Meschede/Hüsten. Auf Trendschauen in London, Hamburg und Düsseldorf sind die Models alle blutjung, ohne Makel, perfekt. „Da hat uns immer etwas gefehlt”, erklärt Friseur Thomas Sperner. Daraus ging dann die Idee hervor, Frauen die mitten im Leben stehen, für eine Ausstellung zu fotografieren.
Schminktipps für ältere Frauen
Visagistin Renata Sebalj gibt Tipps:
Haut: Sparsam das Gesicht pudern. Denn Puder setzt sich schnell in die Falten und hebt sie dann hervor.
Augen: Matte Farben für den Lidschatten verwenden. Glänzende Farben reflektieren das Licht auf den Unebenheiten der Haut und lenken so dann auch die Aufmerksamkeit darauf.
Lippen: Zunächst die Konturen mit einem Stift nachziehen und darauf achten, dass der Lippenstifte nicht zu cremig. Sonst zieht die Farbe schnell in die Falten und wirkt dann ausgefranst. Wachspräparate sind gut geeignet.
Augenbrauen: Brauen rahmen das Gesicht. Am besten zieht man sie mit einem Pinsel und leichtem Puder nach. Mit einem Stift kann das Gesicht streng wirken.
Modische Ballerinas wippen. Sie gehören einer gut gelaunten Irmhild Bewersdorf. Die 70-Jährige wird gerade für ein Fotoshooting geschminkt. Zusammen mit vier weiteren Frauen jenseits der 55 lässt sie sich professionell ablichten - für ein Kunstprojekt von zwei Mescheder Friseuren. Bei den beiden Friseuren Volker und Thomas Sperner geht um Haare, reife Frauen und das Älterwerden in Schönheit.
Mit 70 Jahren die Älteste
So wie bei Lotte Meier (63) aus Meschede und Irmhild Bewersdorf. Mit 70 Jahren ist sie die älteste der fünf Frauen. Legt wert auf ein gepflegtes Äußeres, auch wenn sie mittlerweile zum Schminken einen Spiegel mit achtfacher Vergrößerung braucht, gesteht sie und lacht. Im Salon in der Lindenstraße begibt sie sich in die flinken Hände von Visagistin Renata Sebalj. Sie hat bereits Marie-Luise Marjan für den Frankfurter Opernball herausgeputzt, bei den Sauerländerinnen greift sie nicht so tief in die Farbkiste. Natürlich soll es aussehen. Nichts soll beim späteren Fotoshooting ablenken von den Haaren und den ausdrucksstarken Gesichtern - mit ihren Falten und Lebenslinien.
Eine ist bereits fertig fürs Foto: Lis Eissing, 57 Jahre, Kurzhaarschnitt mit schrägem Pony. Die Arnsbergerin spielt gern mit ihrem Aussehen. Mit 13 Jahren schminkte sie sich das erste Mal, der dramatische Lidstrich von Sängerin Julie Driscoll hatte es ihr damals angetan. Älterwerden ist für sie kein Problem. „Ältere Frauen spielen heute in der Gesellschaft eine bedeutende Rolle”, sagt die 57-Jährige. Da dürfe man ruhig selbstbewusst ein Zeichen setzen gegen die Botox-Frauen in den Magazinen.
„Fühle mich ganz toll”
Auch Ursula Jedynak aus Winterberg sitzt frisch gestylt im Friseurstuhl und strahlt ihr Spiegelbild an. „Ich fühle mich ganz toll, wie neu”, sagt die 57-Jährige. Auf keinen Fall möchte sie noch einmal 30 Jahre alt sein. „Wenn man jünger ist, ist das Leben viel stressiger.” Sie genießt die Ruhe im Leben. Wovon es an diesem Tag natürlich wenig gibt. Für die Bilder geht's ins Fotostudio nach Hüsten. Friseure, Fotograf plus Assistenten - die fünf Frauen halten eine Menge Menschen auf Trab.
Rummel, den auch Elisabeth Radtke (59) aus Eversberg weniger gewohnt ist. Vor der Kamera folgt sie konzentriert den Anweisungen des Mescheder Fotografen Alexander Pallmer. „Die Schultern ein Stück nach oben, das Gesicht ein wenig drehen. Danke. Schön. Perfekt. So bleiben.” Zum Teil kommt es dabei nämlich auf Millimeter an. Die zierliche Frau mag es bei Mode und Make-up klassich und dezent. Von ihrem eigenen Foto möchte sie aber einen Abzug - in Plakatgröße. „Das ist eine schöne Erinnerung.”
Die Bilder werden vom 24. bis 28. Juni in der Alten Synagoge in Meschede gezeigt.