Meschede. Über 500 Anlieger sind im Stadtgebiet von Meschede vom Lärm durch Straßenverkehr betroffen. Gesucht werden jetzt Lösungen für sie.

Gesucht werden jetzt zündende Ideen: Wie kann es in Meschede leiser werden? Wie kann die Belastung durch den Lärm gesenkt werden, der durch den Straßenverkehr entsteht?

Besonders betroffene Bereiche

Denn es wieder so weit: Die Europäische Union verpflichtet die Kommunen dazu, alle fünf Jahre einen sogenannten Lärmaktionsplan aufzustellen – um eben den Lärm durch Verkehr zu senken. Die Problembereiche sind dabei bekannt: In Meschede ist es die gesamte Ortsdurchfahrt der B 55 von der Warsteiner Straße aus bis zum Ortsausgang am Hennesee, mit besonderem Schwerpunkt im Bereich der Arnsberger Straße und der Steinstraße. Hinzu kommt das Straßenstück bei Bockum zwischen Freienohl und Wennemen (wegen des Verkehrs von und zur Autobahnabfahrt Wennemen), außerdem der gesamte Ortsteil Olpe - betroffen sind alle Straßen mit mehr als 8200 Fahrzeugen am Tag.

Da ist nicht viel passiert, um es vorsichtig zu sagen.
Klaus Wahle - Fachbereichsleiter

In Meschede sind in der Vergangenheit bereits drei Pläne aufgestellt. Und was ist aus den bisherigen drei Plänen geworden? „Da ist nicht viel passiert, um es vorsichtig zu sagen“, sagte Fachbereichsleiter Klaus Wahle im Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung: „Was wurde umgesetzt? Da wird es dunkel…“ In dieser Woche beschäftigt sich der Ausschuss erneut mit dem Lärmaktionsplan.

Die ambitioniertesten Ideen betrafen 2018 (und auch schon davor 2014) ein Nachtfahrverbot für Lkw und einem Sonntagsfahrverbot für Motorräder auf der B 55 – das scheiterte an den Einschätzungen des Landesbetriebs Straßen.NRW, wonach die Bundesstraße eben übergeordnete Aufgaben als Fernstraße zu erfüllen habe. Für Meschede ist das ein Hauptproblem, um beim Lärmaktionsplan überhaupt tätig werden zu können: Die lärmenden Straßen mit den Ortsdurchfahrten gehören nicht der Stadt. Stattdessen wurden nur Symptome kuriert, etwa Schlaglöcher beseitigt oder klappernde Kanaldeckel.

Lesen Sie auch:

Dabei würde es Bedarf geben: Über 500 betroffene Anlieger seien von dem Umgebungslärm des Verkehrs betroffen, schätzt die Stadtverwaltung. Die Stadt versucht jetzt, einen anderen Weg zu gehen, um neue Impulse zu bekommen. Die letzten drei Aktionspläne hatte die Stadtverwaltung selbst aufgestellt. Den nächsten Lärmaktionsplan 2024 wird deshalb ein externes Verkehrsplanungsbüro aufstellen – so soll ein Blick von außen gefunden werden. Sechs Planungsbüros waren für die Abgabe eines Angebotes angeschrieben worden, vier davon hatten gar keine Kapazitäten frei.

Hoffnungen, eine Verkehrswende wäre durch die Elektromobilität zu erreichen, teilte Fachbereichsleiter Wahle im Ausschuss nicht. Im Individualverkehr gebe es sicher seit dem letzten Aktionsplan eine Zunahme, E-Autos seien auch deutlich leiser. Josef Sommer (CDU) sagte, bei E-Autos sei das Rollgeräusch lauter. Hauptproblem sei weiterhin der Lkw-Verkehr, betonte der Fachbereichsleiter, und der habe noch zugenommen – und der Transportbereich werde noch weiter zunehmen: „Da spielt die Musik.“ Die Idee der Grünen, den ÖPNV auszubauen, wies er zurück: Mehr Busse mit Diesel würden die Belastung noch verstärken.

FDP: „Lärmstrafmandate“ gegen Motorradfahrer

Zuletzt hatte es 2021 Ideen der FDP-Fraktion gegeben, das Tempo auf der B 55 und in der Ortsdurchfahrt Freienohl auf 30 km/h zu begrenzen und die Einhaltung nachts durch Blitzer zu kontrollieren, um den Lärm zu senken. Das war damals kommentarlos von den anderen Fraktionen abgelehnt worden. FDP-Fraktionschef Dr. Jobst Köhne brachte diesmal wieder neue Ideen auf: Der Stiftsplatz in Meschede soll durch den Einbau von Glaswänden zur „stillen Zone“ werden, um den Lärm vom Straßenbereich Auf der Wieme (das ist die Hauptverkehrsstraße hinter dem Parkhaus) zu senken. Die gewaltige Stützwand Auf der Wieme solle schallschluckend bepflanzt werden. Der Liberale beklagt auch den störenden Lärm von Motorrädern – er empfiehlt der Stadt, einen „Lärmblitzer“ anzuschaffen und die Fahrer dann mit „Lärmstrafmandaten“ zu belegen.

Und was geschieht im lärmgeplagten Olpe mit dem hohen Durchgangsverkehr an Lastwagen? Es ist nichts in Sicht. Die deutlichste Lösung, der Bau einer Ortsumgehung, ist in weiter Ferne. Dieter Berger (CDU) verwies darauf, dass im Bundesrat auch der Plan gestoppt wurde, wonach eigentlich leichter Tempo 30 vor Ort angeordnet werden sollte.