Meschede. .
Der Diebstahl von Weihnachtsbäumen wird im Hochsauerland zu einem zunehmenden Problem. Hunderte Exemplare sind allein in dieser Saison schon verschwunden. Ein besonders dreister Fall ist jetzt durch Zufall aufgeklärt worden.
„Angezeigt wird längst nicht alles“, sagt Hermann Mergheim, stellvertretender Betriebsleiter auf dem Gut Horbach bei Meschede, einer der Betroffenen. Die Erfolgsaussichten, die Täter zu erwischen, gelten als gering. Dabei leiden die Land- und Forstwirte weniger unter jenen, die mit der Axt einen einzelnen Baum aus dem Wald holen. Es sind gewerbsmäßige Täter, von denen sie regelrecht ausgeplündert werden.
Gleich im Dutzend werden die Weihnachtsbäume entwendet. Die Täter sind professionell: Sie kommen mit Treckern, mit Schleppern und lagern das Diebesgut in Scheunen zwischen, bevor sie es als Hehlerware weiterverkaufen oder selbst in einer weiter entfernen Stadt offiziell einen Stand eröffnen.
30 bis 35 Euro
Die Beute ist lukrativ: Jenseits des Sauerlandes wird in Städten ein Preis von 30 bis 35 Euro für einen echten Nordmann erzielt. Was die Täter ausnutzen: Teilweise lagern die Weihnachtsbäume lose an den Straßenrändern. Zwar werden sie auch oft in Paletten verpackt - doch selbst das schreckt die Diebe nicht ab: Sie schlitzen Verpackungen auf und transportieren die verkaufsfertigen Exemplare ab.
So einen Fall hat Hermann Mergheim vom Gut Horbach gerade erlebt. In einem Anbaugebiet in Dormecke bei Eslohe hatte sein Team elf Paletten aufgeschichtet - die Täter griffen in der Mitte zu: „Die besten und größten Bäume, 120 Stück“, berichtet Mergheim. Es war „purer Zufall“, wie er sagt, dass seine Nordmanntannen wieder aufgetaucht sind. Und dazu gehörte auch eine gehörige Portion detektivischer Spürsinn: Weil man sich unter den Landwirten im Sauerland kennt, war Mergheim auf ein windiges Angebot hingewiesen worden, das einem Kollegen gemacht worden war.
Der stellvertretende Betriebsleiter zögerte nicht lange: Er fuhr auf eigene Faust abends in eine Scheune bei Bad Fredeburg, wo die Ware lagern sollte. Dort entdeckte der 39-Jährige zahlreiche Bäume, und viel wichtiger, den entscheidenden Beweis in einer der Mülltonnen: Abgeschnitte Etiketten seines Hofes, die an den Nordmanntannen angebracht worden waren.
Polizei alarmiert
Die alarmierte Polizei stellte das Diebesgut sicher. Das Gut Horbach bekam seine 120 Exemplare zurück. Geschätzter Wert: 3500 Euro. Mehr noch: Weitere 200 gestohlene Tannenbäume von anderen Betrieben im Wert von 4000 Euro lagerten in der Scheune. Sie befinden sich übergangsweise ebenfalls auf dem Gut Horbach: Bestohlene Landwirte kommen dort zurzeit zur Identifizierung vorbei, zum Teil ist auch bereits klar, wem die Bäume gehören. Die Polizei bestätigte, dass sie zwei Tatverdächtige im Visier hat. Die Ermittlungen dauern an.
Die wiedergefundenen Bäume des Guts Horbach werden am Donnerstag übrigens in den Verkauf gehen, in Halle an der Saale bauen die Sauerländer Landwirte planmäßig einen Stand auf - weil ehrlich eben doch am längsten währt.