Wenholthausen. Von der Natur lernen: Nina Ovelgönne aus Arnsberg zeigt, wie Wildkräuter unseren Alltag bereichern und zur Gesundheit beitragen.
Für sie liegen die Schätze links und rechts am Wegrand – und jeder kann sie heben. Nur erkennen muss man sie: Nina Ovelgönne hilft dabei. In Wenholthausen wird die Expertin für Kräuter dabei helfen, sie zu entdecken.
Die 46-Jährige ist in Meschede aufgewachsen, die Schwiegertochter von Dr. Arno Ovelgönne lebt in Arnsberg. Sie möchte mit anderen Menschen ihr Wissen über Wildkräuter teilen – bei ihren „Krautzeiten“, am Samstag, 29. Juni, auch auf Einladung des Landgasthofs Seemer in Wenholthausen.
Die Power der Brennnessel
Bei der Frage nach ihrem Lieblingskraut kommt sofort als Antwort: „Die Brennnessel hat mir ganz schön viel Power gegeben.“ Die schmerzt aber doch, oder? Nein, sagt die Diplom-Kräuterfachfrau: Wenn man weiß, wie man sie anfassen muss, also von unten nach oben entgegen den Brennhaaren, dann gebe sie einem alles, was man brauche. Nina Ovelgönne stellt dabei gerne Verbindung zu uns Menschen her: „Wir wollen ja auch nicht, dass jeder „unseren Raum“ einfach so betritt, somit ist die Brennnessel auch mein Vorbild. Die Brennnessel passt gut auf sich auf - und wenn man achtsam sammelt, dann schenkt sie uns all ihre Kraft.“
Lesen Sie hier:
Die Brennnessel ist voller Nährstoffe, sie ist sehr eisenhaltig. Derzeit trinkt Nina Ovelgönne morgens Tee aus Brennnesseln, der habe blutreinigende Wirkung: „Das bringt den Körper im Frühling in Schwung.“ Außerdem kocht sie viel damit, Brennnessel als Ersatz für Spinat. Spinat einzukaufen sei teuer, die Brennnessel gibt es nebenan kostenlos in der Natur.
Kräuter habe sie bereits als Kind entdeckt, sagt sie. Sie ist in der Gastronomie groß geworden: Ihr Vater hatte früher schon Brennnessel-Gerichte auf der Speisekarte. Brennnesseln zu verwenden, war für die Kriegs-Generation noch ein Arme-Leute-Essen. Heute entdeckt die jüngere Generation das mit anderen Augen wieder: „Man geht raus in die Natur, hat ein wirklich unglaubliches Angebot – das ist wie eine Einkaufstheke: Aber hier muss man nur mit Dankbarkeit bezahlen.“ Sie war gerade auf einem Markt in Belgien – dort gab es Brennnesseln teuer zu kaufen. Nina Ovelgönne kann darüber nur schmunzeln: „Was für ein Unterschied zum Sauerland: Hier haben wir alles, was wir brauchen.“
Auszeiten vom Alltag
Ihre „Krautzeiten“ betrachtet Nina Ovelgönne als Auszeiten aus dem Alltag: „Meine Passion ist es, gesund und kraftvoll zu leben - und das präventiv mit den Geschenken der Natur. Je mehr wir uns von der Natur entfernen, umso höher ist das Risiko zu erkranken.“
Es sei gerade eine gute Zeit, um Kräuter zu entdecken: „Alles kommt ganz, ganz frisch aus der Erde.“ Die Kälte zwischendurch habe alles ein wenig verzögert: „Jetzt merkt man richtig die Frühlingsfrische.“ Sie selbst geht jeden Tag los, um Kräuter zu sammeln – ihr Kühlschrank ist voll damit.
Das Sauerland sei wie eine Schatztruhe: „Wir wohnen im absoluten Wildkräuter-Eldorado.“ Im Mittelalter habe es hier um die 320 Pflanzen gegeben, die gegessen, heute seien es nur noch etwa 32 essbare Wildpflanzen.
Nina Ovelgönne erinnert daran, dass die Menschen aber nicht nur von den Pflanzen ernährt hätten, sie unterstützten als Heilkräuter auch ihre Gesundheit. Sie greift diese Tradition auf, sie weiß, welches Kraut zum Beispiel bei Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen hilft. Noch einmal: „Es ist einfach ein Super-Schatz. Und der wächst hier.“ Sie setzt mit ihrer Hausapotheke dabei auch auf Vorbeugung: „Bevor ich zum Beispiel Gallensteine bekomme, kann ich immer eine Pflanze mit Bitterstoffen in meiner Küche einarbeiten. Das ist meine Passion: Es schmeckt nicht nur, sondern ich lebe vorab eine Gesundheitsprävention, wenn ich die Pflanzen in meinen Alltag bringe.“
Snacks am Wegesrand - ganz frisch
Drei Stunden soll in Wenholthausen die Kräuter-Expedition dauern. Das ist aber nicht alles Wanderzeit. Denn am Wegesrand gibt es ja die Entdeckungen, es wird auch viel gesnackt – „das ist das Frischeste, was man bekommen kann.“ Fichtenspitzen zum Beispiel seien sehr Vitamin-C-haltig, sie schmecken zitronig: „Ich tunke sie schon mal in Bitterschokolade, dann habe ich ein schönes Dessert.“ Ganz lecker seien auch Beinwellknospen – aus Beinwell wiederum stellt Nina Ovelgönne auch selbst ihre eigene Schmerzhalbe her: Sie sei viel wirkungsvoller als gekaufte Salbe.
Was ist mit Hunden, die vorher an den Pflanzen womöglich ihr Revier markiert haben? Kein Problem, sagt die Expertin: „Die ätherischen Öle und die Wirkstoffe in der Pflanze richten das schon.“ Man müsse auch gar nicht lange daran herumschrubben und -waschen: „Das macht es sonst auch nicht schmackhafter.“
Der Landgasthof Seemer bietet am Samstag, 29. Juni, ab 10 Uhr eine Wildkräuterwanderung mit Nina Ovelgönne an. Infos unter www.heimatgluecktogo.com
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Meschede in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Meschede
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_meschede
- Nichts mehr verpassen auf X: @WPMeschede
- Jetzt neu! Die WP Meschede auf WhatsApp: WP Meschede