Meschede. .

Schon jetzt ist Meschede die Hauptstadt der Spielautomaten im Hochsauerlandkreis - und es werden weitere Geräte hinzukommen: Im früheren „Landsknecht“ bzw. „Alternativ“ am Lanfertsweg soll eine neue Spielhalle eröffnet werden.

„Mit Bestürzung haben wir der Presse entnehmen müssen, dass der Rat der Stadt Meschede beabsichtigt, in der Gartenstadt den Betrieb einer Spielhalle zu genehmigen“, heißt es in einem Schreiben von Anwohnern. Die Entscheidung sei vollkommen unverständlich: „Wir leben hier überwiegend in einem Wohngebiet, in unmittelbarer Nähe werden ein Kindergarten betrieben sowie der aki, der eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen anzieht.“

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Von DerWesten

Die Verfasser des Protestbriefes haben Unterschriftenlisten gegen den Betrieb der Spielhalle ausgelegt. Sie befinden sich im Ladenzentrum sowie im Gemeinsamen Kirchenzentrum. Vor allem die älteren Bewohner der Gartenstadt befürchten nach Angaben der Initiatoren „Belästigungen durch ein spielsüchtiges Publikum, vor allem in den Abendstunden.“ Von Bewohnern der Ruhrstraße werde berichtet, dass „negative Verhaltensweisen“ und die Lärmbelästigungen, verursacht u.a. durch jugendliche Besucher, nicht unerheblich seien.

Gesetzliche Vorgaben

„Wollen Sie wirklich, dass sich diese negativen Umstände hierhin verlagern? Das kann und darf doch nicht der Wille der gewählten Vertreter dieser Stadt sein“, schimpfen die Anwohner über die Entscheidung des Rates, die Spielhalle zu genehmigen. Jedoch: „Es bestand keine andere Möglichkeit“, betont Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt Meschede. Der Antrag habe den gesetzlichen Vorgaben entsprochen.

Viele Bebauungspläne in Meschede stammten noch aus den 70er- und 80er-Jahren: „Da waren Spielhallen noch nicht das Thema und daher sind sie auch an vielen Stellen erlaubt“, berichtet Fröhling. Sobald die Stadtverwaltung die Pläne überarbeite, werde aber darauf geachtet: Zum Beispiel sei im geplanten „Meschede Center“ am Winziger Platz keine Spielhalle erlaubt.

Meschede ist nach Angaben der Landesfachstelle Glücksspielsucht bereits jetzt die Hochburg der Zockerei im Hochsauerland: In keiner anderen Kommune stehen mehr Spielautomaten pro Einwohner. 202 Mescheder teilen sich rechnerisch ein Gerät.

Steuern

Nach einer Statistik aus dem vergangenen Jahr sind in der Kreisstadt 147 Spielgeräte aufgestellt. Sie befinden sich in Gaststätten sowie in den bisher sechs Spielhallen. Dabei geht die Stadt Meschede steuerlich vergleichsweise moderat mit den Betreibern um: Bei 10 Prozent liegt der Satz - Arnsberg beispielsweise verlangt 16 Prozent.

An der Stelle, so kündigte es Fröhling an, wolle die Stadt Meschede aber ansetzen: Bereits zur nächsten Ratssitzung sei geplant, die Steuern für Spielgeräte anzuheben - und zwar auf den höchsten Satz, der juristisch zulässig sei.

Was sich früher so harmlos „Groschengrab“ nannte, ist in Wahrheit ein riesiges Geschäft: Allein für Meschede beziffert die Landesfachstelle Glücksspielsucht die jährlich verzockte Summe auf 3,2 Millionen Euro.