzes zutage.“ Und richtig: Der Bewohner gab zu, dass er den Kranz noch einmal entzündet hatte. „Man muss mit allem rechnen“, sagt Büngeler, „selbst mit einem Adventskranz-Brand im Juli.“

Einen weiteren besonderen Brand hat Heinz Büngeler im Gedächtnis: Im April 2009 brannten die Stallungen eines Bauernhofes in Grafschaft völlig nieder. 30 Kühe starben. Damals habe neben der erfolgreichen Brandortuntersuchung die akribischen kriminalpolizeilichen Ermittlungen zur Bestrafung wegen schwerer Brandstiftung, geführt, erinnert er sich zufrieden. „Insbesondere das „Klinkenputzen“ nach alter kriminalistischer Schule, also die Befragung der Anwohner, überführte letztlich die Täter und überzeugte auch das Gericht.“

Hintergrund


Mit Blick auf seine Arbeit und auf das Leid, das sich oftmals aus einem Brand ergibt, empfiehlt Brandermittler Heinz Büngeler vor allem zweierlei:

1. In jedem Haushalt sollten an den entscheidenden Stellen Brandmelder installiert sein. Denn in der Nacht schläft auch die Nase. Brandgeruch wird nicht wahrgenommen und ein paar tiefe Atemzüge der giftigen Dämpfe reichen oft schon, um zu ersticken.

2. Jeder sollte sich überlegen, ob er ausreichend gegen einen Brand abgesichert ist. Vor allem Mieter, die keine Hausratversicherung haben, stehen - wenn sie Opfer eines Feuers werden, bei dem kein Täter auszumachen ist - oftmals völlig mittellos da.

(ut)