Meschede.
Stefan Goesmann ist Geschäftsführer des Unterbezirks Hochsauerland/Soest der Arbeiterwohlfahrt (AWO).
So sehr er sich über den Besuch von Franz Müntefering in der Tagesstätte Wendepunkt am Mittwoch gefreut hat, so sehr liegt ihm ein Problem derzeit schwer im Magen: Der AWO gehen die Zivis aus.
Frage: Herr Goesmann, wie viele Menschen betreut die AWO in ihrem Bezirk aktuell?
Stefan Goesmann: Es sind durchschnittlich etwa 330 Personen, bei denen wir wiederkehrende Aufträge haben. Ein Viertel unseres Auftragsvolumens stellt dabei Meschede.
Frage: Wie viele Mitarbeiter kümmern sich denn um die 330 Kunden?
Goesmann: Aktuell sind es 13 Mitarbeiter und noch vier Zivildienstleistende. Auf die können wir aber bald natürlich nicht mehr zurückgreifen. Das ist ein Problem.
Frage: Wie hart trifft die AWO die Aussetzung der Wehrpflicht und der Wegfall der Zivis?
Goesmann: In den 80er-Jahren hatten wir noch rund 40 Zivis. Jetzt sind es nur noch vier und bald gar keiner mehr. Es schmerzt vor allem, weil die Zivis bei uns im Bereich der mobilen Dienste eingesetzt werden. Sie helfen Senioren bei der Reinigung der Wohnung oder machen Einkaufsbegleitung. Der Vorteil war, dass wir die Zivis rund um die Uhr einsetzen konnten.
Frage: Wie füllen Sie das Zivi-Loch und welche Kosten entstehen dadurch für die AWO?
Goesmann: Wir konnten den Zivis ihre nächtlichen Einsätze in der Rufbereitschaft mit Freizeit ausgleichen. Fest angestellte Mitarbeiter, die nun die Aufgaben übernehmen, werden finanziell vergütet.
Frage: Das klingt teuer.
Goesmann: Es kommt ein höherer fünfstelliger Betrag zusammen.
Frage: Ab Juli soll der Bundesfreiwilligendienst den sozialen Einrichtungen unter die Arme greifen. Stimmt Sie das positiv?
Goesmann: Niemand weiß, was dabei tatsächlich am Ende rumkommen wird. 90 000 Zivi-Stellen sollen mit 35.000 Bundesfreiwilligen ausgeglichen werden. Dazwischen klafft eine große Lücke.
Frage: Das heißt, für die AWO wird es demnächst teurer?
Goesmann: Wir werden unsere Preise in Zukunft leider zwangsläufig erhöhen. Anders geht es eben nicht.