Meschede. .
Es sollte ein lustiger Kegelausflug werden. Zweieinhalb Jahre hatte die elfköpfige Gruppe bei Hochsteins in Heinrichsthal dafür gekegelt. Doch für Horst und Auzenda Clemens endete die Tour in einer Überwachungszelle auf dem Flughafen in Antalya.
Um 19 Uhr checkte die Gruppe am Dortmunder Flughafen ein. Alle hatten die Personalausweise dabei, wie es das Mescheder Reisebüro bei Buchung der Pauschalreise empfohlen hatte. Nach gut drei Stunden und 30 Minuten landete der Flieger in Antalya. Doch da verflog die Urlaubslaune.
Dier Portugiesin hatte in Dortmund ihren portugiesischen Personalausweis gezeigt und war anstandslos durch die Passkontrolle gelassen worden. „In der Türkei“, so berichtete sie, „wurde ich von Polizisten energisch aus der Reihe der Mescheder herausgewunken: ,Madame sofort zurück!“, sei sie angeraunzt worden: ,Passport! Passport!’“
Der Reiseveranstalter Alltours schickte einen Vertreter. „Der teilte aber nur lapidar mit, dass die Einreise für mich als Portugiesin nur mit dem Reisepass möglich sei“, berichtet sie. Das seien halt die Gesetze. Und man werde so schnell wie möglich einen Rückflug organisieren und die Reisende ansonsten „rundum betreuen“. Doch damit war es nicht weit her: Die Meschederin verbrachte gemeinsam mit ihrem Mann die Nacht in der Zelle für „abgelehnte Passagiere“. Der 44-Jährige hätte zwar mit den Kegelfreunden weiterreisen können, doch er wollte seine Frau nicht allein lassen.
Zimmer mit Kamera überwacht
„Wir kamen uns vor wie Schwerverbrecher“, sagen beide: „Die Koffer wurden kontrolliert, man kassierte unserer Pässe ein, das Zimmer wurde mit einer Kamera überwacht, wir durften es nicht verlassen und unsere Freunde durften sich nicht von uns verabschieden.“
Mittlerweile war es schon weit nach Mitternacht. Doch an Schlaf war nicht zu denken. „Auch zu essen oder zu trinken haben wir nichts bekommen.“ Nach einigem Drängen erhielten die beiden zusammen eine kleine Flasche Wasser, die Horst Clemens auch dringend brauchte, um Medikamente einnehmen zu können. Das Ehepaar versuchte Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, doch nachts um zwei war entweder niemand zu erreichen oder nicht zuständig.
So waren Horst und Auzenda Clemens vor allem erleichtert, als sie am nächsten Morgen Rückflugtickets nach Düsseldorf in den Händen hielten. 260 Euro zusätzlich mussten sie dafür bezahlen. Auzenda Clemens: „Das war mir egal. Ich wollte nur noch nach Hause!“ Wie illegale Abschiebehäftlinge wurden sie mit der Security zum Flugzeug gebracht, wo sie als Letzte einsteigen durften. Ihren Pass erhielt Auzenda Clemens erst in Düsseldorf zurück – von einem deutschen Polizeibeamten, der dafür extra ans Flugzeug kommen musste.
In Antalya im Stich gelassen
Die Mescheder fühlten sich in Antalya im Stich gelassen, von ihrer Reisegesellschaft und der Fluggesellschaft. Auzenda Clemens: „Man hätte mich ohne Reisepass in Dortmund gar nicht erst in den Flieger lassen dürfen.“
Das sieht Jörg Bittner, Pressesprecher der Bundespolizei am Flughafen in Düsseldorf, anders: „Wir haben Reisefreiheit. Wir überprüfen nur, ob gegen einen Ausreisewilligen polizeilich etwas vorliegt.“ Auch die Fluggesellschaft hätte maximal warnen können, dass Auzenda Clemens ohne Reisepass Schwierigkeiten bekommen könnte. Bittner: „Wer reisen will, muss sich vorher informieren, welche Papiere er braucht.“
Das wissen die Mescheder jetzt auch. Aber: „Wir hatten den Eindruck, dass man uns in Antalya nicht verstehen will“, sagt Horst Clemens und seine Frau ergänzt: „Ich kann mir jetzt in Ansätzen vorstellen, wie sich dieser Marco gefühlt haben muss, der in der Türkei festgehalten wurde.“ Von offizieller türkischer Seite war bis Dienstagabend keine Stellungnahme zu bekommen.