Einer der ältesten Einwohner der Stadt Meschede ist tot. „Tönne“ Droege aus Eversberg wurde 100 Jahre alt. Seine bewegende Geschichte.

Seine Familie nimmt Abschied von ihm in „Liebe und Dankbarkeit“: Mit Anton „Tönne“ Droege ist einer der ältesten Einwohner der Stadt Meschede gestorben. Noch Anfang Oktober hatte das Eversberg Ur-Gestein seinen 100. Geburtstag begangen. Zu diesem besonderen Geburtstag hatte Thomas Wagner eine Würdigung über den Jubilar verfasst. Wir veröffentlichen sie hier noch einmal in Auszügen.

Die Würdigung zum 100. Geburtstag

Von Thomas Wagner

Ein ganz seltener Geburtstag steht an: Tönne Droege wird 100 Jahre alt! Wer ihn besucht oder mit ihm spricht, kann das kaum glauben, so unglaublich frisch und rüstig ist der Jubilar.

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Das ist um so verwunderlicher, da er am 19. Februar 1943 eine schwere Kriegsverletzung erlitt und „eigentlich bereits tot war“. In der Nähe des russischen Ortes Kromy lag er nach einem Kopfschuss wie tot am Straßenrand. Vorbeifahrende Soldaten sahen plötzlich, „dass sich irgendetwas an mir bewegt hatte“. Auf einem Pritschenwagen brachten sie ihn ins Kriegslazarett Gomel im heutigen Weissrussland und später weiter nach Warschau. Nach Behandlungen in weiteren Lazaretten ging es erst im Mai 1944 nach Hamm und damit wieder in die Heimat: „Der 19. Februar ist damit so etwas wie mein zweiter Geburtstag!“

Acht Enkelkinder

Diesen wahren und für ihn einschneidenden Lebensabschnitt hat er erst in diesem Jahr eigenhändig und in aller Ausführlichkeit in einem Brief an seine acht Enkelkinder beschrieben: „Heute, am 19. Februar 2023, beantworte ich euch damit eine noch offene Frage!“

Beruflich arbeitete Tönne Droege genau wie seine am 14. Juli 2017 verstorbene Ehefrau Seppl beim damaligen Fernmeldeamt in Meschede. Bedingt durch seine Kriegsverletzung engagierte er sich seit über fünfzig Jahren für den Bund der Hirngeschädigten im HSK, dessen Vorsitzender er jahrzehntelng war.

Jagd und Heimatgeschichte

Neben der Jagd und dem jagdlichen Brauchtum ist die Heimatgeschichte seiner Bergstadt Eversberg sein besonderes Steckenpferd. Dieses Interesse kommt vor allem in seinem Einsatz für das Eversberger Heimatmuseum zum Ausdruck, das er über 25 Jahre als verantwortlicher Vorsitzender leitete.

Die Bergstadt ist dem Jubilar zu großem Dank verpflichtet. Das wird auch bei dem heutigen Ständchen vor dem Blickpunkt in Meschede deutlich, mit dem das Jagdhornbläsercorps, der MGV „Concordia“ und die Musikkapelle Eversberg ihre Geburtstagsgrüße überbringen werden.

Spende für ukrainische Kinder

Besonders freut sich Tönne Droege auch auf den Dankgottesdienst, den er mit der Gemeinde in der frisch renovierten St.-Johannes-Pfarrkirche Eversberg feiern kann, „in der ich Sonntag für Sonntag war und die ich nach der Renovierung noch nicht wieder gesehen habe“.

Zusammen mit den Familien seiner drei Kinder werden viele Eversberger Droegen Tönne zum seltenen Geburtstag gratulieren, wobei ihm eines besonders wichtig ist: „Bitte verzichtet auf gutgemeinte Geschenke. Wer möchte, kann mir stattdessen eine Spende für ukrainische Kinder, die so furchtbar unter den Kriegsfolgen leiten, zukommen lassen.“