Meschede. . 350 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst sind in Meschede für ihre Forderung nach mehr Lohn auf die Straße gegangen. Unmittelbar betroffen waren vom Warnstreik Fahrgäste der RLG, weil viele Busfahrer dem Streikaufruf folgten.

350 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst sind gestern in Meschede für ihre Forderung nach mehr Lohn auf die Straße gegangen. Unmittelbar betroffen waren vom Warnstreik Fahrgäste der RLG, weil viele Busfahrer dem Streikaufruf folgten.

200 Brötchen mussten nachgeschmiert werden, ein Bus noch zusätzlich geordert werden. Gerd Stodollick, Bezirksgeschäftsführer der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, war hochzufrieden mit der starken Resonanz. Mit Blick auf die weitere Tarifauseinandersetzung konnte er schon einmal ankündigen: „Wir können noch mehr.“ Die Streikenden staunten selbst über ihre Stärke: An der Kreuzung Wieme/Steinstraße wurden die Demonstranten langsamer, weil sie hier ihren Zug in voller Länge sehen konnten – „guckt mal, was sind wir viele“, hieß es. Hildegard Thor, Bezirksvorsitzende von Verdi Hellweg-Hochsauerland, will dieses Signal mitnehmen zu den weiteren Verhandlungen nächste Woche in Potsdam. Sie gehört der Großen Bundestarifkommission der Gewerkschaft an. Gestern nannte sie das Fehlen eines Verhandlungsangebotes durch die Arbeitgeber eine „Unverschämtheit“: „Wir Arbeitnehmer erwarten eine gewisse Wertschätzung von unseren Arbeitgebern.“

„Wir sind es wert“ – diesem Transparent folgten die Demonstranten. 6,5 Prozent mehr Lohn will ihre Gewerkschaft für sie erreichen. Für alle Beschäftigten wird ein Mindestbetrag von 200 Euro gefordert. Oder, wie es eine Demonstrantin auf ihrem Plakat mit Blick auf den Bundespräsidenten spöttisch umformulierte: „Wir wollen nur 200 Euro Ehrensold.“

Durch Steueränderungen für Vermögende seien den Kommunen 50 Milliarden Euro seit dem Jahr 2000 verloren gegangen, meinte Verdi-Geschäftsführer Gerd Stodollick in der Abschlusskundgebung vor dem Kreishaus. Und Geld für Bankrettungen sei „unschätzbar vorhanden“. Dagegen seien die Realeinkommen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst in NRW in den letzten zehn Jahren um 8,7 Prozent gesunken: „Das ist ein Skandal.“ Die Nettogewinne aus der Unternehmenstätigkeit hätten gleichzeitig um 140 Prozent zugenommen. Stodollick fragte sich deshalb: „Ist der Aufschwung nur für Reiche und Vermögende da?“ Durch Lohnerhöhungen dagegen würde auch die Binnennachfrage steigen.

Die Klage der Gemeinden über die miserablen Kommunalfinanzen kann der Gewerkschaftssprecher nicht mehr hören. Die Personalausgaben seien stetig gesunken, in den Kommunalverwaltungen wären 200 000 Stellen in den letzten zehn Jahren abgebaut worden: „Die Beschäftigten haben also schon längst ihren Beitrag geleistet.“

Angesichts von „Armutslöhnen“ im öffentlichen Dienst gehe es jetzt darum, dass die Mitarbeiter mehr Geld für sich und ihre Familien bekämen. Stodollick sprach sich auch für einen generellen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde aus. Drei Millionen Menschen arbeiten in Deutschland inzwischen für unter 6 Euro.