Bestwig. Von der Kindergruppe zur Naturmacht: Hinter den Naturrangern aus Bestwig stecken beeindruckende Zahlen. Jetzt gibt es Pläne im Rathaus.

Es sind Zahlen, die beeindrucken. Und es sind Zahlen, die manch einen überraschen dürften. Vor allem diejenigen, die 1997 noch müde gelächelt haben, als sich auf Initiative von Bettina Kreutzmann ein paar Kinder trafen, um die Ortsgruppe Ostwig des WWF-Panda-Clubs zu gründen. 26 Jahre später ist aus einem kleinen Haufen naturbegeisterter Kinder ein Verein geworden, der weit und breit seinesgleichen sucht und auf den nicht nur Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus stolz ist, ihn in seiner Gemeinde zu haben. Ein Verein, an dem inzwischen niemand mehr vorbeikommt und der mit 550 Mitgliedern heute mit zu den größten in der Gemeinde Bestwig zählt.

Unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz

Treibender Motor war und ist bis heute Bettina Kreutzmann. Mit ihrem enormen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz hat sie maßgeblich zu der ebenso erfreulichen wie unglaublichen Entwicklung des Vereins beigetragen. Allein 27 Fledermaussafaris haben die Naturranger in diesem Jahr angeboten. Begeistert haben sie damit 572 Teilnehmer. Ganze Schulklassen melden sich inzwischen dafür an. Das Flair-Hotel Nieder in Ostwig bietet von April bis Oktober sogar ein Fledermaussafari-Pauschalangebot zur Buchung an. Die Nachfrage sei auch bei Touristen inzwischen so groß, dass man die Tourist-Info schon bremsen müsse, sagt Bettina Kreutzmann.

Hier wird ehrenamtlich mehr geleistet als in vielen Bereichen im Hauptamt. Daher ist es der Verwaltung ein besonderes Anliegen, möglicherweise über Förderungen Wege zu finden, das Engagement des Vereins zumindest in Teilen auf eine hauptamtliche Basis zu stellen
Ralf Péus - Bürgermeister der Gemeinde Bestwig

Herzstück der Naturranger sind und bleiben aber die Kinder – die NaRa-Kids. Und auch hier sind die Zahlen beeindruckend. Aus anfänglich 10 bis 20 Grundschulkindern sind inzwischen 112 geworden, die im Verein aktiv sind. Um allen gerecht werden zu können, gibt es mittlerweile pro Jahrgang zwei Gruppen mit jeweils 14 Jungen und Mädchen. Für das erste Schuljahr, so sagt Kreutzmann, gehe es zunächst einmal ums Entdecken. Im zweiten widmen sich die Kinder dem Thema Insekten und Wildbienen und im dritten ebenfalls schwerpunktmäßig dem Thema Bienen.

Besuch am Insektenhotel

Dabei geht es dann unter anderem zum großen Insektenhotel im Hennenohl, es werden eigene Insektenhotels gebaut oder es steht ein Besuch beim Imker an. Das vierte Schuljahr befasst sich dann mit dem Thema Bergbau und Bodenschätze. Dabei führt natürlich kein Weg am Erzbergwerk in Ramsbeck vorbei, aber auch die Veleda-Höhle spielt hier eine Rolle. Dabei gehe es auch darum, spielerische Heimatgeschichte mit einzubauen.

Beim Thema Bergbau und Bodenschätze führt kein Weg am Erzbergwerk in Ramsbeck vorbei.
Beim Thema Bergbau und Bodenschätze führt kein Weg am Erzbergwerk in Ramsbeck vorbei. © Privat

Ab der vierten Klasse bieten die Naturranger dann verschiedene Projektgruppen an, um die Kinder aktiv zu halten – zusätzlich zu zahlreichen Aktionen, Veranstaltungen und Projekten, zu denen die Ranger immer wieder einladen. Etwa das Kürbisschnitzen, das es bereits seit Jahren gibt. Angefangen mit 20, dann 50, dann 100 Teilnehmern kamen im vergangenen Jahr trotz strömenden Regens 350 Menschen, um am Ende auf dem Vereinsgelände am alten Wasserkraftwerk auf der Alfert 140 Kürbisse zu schnitzen.

