S ich fit zu halten, dafür gibt es heutzutage unzählige Möglichkeiten. Man kann joggen, Zumba tanzen, ins Fitnessstudio gehen oder man macht Poledance. Poledance heißt auf Deutsch Stangentanz. Manche Menschen verdienen mit Poledance ihren Lebensunterhalt, allerdings sind sie da dann meistens gezwungen, sich in Miniröckchen und Strassstein-BH zu zwängen. Andere machen es als Sport. Sogar an der altehrwürdigen britischen Eliteuniversität Cambridge wird Poledance als Ertüchtigung im Hochschulsport angeboten.

Ich befand mich also in gar nicht so schlechter Gesellschaft, als ich sehr leger in meiner gammeligen Sporthose und dem ausgewaschenen T-Shirt zu einer Probe-Poledancestunde trippelte. Poledance sieht sehr schön aus. Wenn man es kann und einen Körper wie die meine Vorturnerin hat. Für solche Vorturnerinnen ist Pole Dance auch sehr einfach zu lernen. Für mich eher nicht. Bei mir sieht Poledance eher aus wie eine Rutschleiter-Übung der Feuerwehr Oer Erkenschwick, die sich zudem im Männerballett versucht.

Aber ab an die Stange: Wichtig ist, dass man immer in der halben Position, also auf Zehenspitzen geht, sonst sieht man nämlich aus wie ein Elefant. Die ersten zehn Minuten verbringen wir damit, jeweils drei Schritte in die eine Richtung um die Stange herum zu laufen und drei in die andere Richtung. Hat eher was von militärischem Stechschritt bei mir.

Aber wir sind hier ja beim Poledancen, heiße Moves sind quasi mit einprogrammiert. Also schwinge ich mein Hinterteil ausladend nach links und rechts, während ich versuche mich möglichst lasziv gen Boden zu bewegen. Äußerst ungut ist dabei, dass meine Knie knacken, so wie andere Leute das mit ihren Fingern können, nur: ich kann das nicht abstellen und sie tun es wirklich JEDES VERDAMMTE MAL, wenn ich in die Knie gehe. Deswegen werde ich mir mein Studium und das, was danach kommen sollte, auch leider nicht mit Poledancing verdienen können, denn nichts ist unsexyer als meine knackenden Knie, abgesehen von der generellen Unsexyness mit der ich mich bewege. Das jemand Geld dafür bezahlen würde, mir dabei zuzugucken? Entschuldigung, ich kann nicht aufhören zu lachen.

Aber es wird noch schlimmer: ich darf die Stange anfassen. In erster Linie besteht dieses Anfassen darin, dass man den Ellbogen der rechten Hand gegen die Stange drückt, während der linke Arm darüber gestreckt, an der Stange zieht. Dann schwingt man das linke Bein „elegant“ nach hinten und sollte beginnen, sich mit dem körpereigenen Schwung an der Stange zu drehen. Ungünstiger Weise habe ich leider Gummi statt Muskeln in den Armen.

Schlimmer wird es allerdings als ich mich „auf die Stange setzen“ soll. Da ist gar nichts zum Sitzen. Also muss man sein Knie und seinen Fuß so gegen die Stange pressen, dass da irgendetwas Physikalisches entsteht, dass man nicht runterfällt. Außerdem darf man sich mit den Armen festhalten, was bei mir auch dringend notwendig ist.

Sobald man auf dem Ding drauf sitzt, denkt man dann: „Puh, das schlimmste ist vorbei!“ Denkste. Man muss ja wieder äußerst sexy von der Stange runterkommen und das geht indem man langsam an ihr runterrutscht. Zwar war ich ausdrücklich dazu aufgefordert worden, eine Hotpants und wenn schon nicht die, eine kurze Hose anzuziehen, aber ich besitze keine kurzen Sporthosen – aus guten Gründen. Es erwies sich dann dennoch als äußerst vorteilhaft, dass ich keine kurze Hose dabei hatte, denn man rutscht schneller an so einer Stange runter als gedacht. Was bei mir größtenteils an fehlender Oberschenkelmuskulatur lag und dann dazu führte, dass die Oberschenkel gut durchgescheuert wurden, nicht zu denken, was passiert wäre, hätte ich meine lange Sporthose nicht angehabt!

Poledancestangen gibt es übrigens auch für zuhause. Was auch immer man damit zuhause anstellen will, ich brauche das nicht. Lieber gehe ich demnächst auf den Kinderspielplatz und nehme mir da eine Stange vor, denn das ist das Praktische an meinen unbeholfenen Poledanceversuchen: Selbst auf dem Kinderspielplatz wird niemandem auffallen, was für verwegene „Übungen“ ich da mache…

Charlotte Jahnz