Bremke. Seit zwölf Jahren führen Mutter Susanne und Tochter Johanna Eckertz gemeinsam einen Friseursalon. Warum das problemlos funktioniert.

Zu ihnen kommen Kunden aus Medebach, aus Attendorn und sogar aus Berlin: Susanne und Johanna Eckertz führen gemeinsam den Salon „Friseurhandwerk Eckertz“ in Bremke. Mit diesem Geschäft hat sich Susanne Eckertz vor genau 36 Jahren selbstständig gemacht - am 1. März 1988 eröffnete sie ihren Friseursalon. 24 Jahre später stößt Tochter Johanna Eckertz dazu; für die beiden ist das etwas, das ihnen ganz selbstverständlich vorkommt.

Wir haben uns immer gut verstanden und das tun wir auch jetzt noch. Wir fahren sogar gemeinsam in den Urlaub.
Susanne Eckertz

„Wir haben uns immer gut verstanden und das tun wir auch jetzt noch“, sagt Susanne Eckertz. „Wir fahren sogar gemeinsam in den Urlaub.“ Dabei wollte sie damals gar nicht, dass ihre älteste Tochter auch Friseurin wird. „Ich hab immer gesagt, sie solle etwas machen, was ihr mehr Geld für weniger Arbeit einbringt.“ Ein schlechtes Auskommen haben sie nicht, ergänzt Susanne Eckertz direkt, und einen Porsche vor der Haustür wollte sie auch nicht haben - aber Mütter wollten immer eben das Beste für ihre Töchter. Johanna Eckertz hat es auch versucht, nach dem Abschluss erst die höhere Handelsschule gemacht. Auch in anderen Berufssparten absolvierte sie Praktika. „Aber ich hab bis heute keinen Job gefunden, den ich lieber mag.“

Susanne Eckertz, Gründerin vom Friseurhandwerk Eckertz.
Susanne Eckertz, Gründerin vom Friseurhandwerk Eckertz. © Friseurhandwerk Eckertz | Anna Verburg Fotografie

Susanne Eckertz hat sich damals nach der Meisterprüfung mit dem eigenen Salon einen kleinen Traum erfüllt. Johanna Eckertz war gerade acht Monate alt, als sie den Salon im Erdgeschoss des Familienhauses eröffnete. „Eigentlich wollte ich nur ein bisschen nebenher arbeiten“, erinnert sie sich. „Aber dann hatte ich so schnell so viele Anfragen, dass ich wusste, alleine bekomme ich das nicht hin.“ Sie holte sich eine ehemalige Kollegin mit ins Boot - die sollte vorübergehend helfen. Aus vorübergehend wurden 33 Jahre, bis sie 2021 in den Ruhestand ging.

Nach der Ausbildung geblieben

Generell bleiben beim Friseurhandwerk Eckertz die Angestellten lang. Die beiden Friseurgesellinnen Carolin Schmidt und Carolin Dolle haben beide schon im Salon gelernt und sind nach der Ausbildung geblieben - wie sehr viele im Laufe der Jahre. Gute Ausbildung ist sowohl Mutter als auch Tochter wichtig; nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. „In meinem ersten Ausbildungsbetrieb war ich nur zum Putzen da, sogar an den Abenden, wo wir eigentlich was lernen sollten“, erinnert sich Johanna Eckertz. Deswegen wechselte sie bald nach Freienohl - dort schloss sie die Gesellenprüfung als Jahrgangsbeste ab, wie schon ihre Mutter vor ihr. Der Ausbildungserfolg hielt sich auch in der Meisterschule: Dort schloss Johanna Eckertz als Zweitbeste ab.

Mittlerweile bin ich im Calligraphy Cut geübter als mit dem Scherenschnitt.
Johanna Eckertz

Anders als ihre Mutter ging Johanna Eckertz jedoch nicht sofort zurück nach Bremke, um in den mütterlichen Betrieb einzusteigen. „Ich wollte erstmal was von der Welt sehen.“ Nach zwei Meisterstellen in der Nähe ging es auf eine Weltreise, dann verschlug es sie eine Weile nach Münster - doch im Sauerland ist es ihr am liebsten. 2012 steigt sie in den Betrieb ein. „Damals haben wir hier einmal komplett renoviert und den Laden schön gemacht“, erzählt Susanne Eckertz.

Frischer Wind im Salon

Mit Johanna Eckertz kommt ein bisschen frischer Wind in den Friseursalon - angefangen mit einem neuen Namen. Sie entscheidet sich für „Friseurhandwerk Eckertz“. Denn genau darum soll es im Salon gehen: Eben nicht um Quatschen, Sekt und Canapés. „Unsere Kunden bekommen hier einen guten, ehrlichen Handschnitt“, erklärt Susanne Eckertz. Gegen die neuen Ideen, die ihre Tochter mitgebracht hat, hat sie sich nie gewehrt, sie immer machen lassen. „Aber lernen muss ich das alles nicht mehr, das sollen mal die Mädels machen.“

Johanna Eckertz, ist 2012 ins mütterliche Geschäft eingestiegen.
Johanna Eckertz, ist 2012 ins mütterliche Geschäft eingestiegen. © Friseurhandwerk Eckertz | Anna Verburg Fotografie

Dazu gehört auch der Calligraphy Cut, den Johanna Eckertz unter anderem Namen schon in der Ausbildung kennenlernte und sich dann in Münster aneignete. Hier werden die Haare nicht herkömmlich mit dem Messer oder der Schere geschnitten, sondern mit einer scharfen Klinge in einem speziellen Werkzeug. „Die Ausbildung ist ziemlich teuer, deswegen habe ich erstmal gezweifelt, und mittlerweile zahlen wir auch Lizenzgebühren“, erklärt Susanne Eckertz. „Aber es zieht die Kundinnen in den Laden.“

Kleiner Umbau steht noch an

Durch die schräge Klinge werden die Haare nicht stumpf abgeschnitten, sondern angeschrägt - das macht die Frisur formbarer, gibt mehr Volumen und sorgt dafür, dass die Haare nicht so schnell abbrechen. „Mittlerweile bin ich darin geübter als mit dem Scherenschnitt“, gibt Johanna Eckertz lachend zu. Mittlerweile hat sie „Gold-Status“ erreicht, darf also selbst auch andere Friseurinnen und Friseure zu Kalligraphen ausbilden - und auch die beiden Mitarbeiterinnen sind darin geschult.

Wie es weitergehen soll, ist für das eingespielte Team klar: Sie wollen klein und fein und besonders und gut bleiben - der Gedanke, sich weit zu vergrößern oder eine zweite Filiale zu eröffnen, passt nicht zu ihnen. Ein kleiner Umbau steht noch an, ein neues Lichtkonzept soll installiert werden. Aber: „So, wie es jetzt läuft, ist doch perfekt.“