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Ähnlich beeindrucken waren die Zahlen im vergangenen Frühjahr, als die Ranger zur Ostereiersuche geladen hatten. 100 Jungen und Mädchen waren der Einladung gefolgt, um gemeinsam 600 Eier zu suchen, die die Jugendlichen des Vereins zuvor versteckt hatten. Dabei hatte es auch hierbei in Strömen geregnet. Zu den vier Großveranstaltungen, die die Naturranger im Jahr anbieten, gehören außerdem die NaRa-Erlebnistage sowie ein Weihnachtsbaumschlagen samt Nikolausbesuch. Auch hier ist die Nachfrage inzwischen so groß, dass die Teilnehmer im vergangenen Jahr erstmals auf zwei Gruppen aufgeteilt werden. Kurzum: Zusätzlich zu den Projektgruppen habe die Ranger in diesem Jahr insgesamt 38 zusätzliche große und kleine Veranstaltungen angeboten und damit 1817 Teilnehmer gelockt.

Trotz strömenden Regens gab es eine überwältigende Teilnahme an der Ostereiersuche.
Trotz strömenden Regens gab es eine überwältigende Teilnahme an der Ostereiersuche. © Privat

Zu den Angeboten gehören ebenfalls zwei Großprojekte, in die auch die Erwachsenen mit einbezogen werden. Zum einen, die Fortbildung zum Wildnisbotschafter, mit dem Ziel das Thema Wildnis in der Bevölkerung präsenter zu machen und neben den Kindern auch Erwachsene für das Thema Natur und Wildnis zu begeistern. Außerdem gibt es das Projekt „Norwegen“. Bereits seit mehr als 15 Jahren nehmen die Ranger immer wieder Jugendliche mit in den hohen Norden. Seit 2018 gibt es eine Gruppe von 14 Leuten, die mitfährt, um die Freundschaften, die in all den Jahren in Norwegen entstanden sind, weiter auszubauen, aber auch, um sich vor Ort Projekte anzuschauen „Es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen“, sagt Kreutzmann.

Es ist absolut beeindruckend, was in 26 Jahren aus dem kleinen Pflänzchen von einst geworden ist.
Markus Sommer (CDU) über die Entwicklung der Naturanger

Hinzu kommen unter anderem acht Hochbeete, an denen Jung und Alt auf der Alfert zusammenarbeiten, ein alter Trafoturm, den die Ranger in Grimlinghausen zu einem Artenschutzturm umgebaut haben und Veranstaltungen für Schulen und Kindergärten, die vor allem seit der Coronazeit sehr beliebt sind. „Alle Kindergärten und Schulen der Gemeinde sind mindestens einmal im Jahr bei uns auf der Fläche“, so Kreutzmann. Es gehe aber auch darum, das Engagement in den Ort hineinzutragen, betont sie. Sei es beim Gastgarten oder generationsübergreifend bei Besuchen in der Tagespflege, um etwa den Bewohnern eine kleine Osterüberraschung zu bereiten.

Die Naturranger am Insektenhotel im Hennenohl.
Die Naturranger am Insektenhotel im Hennenohl. © Privat

Nicht nur Bürgermeister Ralf Péus war zuletzt beeindruckt von Kreutzmanns Ausführungen und der enormen Entwicklung des Vereins. Auch die Fraktionen sprachen ihr Lob und Anerkennung aus, nachdem Bettina Kreutzmann im Gemeindeentwicklungsausschuss die Aktivitäten des Vereins vorgestellt hatte. Es sei absolut beeindruckend, was in 26 Jahren aus dem kleinen Pflänzchen von einst geworden ist, betonte Markus Sommer von der CDU. Es sei mehr als verdient, dass Bettina Kreutzmann mit der Ehrenmedaille der Gemeinde ausgezeichnet worden sei - und ebenso, dass die Naturranger beim Heimatpreis den ersten Platz belegt haben.

Unterstützung aus dem Rathaus

Man müsse vor allem betonen, dass all das ehrenamtlich geleistet werde, hob Bürgermeister Ralf Péus hervor. Hier werde ehrenamtlich mehr geleistet als in vielen Bereichen im Hauptamt, so Péus. Daher sei es der Verwaltung ein besonderes Anliegen, möglicherweise über Förderungen Wege zu finden, das Engagement des Vereins zumindest in Teilen auf eine hauptamtliche Basis zu stellen. So eröffne sich vielleicht auch die Möglichkeit, das Ganze noch weiter auszubauen, sagt Péus. Schließlich gebe es so etwas nirgendwo anders.