Velmede. . Bewegung ist gesund – das gilt für Vier- wie Zweibeiner gleichermaßen. Wenn sich jedoch Vierbeiner – in Form von Hunden – da bewegen, wo die menschlichen Zweibeiner ihr Trinkwasser gewinnen, ist das nicht gesund, sondern gefährlich. Zum Beispiel im Trinkwasserschutzgebiet rund um die Wassergewinnung Hennenohl in Velmede.
Eine weitläufige Wiese in Nachbarschaft zur Ruhr; daneben der so genannte „Schwarze Weg“, der als Trasse für Fußgänger und Radfahrer Velmede und Bestwig miteinander verbindet: Scheinbar ideale Voraussetzungen, um dem vierbeinigen Hausgenossen Auslauf zu bieten – eigentlich. Denn die Wiese und der „Schwarze Weg“ befinden sich in der Wasserschutzzone II bzw. IIIA rund um die Wassergewinnung Hennenohl. Hier ist das Mitführen von Hunden ebenso unerwünscht wie Tierhaltung generell.
Durchfall und Erbrechen
Auch das Ausbringen von Gülle, Mist oder anderen Stoffen, die ins Erdreich eindringen und damit das Trinkwasser belasten können, müssen hier vermieden werden. Zu Recht, weiß Wassermeister Norbert Jäkel vom heimischen Trinkwasserversorger Hochsauerlandwasser GmbH (HSW): „Aus dem Hundekot können so genannte Fäkalstreptokokken ins Rohwasser gelangen.“ Falls diese ins Trinkwasser vordringen würden, könnten sie zu schwerem Durchfall oder Erbrechen führen – das kann bei Kleinkindern, Senioren oder immungeschwächten Menschen sogar lebensbedrohlich sein.
Am „Schwarzen Weg“ weisen deshalb Schilder auf das Trinkwasserschutzgebiet sowie das Verbot, Hunde mitzuführen, hin. Viele Hundebesitzer beachten die Regelung - aber nicht alle. Möglicherweise sei es mitunter nicht bewusst, dass es nicht gestattet ist, die Tiere auf dem „Schwarzen Weg“ mitzunehmen“, vermutet Ralf Wegener, bei der HSW zuständig für Anlagen-, Gebäude- und Elektrotechnik. Doch auch der Weg zähle zur Wasserschutzzone: „Die Entfernung zum Wasserwerk ist einfach zu klein – auch von hier aus können die Keime ins Wasser gelangen.“
Schweres Gerät auffahren
Gegen solche Bakterien muss die HSW „schweres Gerät“ auffahren: „Sie sind nur durch eine aufwändige Filtration bzw. in diesem Fall durch eine Chlordioxid-Desinfektion zu eliminieren“, erklärt Wassermeister Frank Behrendt. Der beste Schutz für das „Lebensmittel Nr. 1“ sei es deswegen, erst gar keine belastenden Stoffe ins Wasser gelangen zu lassen: „Und eben deshalb ist es sinnvoll, seinen Hund nicht hier auf dem „Schwarzen Weg“, sondern an einer anderen Stelle auszuführen“, meint Ralf Wegener, selbst Hundebesitzer.
Geeignete Stellen gebe es in und rund um Velmede reichlich – zum Beispiel in der Gepke oder auf der Nordseite der Ruhr. Und auch für einen Fußweg nach Bestwig sei man nicht auf den „Schwarzen Weg“ angewiesen, so Ralf Wegener: „Wenn man die Holzbrücke nutzt und dann über die Oststraße geht, ist das nur mit einem minimalen Umweg verbunden.“ Für den „Fall des Falles“ hat er übrigens stets ein Plastiktütchen dabei, um eventuelle „Hinterlassenschaften“ seines Vierbeiners zu beseitigen. Hundehalter sind rechtlich verpflichtet, die „Geschäfte“ ihrer Tiere auf Wegen, Straßen und öffentlichen Flächen sofort zu entfernen – Ralf Wegener: „Aber eigentlich sollte das für jeden Hundebesitzer eine Selbstverständlichkeit sein.“
Wasserschutzbereich einzäunen
Die Hochsauerlandwasser GmbH hat bereits schon darüber nachgedacht, den Wasserschutzbereich im Hennenohl einzuzäunen. Das aber sei nicht ohne Weiteres möglich, so Wassermeister Norbert Jäkel: Die Fläche befinde sich im Überschwemmungsgebiet der Ruhr - „aus Gründen des Hochwasserschutzes ist es deshalb schwierig, dort Zäune zu errichten.“ Zumal dann auch der Weg komplett gesperrt werden müsste, „und das will sicher niemand.“ Das Team des heimischen Trinkwasserversorgers setzt deshalb vor allem auf die Einsicht der Hundehalter. Denn schließlich gehe es um ein Lebensmittel, mit dem man die Bürgerschaft von Velmede und Bestwig beliefere. Frank Behrendt wählt deshalb einen - drastischen - Vergleich: „Zuhause würde ja auch keiner seinen Hund das ,Geschäft‘ im Kühlschrank verrichten lassen.“